2028 soll sie zum ersten Mal zur Internationalen Raumstation ISS fliegen: die Nyx-Raumkapsel der The Exploration Company. Das deutsch-französische Raumfahrtunternehmen hat auf dem Pariser Aérosalon ein 1:2-Modell des Raumschiffs gezeigt – und seine Ambitionen klargemacht. In einer Hälfte des Modells sind Frachtboxen untergebracht, in der anderen Hälfte sitzen zwei Astronauten.
Im vergangenen Jahr gingen The Exploration Company und Thales Alenia Space als Gewinner eines 2023 von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ausgelobten Wettbewerbs zur Entwicklung von Frachtrückkehr-Dienstleistungen hervor. Mit je 25 Millionen Euro unterstützt die ESA die beiden Unternehmen bei ihren Vorhaben. Im Februar hat die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Flüge mit der Nyx-Kapsel eingekauft. Dabei sollen wissenschaftliche Experimente mit einer Gesamtmasse von 160 Kilogramm in den niedrigen Erdorbit gebracht werden.
Weiterentwicklung zur bemannten Kapsel möglich
Die Kapsel, benannt nach der griechischen Göttin der Nacht, hat einen Durchmesser von vier Metern und eine Nutzlastkapazität von vier Tonnen. Sie soll nicht nur Fracht zur ISS bringen, sondern auf dem Flug können darin auch Experimente durchgeführt werden. Die Kapsel ist wiederverwendbar und soll am Ende ihrer Mission im Wasser landen. Drei Tonnen Fracht soll sie von der ISS oder künftigen Raumstationen zur Erde zurückbringen können. Vom kohlenstoffbasierten Hitzeschild über die Triebwerke bis zur Avionik entwickelt das 2021 gegründete Unternehmen alles in Eigenregie.

Das Modell der Nyx-Kapsel gibt einen Ausblick auf eine bemannte Version.
Als Teil der für die ESA durchgeführten Studie hat The Exploration Company auch zwei bemannte Konfigurationen untersucht: für vier und für fünf Astronauten. Die wichtigste Entscheidung müsse nun aber Europa treffen, nämlich ob man ein solches europäisches Raumschiff wolle, so Victor Maier, Leiter des Geschäfts in Deutschland und Zentraleuropa. Denn es dauere zehn Jahre und werde Geld kosten, ein solches Vehikel zu entwickeln. "Dafür brauchen wir Europa", so Maier. Im November werden die ESA-Mitgliedsstaaten über das Budget der Europäischen Raumfahrtagentur entscheiden und auch den möglichen Grundstein für die Entwicklung einer bemannten Kapsel legen.
Den Mond im Visier
Darüber hinaus blickt das in Planegg bei München ansässige Unternehmen auch Richtung Mond, mit der Nyx Cyslunar und der Nyx Moon. Für letztere entwickelt The Exploration Company auch das stärkere kryogene Triebwerk Huracán. Auch an dem fast 2000 kN starken, wiederverwendbaren Typhoon-Raketentriebwerk, das Flüssigmethan als Treibstoff nutzt, arbeitet The Exploration Company, kofinanziert von der französischen Raumfahrtagentur CNES. Für das Typhoon gibt es allerdings noch keine Anwendung.
Doch erst einmal fängt The Exploration Company klein an: In wenigen Tagen soll die "Mission Possible" mit einer kleineren Version der Nyx starten. Die Rückkehrkapsel hat einen Durchmesser von 2,5 Metern und wird zum ersten Mal mit 200 Kilogramm Kundennutzlasten einen Demo-Flug unternehmen. Der Start erfolgt im Rahmen der Transporter-14-Mission mit einer Falcon 9 von SpaceX von Kalifornien aus. Die kleine Kapsel soll dabei an der Oberstufe der Falcon 9 befestigt bleiben, bis diese ihre Triebwerkszündung zum Deorbitieren abgeschlossen hat. Dann soll sie einen Wiedereintritt versuchen und im Pazifik landen, wo sie von einem Bergungsschiff erwartet wird.