Am Freitag endet in Bremen eine Ära: Die letzte von insgesamt 117 in der Hansestadt gefertigten Ariane-5-Oberstufe wird in den Transport-Container verladen und auf ihre Reise per Schiff zum europäischen Weltraumbahnhof nach Kourou, Französisch-Guayana vorbereitet.
Nach dem jüngsten erfolgreichen Start einer Ariane 5 am 13. Dezember mit dem neuen europäischen Wettersatelliten MTG-I1 und den Intelsat-Satelliten Galaxy 35 und 36 an Bord wird die Trägerrakete nur noch zwei Mal fliegen: nach derzeitiger Planung im Februar 2023 mit Syracuse 4B und Heinrich Hertz sowie im April mit der ESA-Sonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer). Danach wird Europa einige Monate lang keine eigene Schwerlastrakete zur Verfügung haben, denn die Nachfolgerin Ariane 6 wird frühestens im dritten Quartal 2023 zum Erstflug abheben.
Die Oberstufen der Ariane 5 wurden in Bremen gebaut, die Hauptstufen in Les Mureaux in Frankreich. Diese Arbeitsteilung wird auch bei der Ariane 6 beibehalten.
Die Karriere der Ariane 5 begann mit einer Explosion
Der erste Start einer Ariane 5 in der Basisversion G am 4. Juni 1996 endete mit einem Fehlschlag. Wegen eines Softwarefehlers geriet die Rakete außer Kontrolle und musste 37 Sekunden nach dem Start gesprengt werden. Auch der zweite Start am 30. Oktober 1997 war kein voller Erfolg: Das Hauptstufentriebwerk schaltete zu früh ab und die Nutzlasten wurden in einem zu niedrigen Orbit ausgesetzt. Erst die dritte Mission am 21. Oktober 1998 gelang.
Daneben gab es nur einen weiteren Fehlschlag und drei Teilerfolge Im Verlauf der bislang 115 Starts der Ariane 5. Am 12. Juli 2001 setzte die Rakete ihre Nutzlasten erneut in einer zu niedrigen Umlaufbahn aus, diesmal wegen eines Problems der Oberstufe. Am 11. Dezember 2002 stürzte eine Ariane 5 wegen eines Fehlers im Hauptstufentriebwerk ab und am 25. Januar 2018 ging nach dem Start der Kontakt zur Rakete verloren und die Nutzlasten wurden in einem falschen Orbit ausgesetzt.
Um die Nutzlastkapazität stetig zu steigern, wurden mehrere Varianten der Ariane 5 entwickelt: G+, GS, ES und ECA. Seit dem Sommer 2018 fliegt nur noch die Ariane 5 ECA. Sie kann mehr als 10 Tonnen Nutzlast in einen geostationären Transferorbit befördern. Zu ihren spektakulärsten Missionen in jüngerer Zeit zählen unter anderem der Start der ESA-Merkursonde BepiColombo am 20. Oktober 2018 und der Start des James-Webb-Weltraumteleskops am 25. Dezember 2021.