Der Prototyp der Defiant X dreht längst schon munter seine Runden. Bei Missionstests pflügte der als Flugschrauber mit Druckpropeller konzipierte Zukunftshelikopter jüngst im Tiefflug durch die Sumpflandschaften Floridas. Schon im vergangenen Jahr zeigte der Testträger, was in ihm steckt: Im Geradeausflug erreichte er Anfang November 2021 eine Geschwindigkeit von 457 km/h. Das klingt für einen Hubschrauber zwar durchaus beeindruckend – reicht aber noch nicht aus, um die ambitionierten Forderungen der US Army zu erfüllen. Die wünscht sich für den künftigen Black Hawk-Erben nämlich satte 520 km/h Marschgeschwindigkeit. Ein Wert, den Konkurrent Bell mit seiner V-280 Valor bereits geknackt hat: für das Kipprotor-Flugzeug stehen 565 km/h Topspeed auf der Habenseite.
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Honeywells Trumpfkarte
Allerdings haben Sikorsky und Boeing längst nicht alles aus ihrem Prototypen herausgeholt. Das liegt mitunter auch an dessen Triebwerken. Denn der Defiant X-Demonstrator fliegt aktuell mit zwei T55-Turbofans von Honeywell. Dessen Grundversion ist stolze 67 Jahre alt, und selbst in der aktuellen Ausbaustufe T55-714A, die auch in der CH-47 Chinook steckt, leistet es "nur" rund 4.800 PS. Für die Defiant X reicht das auf lange Sicht nicht aus. Doch Abhilfe ist bereits in Sicht, denn Honeywell hat noch ein neues Ass im Ärmel: Ende vergangener Woche gaben Sikorsky und Boeing bekannt, dass sie sich für das Honeywell HTS7500 als Defiant X-Antrieb entschieden haben.

Stärker, leichter, sparsamer
Das HTS7500 soll, wie der Name schon andeutet, bis zu 7.500 PS Leistung zur Verfügung stellen. Paarweise verbaut, sollen diese Zusatz-Pferdestärken der Defiant X damit zum erhofften Power-Boost verhelfen. Zudem preist Honeywell seine neue Schöpfung, verglichen mit dem T55-714A, als deutlich leichter und 18 Prozent sparsamer an. Das mache das HTS7500 "zur perfekten Wahl für die Defiant X", unterstreicht Honeywell selbstbewusst. Seine Verwandtschaft mit der bewährten Wellenturbine kann das HTS7500 dabei nicht verhehlen – und das ist auch gar nicht gewollt. Man habe bei der Konstruktion gezielt darauf geachtet, dass das neue Triebwerk strukturell großteils dem T55 entspreche, um Technikern im laufenden Betrieb die Wartung zu erleichtern, heißt es bei Honeywell.
Wann das HTS7500 seinen Weg in die Defiant X findet, verrieten die Projektpartner noch nicht. Inwiefern sich die US Army mit dem von Sikorsky, Boeing und Honeywell geschnürten Paket anfreunden kann, dürfte indes bald klar sein: Der Sieger im Rennen um die Black Hawk-Nachfolge soll noch in diesem Jahr gekürt werden.