A380-Erstlandung in Denver: Partystimmung am US-Riesendrehkreuz

Erstlandung des Mega-Airliners in Denver
A380-Premiere in den Rockies

Veröffentlicht am 29.05.2025

Hektisch stoben die "kleinen" CRJ und A319 mit deutlichen Bugradausschlägen auf dem breiten Vorfeld des Denver International Airport auseinander, als ihnen am 30. April der soeben aus München gelandete Lufthansa-Airbus A380, D-AIMK, entgegenrollte, als erste A380 in Denver – ever. Der Riesenjet ist künftig Stammgast in Colorado, denn im Sommerflugplan bedient Lufthansa ihre Drehkreuzverbindung aus München zum United-Hub mit ihrem Flaggschiff A380. An Bord sind 509 Passagierplätze zu füllen. In der Startphase seien die Buchungen aber bereits vielversprechend, so Lufthansa. Vor allem die First, die Business und die Premium Economy Class seien im Sommer schon verheißungsvoll gut gebucht.

Airbus A380 von Lufthansa auf der Rollbahn am Denver International Airport
Denver International Airport

Der Kapitän prüfte vorab

Ein halbes Jahr lang hatte Lufthansa-Kapitän Thomas Jahn, der beim elfstündigen Denver-Erstflug mit "Mike Kilo" auch am Steuer saß, die Riesenverbindung vorbereitet. Zuvor war Denver zwar schon als A380-Ausweichplatz zugelassen, immerhin verfügt der Flughafen über die längste zivile Landebahn der USA, die 4879 Meter lange 16R/34L, aber Jahn hat nun alle sechs Pisten in allen Landerichtungen und alle Rollwege sowie vier Gates planerisch komplett überprüft. Bis zu passenden A380-Schubstangen, eigenen LH-Technikern vor Ort und den passenden Steckern für die umweltfreundliche Bodenstromversorgung ohne laufende Hilfsgasturbine (APU) reichten die logistischen Vorarbeiten. A380-Ausweichplätze für Denver sind übrigens Salt Lake City und Phoenix. Unter anderem half bei der peniblen Platzbegutachtung ein maßstäbliches Flugzeugmodell auf Google-Earth-Satellitenfotos. Denn mit stolzen 79,8 Metern Spannweite braucht die A380 volle "Code F"-Dimensionen auf allen Rollwegen und an allen Gates.

Airbus A380 auf dem Rollfeld am Denver International Airport
Denver International Airport

Bessere Verbrauchswerte

Der in München ansässige "Fleet Captain" Thomas Jahn, er ist hier auch Chef für die Flotten A330, A340 und A350, kam dank der Verlegung der acht verbliebenen Lufthansa-A380 nach Bayern in den Genuss, nun auch noch beim Doppelstock-Riesen am Steuer sitzen zu dürfen. Nach ihrer Reaktivierung und nach aufwendigen Überholungen erreicht die A380 dank eines FMS-Software-Updates mit erweiterter Winddatenübermittlung nun bei einem normalen Verbrauch von zwölf Tonnen Kerosin pro Stunde um ein bis zwei Tonnen Kerosin bessere Verbrauchswerte. Gut besetzt fliege sie pro Passagiersitz sparsamer als die Schwester A340-600, sagt Jahn. Fliegerisch sei der Gigant für Piloten der A350 sehr ähnlich zu bedienen. Sogar das etwas höhere Abfangen zur Landung sei keine große Umstellung, so der Kapitän, den ein Senior First Officer und ein First Officer nach Colorado begleiteten. Die Platzhöhe von Denver, immerhin "dünne" 1656 Meter hoch gelegen, bedeute für die A380 keine Einschränkung. Nur im Hochsommer, an extremen Tagen mit Hitze und Windstille zugleich, könne eine leichte Nutzlastanpassung nötig werden, sagte Jahn.

Auch in der A380-Kabine waren A380-Fans im Einsatz, als Flugbegleiter. Insgesamt 22 Frauen und Männer sind für die Versorgung (und Rettung) der Passagiere zuständig, hier angeführt von Chefpurser Reno Kloss. Der "Purser II" fliegt schon 27 Jahre bei Lufthansa und sagt begeistert: "Die A380 ist mein Baby." Als die A380 bei Lufthansa zurückkehrte, ließ er sich extra aus Frankfurt nach München versetzen und zog dem Riesen hinterher. An der A380 lobt er den Platz und die Ergonomie. "Es gibt kein Flugzeug, in dem es sich so gut arbeiten lässt", lobt Kloss. Selbst im Crewrest unter der Galley 2 habe man noch Stehhöhe und eine eigene Toilette. Insgesamt sechs Bordküchen müssen bedient werden, die mit zwei Speiseaufzügen zwischen den Etagen verbunden sind.

Airbus A380 von Lufthansa am Gate am Denver International Airport
Denver International Airport

Denver will mehr Besucher

Auch am Airport in Denver war das Interesse an dem Doppelstock-Riesen gigantisch. Wie in der A380-Frühphase gab es einen regelrechten Auflauf an den Terminal-Fensterfronten und auf dem Vorfeld. Denvers Flughafenchef Phillip A. Washington berichtete auf einem Abendempfang für Lufthansa, selbst Airline-Gate-Personal von Fremdairlines habe die laufende Passagier-Abfertigung unterbrochen, um A380-Erinnerungsfotos zu schießen. Für Washington ist die A380 ein willkommener Vorbote für künftig erhofftes Wachstum, denn trotz zahlreicher Regionalflüge sind internationale Verbindungen in Denver noch rar. Sechs Pisten habe der Flughafen bereits, die siebente werde gerade gebaut und die enorme Fläche des Airports, mit 140 Quadratkilometern doppelt so groß wie Manhattan und weltweit die zweitgrößte nach dem saudischen Dammam, reiche sogar für insgesamt zwölf Start- und Landebahnen. Unter den US-Großstädten wachse Denver derzeit am schnellsten. Die zentrale Lage im Land und gute Erreichbarkeit, viel Platz in den Great Plains, aber auch direkte Nähe zu den malerischen Gipfeln der Rocky Mountains ziehen viele Elektronikfirmen, Datenbankbetreiber und Start-ups an. Die Stadt Denver hat ihre Innenstadt mit Fußgängerzone und bezahlbaren Neubauwohnungen vor der Verödung bewahrt und bietet mit Theatern, Oper und Kunstmuseum ein in den einsamen Weiten des amerikanischen Westens sonst unübliches Kulturangebot. Denver will sich nun auch noch zum "Basislager" für Touristen entwickeln, die von hier aus bequem zu Touren in die Natur aufbrechen können, aber zugleich ein volles Großstadtangebot zur Auswahl haben.