Durch den Krieg in der Ukraine haben die Schwerlastfrachter von Antonov Airlines vorübergehend ihre Heimat verloren. Statt wie gewohnt vom Antonow-Werksflugplatz Kiew-Hostomel starten die Einsätze deshalb seit geraumer Zeit im deutschen Exil, am Flughafen Leipzig/Halle. Dort hat Antonov Airlines die fünf Antonow An-124 stationiert, die dem Unternehmen noch geblieben sind, nachdem massive Kämpfe um den Flughafen Hostomel vor genau einem Jahr nicht nur den Airport selbst verwüstet, sondern auch mehrere Flugzeuge zerstört, oder zumindest schwer beschädigt haben – mit der einzigartigen An-225 "Mrija" als bekanntestem Opfer.
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Lastenesel nach "Down Under"
Die Ereignisse des vergangenen Jahres stecken den Antonov Airlines-Crews tief in den Knochen – nicht zuletzt deshalb, weil seither militärische Versorgungsflüge für die eigenen Streitkräfte zum Kerngeschäft gehören. Doch auch der zivile Frachtmarkt setzt weiter auf die Ukrainer. Und so stehen die fünf An-124 zwar primär für ukrainische Interessen zur Verfügung, wickeln aber zugleich weiter Charterflüge ab und bringen sperrige Großfracht wie eh und je schnell und zuverlässig in alle Winkel der Welt.
Eine der fünf An-124, Kennzeichen UR-82072, weilte jüngst in "Down Under" – genauer am Flughafen Avalon vor den Toren von Melbourne, im australischen Bundesstaat Victoria. Dort lieferte sie einen 35,5 Tonnen schweren Kompressor des US-Herstellers Solar Turbines samt zugehöriger Ausrüstung ab, der für eine Gas-Verdichterstation in Winchelsea (Victoria) bestimmt war. Insgesamt betrug das Gewicht der Fracht rund 67 Tonnen, wie Antonov Airlines schreibt. Der Kompressor selbst besaß eine Länge von 11,33 Metern und war 3,63 Meter breit – für die An-124 mit ihrem 6,4 Meter breiten Laderaum kein Problem. Die 30 Jahre junge UR-82072, die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine den Schriftzug "Be brave like Kherson" am Bugtor trägt, war vier Tage zuvor im kalifornischen San Bernardino gestartet und mit mehreren Zwischenstopps schließlich in Avalon eingetroffen.

Transport mit Tücken
Unterwegs warteten auf die Crew des Flugzeugs einige Herausforderungen, wie Antonov Airlines-Sprecherin Olha Danilowa erzählt. So sei auf der Strecke einer der als Zwischenstopps ausgewählten Airports zum fraglichen Zeitpunkt überlastet gewesen und man habe sehr rasch einen Ausweichort finden müssen – ohne den straffen Zeitplan der Lieferung in Gefahr zu bringen. Alle Beteiligten hätten sich jedoch als flexibel erwiesen und in kürzester Zeit eine Alternativroute aus dem Hut gezaubert, sodass der Kompressor letztlich wie geplant am Zielort eintraf. Um das Be- und Entladen der Fracht kümmerte sich der britische Dienstleister Air Charter Service, der in San Bernardino wie in Avalon die nötigen Ladekräne bereitstellte und nach dem Ausladen auch den Weitertransport der Fracht an ihren endgültigen Zielort organisierte.