Mit abgerissenem Heck liegt die 747-400 mit dem Kemnnzeichen TC-ACF und der Seriennummer 25645 bei Tagesanbruch im Wasser neben der Landebahn 07L des Flughafens Chek Lap Kok in Hongkong. Am Montagmorgen um kurz vor 4 Uhr Ortszeit war der Jumbo-Jet der türkischen Fracht-Airline ACT Airlines, unterwegs im Charter-Auftrag für Emirates, aus Dubai kommend nach rund sieben Stunden Flugzeit beim Landen von der Bahn abgekommen. Die genaue Ursache dafür ist noch unklar, doch obwohl die vierköpfige Crew mit dem Schrecken davonkam und gerettet werden konnte, liest sich die Bilanz des Unglücks tragisch: Beim Ausbrechen nach links mähte die 747, kurz bevor sie ins Meer rutschte, das Fahrzeug zweier Bodendienst-Mitarbeiter um, die offenbar zur falschen Zeit am falschen Ort waren – und diesen Umstand mit ihrem Leben bezahlen mussten.
Das Flugzeug selbst ist offensichtlich Schrott, ACT Airlines mit Sitz in Istanbul kann ab sofort nur noch auf ein einziges Flugzeug zurückgreifen. Der Cargo-Carrier hatte zwar bis Ende Dezember 2024 vier 747-400-Frachter in der Flotte, zwei davon wechselten Anfang dieses Jahres jedoch zu Compass Cargo Airlines nach Bulgarien. Die Maschine mit dem Kennzeichen TC-ACG ist die einzige, die den Türken jetzt noch bleibt.

Nach ihrem fatalen Landeunfall in den frühen Morgenstunden liegt die schrottreife Boeing 747-400 TC-ACF neben dem Flughafengelände im Wasser.
Mit Pikachu am Rumpf durch Japan
Sowohl die TC-ACG als auch die verunglückte Schwestermaschine TC-ACF wurden bei Boeing in Everett einst nicht als Frachter, sondern als Passagierjets gebaut. Beide flogen ursprünglich für All Nippon Airways (ANA) aus Japan – die TC-ACG ab August 1992, die geringfügig jüngere Unglücksmaschine TC-ACF ab Juni 1993. Die TC-ACF war seinerzeit unter der japanischen Kennung JA8962 registriert – und hatte zwischen 1999 und 2006 die große Ehre, als eine von mehreren fliegenden Botschafterinnen für das japanische Zeichentrick-Franchise Pokémon zu fungieren, das Ende der 90er-Jahre weltweit seinen ersten großen Hype erlebte. Mit dem drolligen gelben Pikachu und weiteren Pokémons am Rumpf avancierte die JA8962 zum begehrten Fotoobjekt für Planespotter, auch wenn der Jumbo-Jet mit der Lackierung vor allem im japanischen Inlandsverkehr unterwegs war.

Zwischen 1999 und 2006 war die jetzt in Hongkong verunglückte 747 als JA-8962 mit Pokémon-Sonderlackierung für ANA unterwegs.
Umbau zum Frachter in Tel Aviv
Im Dezember 2010 musterte ANA den einstigen Pokémon-Jet schließlich aus. Die 747 landete beim Leasing-Riesen GECAS, der sie zum Frachter-Umbau nach Tel Aviv überführen ließ, wo sich Israel Aerospace Industries (IAI) um die Konversion vom Passagierflugzeug zum Lastenesel kümmerte. Fortan firmierte das Flugzeug als Boeing 747-400BDSF – die Abkürzung steht für "Bedek Special Freighter". Im August 2011 startete der Jumbo-Jet dann in seine zweite Karriere – als TC-ACF bei ACT Airlines in der Türkei. Die Türken vermieteten das Flugzeug später, zunächst an Magma Aviation und im Anschluss, von 2013 bis 2017, an Saudi Arabian Airlines Cargo, deren Lackierung sie in dieser Zeit auch trug. Seit Spätsommer 2020 war die TC-ACF dann wieder im vollen, weiß-neongrünen Farbkleid von ACT Airlines unterwegs. Bis sie am frühen Morgen des 21. Oktober 2025 in Hongkong crashte.