Ekranoplan Orion-25
Russland hat ein neues (kleines) Seemonster

In den 1960er-Jahren schockte die UdSSR das Pentagon mit dem "Kaspischen Seemonster" – einem gigantischen Bodeneffektfahrzeug, genannt Ekranoplan. Die Tradition dieser Ekranoplane riss in Russland nie ganz ab. Jetzt wird in Petrosadowsk ein neues getestet: Orion-25.

Russland hat ein neues (kleines) Seemonster
Foto: Screenshot Youtube

Okay, der Vergleich hinkt. Mit den enormen Dimensionen des "Kaspischen Seemonsters" aus dem Jahr 1967, fast 100 Meter lang und 544 Tonnen schwer, hat das neue Ekranoplan aus Russland herzlich wenig zu schaffen. Selbst gegenüber dem sehr viel kleineren Ekranoplan A-90 Orljonok, das bis in die 90er-Jahre bei der russischen Marine Dienst schob, wirkt das Gerät, das im Video über den zugefrorenen Onegasee bei Petrosadowsk im Nordwesten Russlands gleitet, recht kompakt. Die Technik, die sich hinter dem Projekt namens Orion-25 verbirgt, ist jedoch dieselbe, mittels derer schon die beiden vorgenannten Muster die Meere unsicher machten. Denn wie seine großen Vorgänger, macht sich auch Orion-25 den Bodeneffekt zunutze, wenn es in geringer Höhe, auf seiner eigenen Luftwalze reitend, mit bis zu 500 km/h Strecken von maximal 3.600 Kilometer zurücklegt.

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Mini-Süßwasser-Seemonster

Das zumindest ist das Ziel, an dem das Moskauer Konstruktionsbüro EO Orion mit Orion-25 derzeit arbeitet. EO Orion hat das Ekranoplan entworfen, gebaut wurde es in Petrosadowsk bei der örtlichen Schiffswerft Avangard LLC. Ob es tatsächlich schon vom Boden abhob, ist unklar – auf bislang bekannten Videoaufnahmen haben die luftgefüllten Kufen des zweimotorigen Mini-Seemonsters die Oberfläche des zugefrorenen Onegasees jedenfalls noch nicht verlassen. Auch sonst sind zu Orion-25, außer den genannten Eckdaten, wenig weitere Details bekannt. Nur, dass es aktuell erst einen einzigen Prototyp gibt – dass man aber sehr wohl einen Markt sieht für das Ekranoplan, etwa beim Katastrophenschutz und der Küstenwache, oder auch beim Militär. Und dass die maximale Betriebsdauer von Orion-25 elf Stunden betragen soll.

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Vielseitig verwendbar – theoretisch

"Solche Geräte können zum Schutz der Grenze und zur Hilfe bei Naturkatastrophen, auf wissenschaftlichen Expeditionen oder beim Transport von Schichtarbeitern an schwer zugängliche Orte eingesetzt werden", erläuterte der Bürgermeister von Petrosadowsk, Wladimir Ljubarski, anlässlich der ersten Testläufe gegenüber der Presse. Für letzteren Zweck bietet die Kabine des Ekranoplan Platz für etwa 30 Passagiere. Die Entwickler gaben ergänzend zu Protokoll, Orion-25 könne "in geringer Höhe über jeden Untergrund gleiten" und zeige sich dabei wegen des Bodeneffekts äußerst sparsam. Welche Motoren das Ekranoplan antreiben, darüber gibt es bisher noch keine Informationen. Es sind augenscheinlich zwei Turboprops, vermutlich sowjetischen Ursprungs, die vor dem Cockpit am langgezogenen Bug montiert sind und jeweils einen Vierblattpropeller antreiben.

Screenshot Youtube
Orion-25 könnte nach dem Willen seiner Entwickler einmal für vielfältige Zwecke zum Einsatz kommen - vom Grenzschutz bis zum Transport von Arbeitern.

Glückloser Vorgänger

Orion-25 ist nicht das erste Ekranoplan, das EO Orion und Avangard über den Onegasee gleiten lassen. Nach Angaben des russischen Portals VPK testeten beide Partner ab 2014 am selben Ort bereits den Vorgänger Orion-20. Dieser besaß als Antrieb laut VPK zwei tschechische Walter M601-Turboprops vorn am Rumpf, sowie eine zusätzliche Propellerturbine des Typs Gluschenko TWD-10 auf dem Dach. Orion-20 sei für 20 Passagiere ausgelegt gewesen, mit einer Rumpflänge von 22,2 Metern, 20,6 Metern Spannweite und einem Startgewicht von 13 Tonnen, so das Portal weiter. Die Testkampagne dieses Ekranoplans endete allerdings unrühmlich: Am 1. August 2015 bäumte es sich in voller Fahrt plötzlich auf und stürzte ab.

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