Weil die beiden neuen Jumbo-Jets für den US-Präsidenten einfach nicht fertig werden wollen und sich sogar so sehr verspäten, dass Donald Trump selbst in seiner zweiten Amtszeit nicht mehr damit fliegen wird, ist seit einigen Tagen von einem Ersatzflugzeug die Rede, das interimsmäßig die Lücke füllen soll. Dabei geht es um die Boeing 747-8I mit der ehemaligen Kennung A7-HBJ, die bis November 2023 zur Regierungsflotte des Emirats Katar gehörte, inzwischen aber auf dem Abstellgleis geparkt und außer Dienst gestellt wurde. Passenderweise steht der ex-katarische VIP-Jumbo seit dem 3. April dieses Jahres auf dem Flughafen von San Antonio in Texas – dort wo Boeing derzeit die künftigen Präsidentenflugzeuge einrichtet.
Laut Berichten diverser US-Medien, darunter ABC News, soll Präsident Trump das Flugzeug, das am 31. März 2012 zum Erstflug startete, von der katarischen Herrscherfamilie Al Thani als persönliches Geschenk erhalten – das nach Trumps Ausscheiden aus dem Amt 2029 an dessen Stiftung, die "Donald J. Trump Presidential Library", übergehen soll. Bei der luxuriös ausgestatteten 747-8I könnte "es sich um das wertvollste Geschenk handeln, das den Vereinigten Staaten jemals von einer ausländischen Regierung gemacht wurde", schreibt ABC News dazu. Anwälte der Rechtsabteilung des Weißen Hauses seien bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Annahme eines solchen Geschenks und dessen spätere Weitergabe an die Trump-Bibliothek nicht gegen geltende Gesetze verstoße.
Fliegendes Luxushotel
Wie dem auch sei, sicher ist jedenfalls, dass es sich bei der inzwischen als P4-HBJ auf der Isle of Man registrierten Maschine um einen der edelsten Jumbo-Jets handelt, die jemals gebaut wurden. Der Umbau des bei Boeing in Everett mit der Seriennummer 37075 versehenen Vierstrahlers zum fliegenden Palast nahm von Herbst 2012 bis Juli 2015 fast drei Jahre in Anspruch. Ihr opulentes Interieur erhielt die 747-8I seinerzeit in Basel beim Schweizer Unternehmen AMAC. Für die Gestaltung zeichnete das Pariser Designbüro Cabinet Alberto Pinto verantwortlich, das sich zuvor im Kreise der Reichen und Schönen mit maßgeschneiderten Einrichtungen für Jachten, Villen und (kleineren) Privatjets einen Namen gemacht hatte.
Die Ausstattung, mit der der Luxus-Jumbo seit seiner Indienststellung im Sommer 2015 glänzen kann, umfasst Badezimmer, Esszimmer, Lounge, stilvolle Suiten, mehrere Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, einen Kinderspielbereich – und weil dem Vergnügen bekanntlich die Arbeit vorangeht, auch Konferenzräume und mehrere Büros. Reisen lässt es sich auf diese Weise mehr als königlich. Und weit fliegen noch dazu: Die zum Luxus-Appartement aufgerüstete 747-8I besitzt eine Reichweite von mehr als 14.000 Kilometern.

Bereits 2018 verschenkte Katar eine seiner damals vier Boeing 747-8I. Sie fliegt heute als TC-TRK für die türkische Regierung.
Kaum genutzte 747
Viel geflogen ist der Jumbo-Jet bis jetzt allerdings nicht: Viel mehr als 300 Flüge und um die 1100 Flugstunden kamen noch nicht zusammen – auch deshalb, weil die Katarer noch zwei andere Boeing 747-8I in der VIP-Flotte haben und schon 2020 erstmals versuchten, die A7-HBJ abzustoßen. Damals hatte man in Doha noch einen Verkauf im Sinn, bekam die Maschine aber augenscheinlich nicht an den Mann. So blieb der ungeliebte Regierungs-Jumbo beinahe jungfräulich.
Demnächst "Trump Force One"?
Ausgelegt ist der opulente Dicke-Hose-Jet laut Einrichter AMAC für bis zu 89 Passagiere und 14 Besatzungsmitglieder. Von Haus aus lässt sich die 747 überdies für medizinische Evakuierungseinsätze zum fliegenden Krankenhaus umwidmen. In diesem Fall wird das Haupt-Schlafzimmer einfach in eine Transporteinheit für Patienten verwandelt.
Ob das Flugzeug auch vorinstallierte Selbstschutzsysteme oder andere für die Eignung als temporäre "Air Force One" nützliche Dinge besitzt, ist unbekannt. Gerüchten zufolge könnte sich der Rüstungskonzern L3Harris aus Florida der ex-Katari-747 annehmen, um sie möglichst rasch und möglichst kostengünstig für den US-Staatsdienst nutzbar zu machen. Ob sie dann tatsächlich übergangsweise für den Präsidenten fliegen wird, ist jedoch längst nicht sicher. Die beiden derzeit noch als "Air Force One" genutzten Boeing 747-200 (militärische Bezeichnung VC-25) können zur Not noch ein paar Jahre durchhalten, auch wenn ihr Unterhalt und die Versorgung mit Ersatzteilen zunehmen schwieriger und kostspieliger werden.
Der peinliche Beigeschmack, dass es den USA und Boeing nicht gelingt, in einem akzeptablen Zeitrahmen zwei neue Präsidentenjets zu bauen, lässt sich – ungeachtet der vielschichtigen Gründe dafür – aus der ganzen Story ohnehin nicht mehr tilgen.