Flugunfall TK1951 von 2009: Parallelen zu MAX-Abstürzen?

Flug TK1951
Flugunfall von 2009: Parallelen zu MAX-Abstürzen?

Veröffentlicht am 23.01.2020
Flugunfall von 2009: Parallelen zu MAX-Abstürzen?
Foto: Radio Nederland Wereldomroep / Fred Vloo - CC BY 2.0

Amsterdam, 25. Februar 2009: Turkish Airlines 1951 aus Istanbul hat sich in den Anflugverkehr auf Schiphol eingereiht – 1,5 Kilometer vor dem Ziel kracht die 737-800 auf ein Feld, neun der 135 Insassen überleben nicht. Der spätere Abschlussbericht des Dutch Safety Board stellt Pilotenfehler als Unfallursache in den Vordergrund.

Noch andere Unfallursachen?

Nach aktuellen Recherchen der „New York Times“ blockte die US-Seite Ermittlungen in eine andere Richtung ab: Hinweise auf grundsätzliche Konstruktionsmängel der 737-800 wollen die Amerikaner in dem Bericht nicht lesen, intervenieren und pochen auf menschliches Versagen als Hauptursache. Eine brisante Studie des Flugunfallexperten Sidney Dekker landet so im Giftschrank – obwohl das Dutch Safety Board Dekker einst selbst zu Rate gezogen hatte. Erst als die „New York Times“ den Fall im Licht der 737-Krise neu aufrollt, geben die Niederländer die Studie im Januar 2020 schließlich frei.

Fehlende Doppelsicherung

Dekker wirft Boeing im Fall des Flugs 1951 vor, gezielt von „Defiziten“ des 737-Designs „abzulenken“. Ausgangspunkt des Absturzes, das ist unstreitig, war ein defekter Sensor: der Funkhöhenmesser wähnte die Boeing längst auf der Landebahn, der Autopilot reduzierte die Triebwerksleistung. Viel zu spät erkannten die Piloten das fatale Zusammenwirken der Systeme und übernahmen selbst die Kontrolle. Ist TK1951 ein früher Vorbote der MAX-Katastrophen? Boeing hatte, wie vor den Abstürzen der 737 MAX, unterstellt, dass Piloten etwaige Systemfehler frühzeitig erkennen und abstellen würden.

Software-Update nach TK1951

Damit enden die Parallelen nicht: per Softwareupdate sicherte Boeing nach Flug 1951 die 737-800 besser ab: Werte der Höhenmesser werden inzwischen vor Übertragung in den Autopiloten auf Übereinstimmung geprüft. Bei den AoA-Sensoren der 737 MAX verzichtete Boeing auf diesen Abgleich: je ein fehlerhafter Anstellwinkelmesser – eine ungeprüfte Datenquelle – reichte aus, um im stabilen Steigflug die Trimmautomatik MCAS zu aktivieren und die Flüge JT610 und ET302 mit 346 Insassen ins Verderben zu reißen.