Il-96 von Cubana: Das russische Einhorn aus Kuba fliegt wieder - bald auch nach Deutschland?

Il-96 von Cubana - bald auch nach Deutschland?
Das russische Einhorn aus Kuba fliegt wieder

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.10.2025
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Sie ist ein wahres Einhorn unter den Passagierjets, die CU-T1250 von Cubana. Nirgends sonst auf dem Globus trifft man eine zweite Iljuschin Il-96 mit Passagierkabine, die im Auftrag einer kommerziellen Airline unterwegs ist. Lange Zeit war sie sogar die einzige zivil genutzte Il-96 weltweit, inzwischen fliegen in Russland jedoch wieder zwei Exemplare der verlängerten Version Il-96-400T als Frachter. Cubana ist stolz auf ihren Großraumjet, nutzt die Silhouette der seltenen Maschine häufig für Werbezwecke, etwa auf Facebook.

Allerdings hat die vermeintliche Liebesgeschichte einen Haken: In den letzten Jahren stand die Il-96-300 deutlich länger irgendwo herum, als dass sie wirklich flog. Zwischen August 2022 und Dezember 2023 weilte sie zum Beispiel im russischen Woronesch zur Wartung – satte 16 Monate lang. Angeblich erhielt sie in diesem Zuge auch ein Kabinen-Upgrade, was angesichts der eher sporadischen Einrichtung an Bord ohne individuelles In-flight Entertainment durchaus nachvollziehbar wäre. Allerdings scheint es mit einem Upgrade nicht weit her zu sein, wie die wenigen Mitflugvideos, die seither auf Youtube erschienen, offenbaren. Nach wie vor ist dort das antiquierte Kabinen-Layout früherer Tage zu sehen, das wohl allenfalls etwas aufgefrischt wurde.

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Von Havanna nach Minsk – und drei Monate dort

Viele Passagiere kamen ohnehin nicht in den Genuss, sich selbst ein Bild zu machen – außer sporadisch nach Caracas, ab und zu im Inland und noch sporadischer nach Panama-Stadt war die Il-96 seit ihrer Rückkehr aus Woronesch nicht wirklich oft unterwegs. Im laufenden Jahr kam die CU-T1250 bislang einzig bei einem Regierungsflug für Kubas Staatschef Miguel Díaz-Canel nach Moskau zum Zug – bei dem sie auf dem Rückweg aufgrund eines nächtlichen Zwischenstopps am 9. Mai in Lissabon immerhin für Schlagzeilen sorgte. Am 13. Juli war die 20 Jahre alte Iljuschin – ihren Erstflug absolvierte sie am 26. Juli 2005 – zum vorerst letzten Mal in der Luft. Von ihrem Heimat-Airport, dem Flughafen José-Martí in Havanna, flog sie in rund elfeinhalb Stunden nonstop in die belarussische Hauptstadt Minsk. Dort verschwand sie dann für weitere drei Monate abermals im Wartungshangar, bis sie am 11. Oktober um 12:23 Uhr Ortszeit Minsk Richtung Sankt Petersburg verließ, von dort aus weiterflog nach Keflavik auf Island – und schließlich über den Atlantik zurück nach Havanna.

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Wann kommt die Il-96 wieder zum Zug?

Seither steht Cubanas Widebody-Flaggschiff am Rande der kubanischen Hauptstadt erneut am Boden und lässt sich, wie ihre drei schon längst nicht mehr flugfähigen, vor sich hin welkenden Schwesterflugzeuge, die karibische Sonne auf den Rücken scheinen. Was die Kubaner mit der CU-T1250 planen, sagen sie bisher nicht öffentlich. Allerdings steht für Cubana schon in kurzer Zeit ein großes Übersee-Comeback im Kalender: Ab Anfang Dezember plant der Staatscarrier nämlich, nach über 20 Jahren Abstinenz wieder nach Deutschland zu fliegen. Zweimal wöchentlich soll dann Frankfurt mit Havanna und Holguín verbunden werden, gleichzeitig will man das aktuell einzige Langstreckenziel Madrid ebenfalls weiter bedienen. Für das dortige Flugpaar CU470/471 kommt regulär seit Jahren ein Airbus A330 (früher A340) der spanischen Charter-Airline Plus Ultra zum Einsatz. Für die Frankfurt-Flüge ist ebenfalls eine A330 vorgemerkt – wenngleich Cubana-Generaldirektor Arsenio Arocha Elías‑Moisés kein Geheimnis daraus macht, dass er lieber mit eigenen als mit gemieteten Flugzeugen nach Europa fliegen würde.

Fliegt Cubana mit der Iljuschin nach Frankfurt?

Die Iljuschin Il-96 ist dabei für den Cubana-Chef erklärtermaßen keine erste Wahl – eigenen Aussagen nach würde er ein westliches Muster bevorzugen. Aber ob die notorisch klamme Fluggesellschaft zeitnah in den Genuss eines solchen Jets kommen wird, ist eher zweifelhaft. Das immer noch gültige Handelsembargo der USA gegen Kuba dürfte ebenfalls nicht hilfreich sein. Dagegen ist ein Einsatz der russischen Il-96 nach Europa, unabhängig von der "Eignung" der Exotin für den europäischen Markt und europäische Ansprüche, wegen fehlender EASA-Zulassung für das Muster zwar mit gewissen bürokratischen Hürden verbunden - unmöglich jedoch ist er grundsätzlich nicht. Wenngleich die Wahrscheinlichkeit wohl eher gering bleibt, dass sich Kubas fliegendes Einhorn über kurz oder lang tatsächlich wieder in Madrid oder gar in Frankfurt blicken lässt.