Die Freude am Flughafen von Havanna, Heimat von Kubas Flag Carrier Cubana, war enorm: Begeistert hießen Airline-Mitarbeiter ihr neues altes Flaggschiff "willkommen zurück im Vaterland". Die Flughafenfeuerwehr geizte nicht mit Wasserfontänen für das heimgekehrte Flugzeug. Nach 16 Monaten Abstinenz war die Iljuschin Il-96 mit dem Kennzeichen CU-T1250 am 3. Dezember wieder in Havanna gelandet, frisch durchgecheckt und bereit für neue Taten. Gekommen war sie, mit einem Zwischenstopp in Neufundland, aus Moskau – genauer gesagt aus Schukowski. Dort hatte sie zuletzt auf die notwendigen Zolldokumente gewartet, nachdem sie Mitte November ihren ausgedehnten Kur-Aufenthalt im WASO-Flugzeuwgerk von Woronesch beendet hatte.

Feuerwehr und Cubana-Mitarbeiter bereiteten der Il-96 bei ihrer Heimkehr am 3. Dezember in Havanna einen feuchtfröhlichen Empfang.
"Schwere Form" der Wartung
Von Havanna Richtung Woronesch war die CU-T1250 am 10. August 2022 aufgebrochen. In der Zwischenzeit musste Cubana als Ersatz für ihren flügellahmen Stolz komplett auf die Dienste von Wetlease-Partnern zurückgreifen, ohne dass es offiziell ein Lebenszeichen der im Hangar verschwundenen Il-96 gab. Das änderte sich erst Ende Oktober 2023, als die russische Flugzeugbau-Holding UAC in ihrem Telegram-Kanal schrieb, dass das Flugzeugwerk WASO die Wartungsarbeiten an der kubanischen Patientin weitestgehend abgeschlossen habe und man die Il-96 für die Übergabe an Cubana vorbereite. Welche Arbeiten im Einzelnen an der Maschine notwendig waren – und warum diese so viel Zeit in Anspruch nahmen -, offenbarte UAC nicht, betonte aber, dass die Maschine in den Genuss einer "schweren Form" der Wartung kam. Diese "schwere Form" könne zum Beispiel die Modernisierung von Systemen, eine neue Lackierung sowie die Reparatur des Fahrwerks umfassen.
Neues Leben für welke Iljuschins
Der Telegram-Beitrag zitiert außerdem den Projektverantwortlichen Alexander Jarschewski, sowohl Cubana als auch WASO hätten anhand der Arbeiten an der CU-T1250 viel gelernt. "Die Erfahrungen mit der kubanischen Il-96 waren sowohl für uns als auch für sie sehr nützlich", so der WASO-Mitarbeiter.
Tatsächlich haben beide Parteien anscheinend Blut geleckt – und planen bereits die nächsten, ungleich größeren Herausforderungen. Denn laut Angaben von UAC möchte Cubana nach der CU-T1250 auch ihre drei am Flughafen José Martí in Havanna herumstehenden Il-96 allesamt wieder auf Vordermann bringen. Man habe dafür "ein spezielles Konzept" ausgearbeitet, das die dafür notwendigen Vorarbeiten seitens der Kubaner in Havanna definiere, "bevor sie das Flugzeug zu uns schicken", erläutert Alexander Jarschewski.
Ob das was wird?
Das neue Projekt dürfte einer Mammutaufgabe gleichkommen, denn um die drei anderen Cubana-Iljuschins war es in den vergangenen Jahren noch ruhiger als um die 2005 gebaute CU-T1250. Einzig die ein Jahr jüngere Schwester CU-T1251 war bis Sommer 2021 ebenfalls aktiv. Seither parkt sie untätig am Cubana-Drehkreuz Havanna und setzt Moos an – wie auch die beiden anderen Exemplare CU-T1254 und CU-T1717, die dort schon sehr viel länger vor sich hin rotten. Und zwar im Freien, karibische Salzluft inklusive. Ob eine der drei Iljuschins wirklich eines Tages wieder abhebt, bleibt vorerst deshalb unklar. So dürfte die CU-T1250 noch eine ganze Weile lang ihr nun zurückerlangtes Alleinstellungsmerkmal behalten – als weltweit einzige Iljuschin Il-96 im kommerziellen Passagierbetrieb.