Der Plan der russischen Regierung für die "Russifizierung" der Zivilluftfahrt sieht bis Ende 2030 mehr als 1.000 neue Passagierflugzeuge einheimischer Herkunft vor. Die Iljuschin Il-96, Russlands bislang letzter Großraumjet, spielt in diesem Plan zwar nur eine Nebenrolle. Dennoch sollen in den kommenden Jahren auch zwölf neue Exemplare des Vierstrahlers gebaut werden – in der Standardversion Il-96-300, die seit 1988 fliegt und als Airliner stets eine Exotin blieb.

Die Il-96-300 fliegt in Russland derzeit nur für die Regierung. Kehrt sie auch in den Linienbetrieb zurück?
Russlands "Air Force One"
Heute fliegt die Il-96-300 nur noch bei Cubana aus Kuba in kommerziellen Diensten, während Russlands Regierungsflieger einige Maschinen als VIP-Jets betreiben. Als letzte russische Airline musterte Aeroflot die Il-96 vor zehn Jahren aus – zu unrentabel. Dennoch stand die Produktion der Il-96-300 im WASO-Werk in Woronesch nie komplett still. Immer wieder rollten dort in den vergangenen Jahren neue Exemplare aus der Farbrik – in homöpathischer Stückzahl zwar, aber doch recht konstant. Alle diese neuen Iljuschins fanden ihr Auskommen bei der Spezialflugstaffel SLO Rossija, die für die russische Regierung fliegt.

Im WASO-Werk in Woronesch entsteht derzeit eine neue Il-96-300. Hier ein Blick auf den Rumpf-Rohbau.
Das ist die neue Il-96
Bei der Il-96, die aktuell in Woronesch gebaut wird, liegen die Dinge womöglich aber anders. Sie könnte tatsächlich die erste sein, die nicht für den VIP-Dienst gedacht ist, sondern für die kommerzielle Nutzung im Sinne des Regierungsplans. Jedenfalls kursieren entsprechende Mutmaßungen in russischen Medien. Vom Hersteller, der Flugzeugbau-Holding UAC, gibt es dazu bislang keine Angaben. Dort spricht man nur davon, dass der 18 Tonnen schwere Rumpf-Rohbau, der jetzt vollendet wurde, in einer Rekordzeit von drei Monaten entstanden sei. "Das ist der kürzeste Montagezyklus der letzten Jahre", konstatiert UAC in einer Mitteilung.
Noch eine zweite im Bau
Nach dem Abschluss einiger weiterer Arbeiten soll der Rumpf spätestens Ende März zur Endmontage weitergereicht werden, hieß es aus Woronesch. Unterdessen plant WASO nach eigenen Angaben, in diesem Jahr auch noch die Endmontage einer zweiten Il-96-300 zu beginnen. Beide Flugzeuge sollen plangemäß 2025 fertig werden. Was dann mit ihnen geschieht und wo sie unterkommen, wird sich spätestens dann zeigen. Bislang hat keine russische Airline besonders laut Bedarf angemeldet. Gut möglich also, dass doch auch aus den zwei kommenden Maschinen wieder Regierungsjets werden.