Sonnenschein, Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius und ein warmer Ozean mit Wassertemperaturen um die 26 Grad Mitte März– was will man mehr, als die karibische Idylle von Sint Maarten? Wenn Ihre Antwort "Dezibel", "Kerosin" und "Tiefflug" lautet, dann sind Sie hier genau richtig, am Maho Beach, dem Strand direkt an der einzigen Startbahn des Princess Juliana International Airport von Sint Maarten.

Über dem Flughagenzaun, hier extra abgeflacht, schweben die Jets unter begeisterter Anteilnahme des Publikums zur Landung ein.
Aushängeschild Jet-Blast
Kein Wunder, dass die hiesige "Sunset"- Strandbar den aktuellen Flugplan wie eine Speisekarte auf einem alten Surfbrett aushängt. Nur 2300 Meter ist die Piste "10/28" kurz, die auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Strand und den 474 Meter hohen Bergen angelegt wurde. Fast alle Landungen erfolgen aus Westen, tiefstens über den Strand hinweg, fast alle Starts nach Osten, mit einer steilen Ausweichkurve nach Süden, um die Berge herum. Also tost der beim Anrollen erforderliche Startschub entsprechend gewaltsam den Strandbesuchern um die Ohren. Doch wer hier steht, tut es mit voller Absicht. Wie tausend Nadelstiche treffen einen die Sandkörner und der Staub, die der Abgasstrahl mit sich reißt. Er kann selbst Autos wie Laub umherwirbeln und sollte immer nur mit Sicherheitsabstand genossen werden. Im Sommer 2017 wurde eine neuseeländische Besucherin am Maho Beach vom Schubstrahl direkt hinter einer startenden Boeing 737 mitgerissen, nachdem sie sich am Flughafenzaun hatte festklammern wollen. Sie wurde unglücklich gegen ein Betonteil geworfen und tödlich verletzt. Seitdem warnen Schilder eindringlich vor der Gefahr und die Fans stehen auf dem Strand und nicht mehr direkt am Zaun. Dadurch ist aus der einst gefährlichen Mutprobe ein entspannterer Logenplatz an der Brandung geworden.

Wenn die Piloten zum Start Leistung setzen, aber nur kurz auf der Bremse stehen, bleibt am Strand dahinter kein Auge trocken. Wagemutige werden sandgestrahlt, ihre Habseligkeiten bläst es ins Meer.
Orkan Irma wütet über der Insel
Doch zuvor musste auch die gesamte Insel noch eine vergleichbare Gewalttortur über sich ergehen lassen: Ebenfalls 2017 wehte der Wirbelsturm Irma direkt über Sint Maarten, ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5 und der bisher stärkste. Bis zu 285 km/h erreichte Irmas Windgeschwindigkeit, die auf Sint Maarten zu großflächigen Überschwemmungen, abgedeckten Dächern und einer zerstörten Trinkwasserversorgung führte. Der Flughafen wurde demoliert, sein Vorfeld stand zeitweise unter Wasser. Insgesamt 134 Tote forderte die karibische Naturkatastrophe, die Schäden in Höhe von 2,5 Milliarden Euro hinterließ, oft bei unversicherten Hausbesitzern. Jetzt zahlte sich die enge Verbundenheit Sint Maartens und seiner französischen EU-Inselseite Saint Martin mit den früheren Kolonialmächten aus Europa aus, denn diese stellten, gemeinsam mit den USA, wesentliche Mittel für schnelle Reparaturen bereit. Heute ist die karibische Idylle wieder hergestellt.

Auch die Bundeswehr evakuierte gestrandete Europäer aus Sint Maarten per A400M.
Keine Jumbos und Mad Dogs mehr, der Ansturm bleibt
Mit fast 400 000 jährlichen Besuchern plus 1,4 Millionen Kreuzfahrtpassagieren hat Sint Maarten die Delle der Coronazeit überstanden. Nur für die Fans wird es nie mehr so wie früher sein: Die Boeing 747 von KLM, einst Königin von Maho Beach, wurde hier schon Ende Oktober 2016 verabschiedet. Auch die Königin der Herzen, die MD-83 von Insel Air aus Curaçao, sieht und hört man nicht mehr, denn die Airline stellte 2019 den Betrieb ein. Ihre "Mad Dogs" hatten sich, zur Freude der Fans, vor dem Start oft eine halbe Minute lang mit hoher Leistung auf der Runway bereitgestellt. Doch am Maho Beach bleibt die Stimmung ungebrochen. Auf vielen einschlägigen Reiseführer-Internetseiten ist der weltberühmte Flughafenstrand weiterhin als beste Sehenswürdigkeit der gesamten Insel verzeichnet.

Der Jumbo rollte immer bis ganz vorne an den Zaun. Seine Flügelspitzen ragten über die Fans.