Auf dem Flughafen von Lusaka, der Hauptstadt Sambias, ist am 22. September ein besonderes Flugzeug gelandet. Besonders nicht nur deshalb, weil es sich bei der als N330AU registrierten Maschine um einen von nur noch ganz wenigen aktiven Dreistrahlern der DC-10-Familie handelt. Sondern auch, weil besagter Dreistrahler ein einzigartiges Interieur besitzt. Denn die McDonnell Douglas MD-10-30, die am vergangenen Freitag in Lusaka aufsetzte, ist seit dem Jahr 2016 weltweit als fliegende Augenklinik unterwegs – mit dem Auftrag, Menschen aus Entwicklungsländern vor dem Erblinden zu bewahren.

Augenklinik und Schulungsraum in einem: Operationen am Auge lassen sich im "Hörsaal" der MD-10-30 live über Video beobachten.
Fliegendes Klassenzimmer
Betrieben wird das "Flying Eye Hospital" von der US-Organisation Orbis, die sich seit ihrer Gründung 1982 dem "Kampf gegen die globale Blindheit" verschrieben hat. Ihr Credo: Jeder Mensch, ob arm oder reich und egal, wo er zu Hause ist, soll Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung haben. Für dieses Ziel ist die N330AU viel unterwegs – ob in Südostasien oder Indien, Lateinamerika oder jetzt in Afrika. Der mitfliegenden Orbis Crew steht im Flugzeug eine vollwertige, hochmodern bestückte Spezialklinik zur Verfügung – inklusive Laser-Diagnosegeräten, Operationssaal und Aufwachraum. Vor allem aber ist das Orbis Flying Eye Hospital ein "fliegendes Klassenzimmer" mit Hörsaal und Labor-Arbeitsplätzen – steht doch die Aus- und Weiterbildung von Ärzten in den angeflogenen Regionen stets im Vordergrund, damit diese ihr Wissen gewinnbringend vor Ort einsetzen können.

Von 1984 bis 2011 flog die Orbis-MD-10 als N301FE für Paketriese FedEx. 2016 startete sie in ihre Karriere als fliegende Augenklinik.
Vom Frachter zur Augenklinik
Orbis betreibt diese Art der humanitären Fliegerei bereits seit den 80er-Jahren. Das erste zur Augenklinik ausgebaute Flugzeug war ab 1982 eine Douglas DC-8-21. Seinerzeit von United Airlines gespendet, steht dieser Vierstrahler heute im Luftfahrtmuseum von Peking. Als Nachfolgerin der engen DC-8 setzte Orbis ab 1991 auf die viel geräumigere DC-10-10 mit dem Kennzeichen N220AU, die wiederum 2016 von der aktuell betriebenen N330AU ersetzt wurde. Die jetzige MD-10-30 rollte 1973 als DC-10-30CF ("Convertible Freighter") bei McDonnell Douglas aus der Halle, wurde 1984 zum Vollfrachter umgebaut und flog seither für FedEx. 2001 erhielt sie das von FedEx initiierte Glascockpit-Upgrade, wodurch sie fortan als MD-10-30 firmierte. 2011 gab der US-Paketriese den Trijet als Spende an Orbis ab – und nach einer mehrjährigen Umbauphase flog die MD-10 im Frühsommer 2016 ihren ersten Einsatz als "Orbis Flying Eye Hospital".

Die Orbis-Crew nach der Landung in Lusaka. In Sambia soll der Fokus auf Aus- und Weiterbildung sambischer Ärzte liegen.
Worum geht's in Sambia?
Beim nun anstehenden Einsatz in Sambia wurden Flugzeug in Besatzung vor Ort von hochrangigen Politikern und Offiziellen in Empfang genommen. Sogar die Flughafenfeuerwehr setzte sich in Szene und salutierte der Orbis-MD-10 mit einer Wasserdusche. "Jetzt beginnt die harte Arbeit", schrieb Orbis nach der Landung in Lusaka auf X (vormals Twitter). In den kommenden drei Wochen werden die Orbis-Mediziner in der N330AU sambische Augenärzte weiterbilden. Ein speziell ausgearbeiteter Lehrplan soll sie dabei unterstützen. Zum Programm gehören Workshops, chirurgische Simulationen und Schulungen, die teilweise auch in einem Orbis-Partnerkrankenhaus in Lusaka stattfinden. Das Programm soll laut Orbis "die Augengesundheit in Sambia stärken und sich auf die Verbesserung der Erwachsenen- und Kinderversorgung im ganzen Land konzentrieren, wo schätzungsweise mindestens 4 % der Bevölkerung mit vermeidbarem Sehverlust leben."