Die Berijew Be-200 ist technisch eigentlich grandios konstruiert. Als Löschflugzeug kann sie bis zu zwölf Tonnen Wasser aufnehmen, während die bewährte CL-415 von Viking Air aus Kanada gerade mal die Hälfte schafft. Wie die CL-415 ist die Be-200 ein Amphibium, muss also zum Nachtanken von Löschwasser nicht extra landen. Stattdessen pflügt sie durchs Gewässer und füllt ihre Reserven binnen 18 Sekunden für den nächsten Abwurf auf. Zwar ist sie zwölf Meter länger als der kanadische Standard-Wasserbomber, besitzt aber nur vier Meter mehr Spannweite und ist zugleich kleiner und agiler als das chinesische "Seemonster" Avic AG-600M, das ebenfalls zwölf Tonnen Löschmittel aufnehmen kann. Mit ihren Strahltriebwerken ist die Be-200 schneller am Einsatzort als die Turboprop-getriebene CL-415, dazu besitzt sie mehr Reichweite. Eine Kerosinfüllung reicht für den Abwurf von insgesamt 270 Tonnen Wasser.
Aber maßgeblich die Triebwerke waren es, die der Be-200 schon vor Jahren den bereits sicher geglaubten Erfolg vereitelten. Denn Berijew entschied sich seinerzeit für D-436TP-Turbofans von Iwtschenko Progress aus der Ukraine – eine Wahl, die das Programm spätestens mit dem Bruch der einstigen "Bruderstaaten" Russland und Ukraine im Frühjahr 2014 jeder echten Zukunftschance beraubte.
Das "russische Biest" wird ausgebremst
Seitdem fristet "das russische Biest", wie man die Be-200 nach erfolgreichen Waldbrandeinsätzen einst in Griechenland betitelte, ein Dasein im Standby-Modus. Zwar wurden seit dem Erstflug des Musters am 24. September 1998 rund 20 Exemplare produziert, die auch international bis heute gegen Feuersbrünste eingesetzt werden – doch diese Zahl ist meilenweit von dem entfernt, was Berijew einst für die Be-200 als erreichbar avisiert hatte.
15 Be-200 stehen laut der Datenbank Russianplanes aktuell im Dienst – fast alle beim russischen Katastrophenschutz oder der Marine. Als einzige Exportkunden für die ursprüngliche Be-200 verblieben Aserbaidschan (ein Flugzeug) und Algerien (zwei) – obwohl die Russen zuvor Absichtserklärungen und Vorbestellungen aus aller Herren Länder eingesammelt hatten. Sogar in den USA fand man einen Kunden: 2018 unterzeichnete Seaplane Global Air Services einen Vertrag über vier Be-200, mit Optionen auf weitere sechs.

Die Berijew Be-200 demonstrierte beim Aviasalon MAKS in Schukowski öffentlich ihre Löschbomber-Fähigkeiten.
Neue Triebwerke für den Löschbomber – diesmal wirklich
Bereits damals plante man in Russland die Remotorisierung des Amphibiums und wollte die ukrainischen D-436TP gegen SaM146-Turbofans austauschen – seinerzeit gebaut vom russisch-französischen Joint-Venture Powerjet für den Regional-Airliner Suchoi Superjet. Für dieses SaM146, das seit 2022 wegen verschärfter Sanktionen ebenfalls im Abseits steht, entwickelten die Russen inzwischen jedoch selbst einen Ersatz: das Awiadwigatel PD-8.
Der neu aufgelegte, "russifizierte" Superjet mit PD-8-Antrieb ist derzeit in der Flugerprobung – erste Flugzeuge sollen ab dem kommenden Jahr an russische Fluglinien ausgeliefert werden. Parallel dazu schiebt Russlands staatlicher Flugzeugbau jetzt auch die Umrüstung der Be-200 auf PD-8-Triebwerke an – und terminiert den Start der Serienfertigung für die Neuauflage des amphibischen Jets offiziell auf 2028. Sofern nichts dazwischenkommt, wie Russlands Industrie- und Handelsminister Anton Alichanow einschränkte (und bekanntermaßen kommt bei Projekten dieser Art n Russland öfter was dazwischen).
Neue Chance für die Be-200 mit PD-8-Turbofans?
Für die bis dato unter Wert geschlagene Be-200 könnte die erfolgreiche Remotorisierung tatsächlich eine Renaissance bedeuten. So plant etwa der russische Katastrophenschutz mit einer Erweiterung seiner aktuell zehn Be-200 umfassenden Löschbomber-Flotte auf 16 Maschinen und will die Bestandsflugzeuge ebenfalls auf PD-8 umrüsten. Vor allem aber scheint nach den Ausführungen von Minister Alichanow das Interesse an dem Spezialflugzeug im Ausland wieder aufzuflammen. Man führe Gespräche mit mehreren ausländischen Kunden, gab Alichanow gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti zu Protokoll: "Ich werde sie jetzt nicht alle nennen, aber es gibt großes Interesse aus der Türkei und einer Reihe asiatischer Länder." Auch in Lateinamerika stoße man auf positive Resonanz.

Die Be-200 kam bereits in ganz Europa gegen Waldbrände zum Einsatz. 2021 stürzte ein Flugzeug beim Löscheinsatz in der Türkei ab.
Ein ziemlich einzigartiges Flugzeug
Einzelne Kommentatoren träumen indessen schon von Auslieferungen in den Westen, namentlich nach Griechenland, Portugal oder in die USA. Bis es einmal so weit kommen kann, wird sicher noch viel Wasser die Wolga hinabfließen müssen. Dennoch könnte die in ihrem Leistungsprofil weiter einzigartige Be-200 – abseits aller gegenwärtigen politischen Unmöglichkeiten – für die genannten Länder, die jährlich mit massiven Waldbränden zu kämpfen haben, irgendwann vielleicht wirklich eine Option sein.

Wie der Superjet SJ-100 soll die Be-200 künftig mit russischen PD-8-Motoren fliegen - und nicht mehr, wie hier im Bild, mit ukrainischen D-436TP.