Tausendsassa Boeing 747: Spezial-Jobs für den Jumbo Jet

Tausendsassa Boeing 747
Jumbo-Jobs: Spezial-Aufgaben für den Riesenjet

Veröffentlicht am 15.06.2019

Einen Jumbo erkennt man schon von Weitem: Cockpit-Buckel, um 35 Grad gepfeilte Flügel und ein auffallend dicker Rumpf – ein Klassiker. Der Jumbo Jet eröffnete das Zeitalter des globalen Massenluftverkehrs, das der Großraumjets und jenes fast beliebig langer Nonstopflüge. Er veränderte die Luftfahrtbranche und die Flughäfen, machte das Fliegen erschwinglicher und schleppte eilige Fracht um den Globus. Doch die Boeing 747 bewährt sich bis heute auch in vielen Rollen, für die sie ursprünglich nicht gedacht war.

Oval Office

Die durch weltweite Staatsbesuche bekannteste Jumboversion ist die VC-25A der US Air Force, das Regierungsflugzeug der USA. Sobald der Präsident an Bord ist, meldet sich der Jumbo im Funk mit dem Rufzeichen „Air Force One“. Im Bug des Riesen befindet sich das Büro des Präsidenten, dahinter Konferenzräume, Sekretariat, Küchen und Sitzabteile für mitreisende Stäbe und Presse. Im Oberdeck sitzen Funker und Chiffrierexperten, die ständige Verbindung zu den militärischen Hauptquartieren der USA und jeder Stelle am Boden halten. Im Unterdeck, es besteht hier ausnahmsweise aus zwei flachen Etagen, sind Provi-anträume, Gepäck und eine Treppe untergebracht, sodass der Präsident überall auch ohne passende Bodengeräte an Bord gehen oder aussteigen kann.

Racheengel

Auch in Spannungszeiten verlassen sich die USA auf vier besondere Boeing 747. Dann rollt eine ständig abflugbereite E-4B zum Alarmstart. Der in den USA „Doomsday Aircraft“ (Weltuntergangs-Flugzeug) genannte Jet könnte im Kriegsfall von Bord aus den Einsatz der amerikanischen U-Boot-Raketen freigeben, selbst wenn ein Überraschungsangriff alle Kommandozentralen am Boden zerstört haben sollte. Im Flug spult der Jumbo dazu eine acht Kilometer lange Schleppantenne ab, deren Signale auch getauchte Atom-U-Boote erreichen. Nach dem Wirbelsturm Opal half eine E-4B 1995 der Katastrophenschutzbehörde FEMA als Kommunikationsplattform. Eine schon einmal geplante Ausmusterung wurde wieder zurückgestellt.

Weitblicker

Durch die Erdatmosphäre fast ungestörte Ausblicke ins All hat SOFIA, das fliegende Observatorium, aus einer Flughöhe von 12 bis 14 Kilometern. 17 Tonnen wiegt das schwenkbare Infrarot-Tele-skop auf seinem Sockel, der eine Dämpfung aus zwölf Luftfedern und drei Dämpferelementen enthält.

Strahler

Ein Einzelstück blieb der nur versuchsweise betriebene Jumbo YAL-1 Airborne Laser der US Air Force. Der Laser wurde 2010 im Flug erprobt. Aus Chemikalientanks im Hauptdeck speist der Jumbo seine Laserkanone im Bug. Erkennt die YAL-1 startende Raketen an ihrer Wärmesignatur, sendet sie einen Laserstrahl, der das damit beschienene Zielobjekt noch bis auf 600 Kilometer Entfernung durch seine Hitze zerstört.

Testplattform

Alle großen westlichen Triebwerkshersteller nutzen Jumbo Jets als fliegende Teststände für neue Triebwerke. Die747 ist durch ihre Größe und Masse eine stabile Testplattform und bietet viel Raum für die Montage auch sehr großer Triebwerke. Außerdem ist in der großen Kabine viel Platz für umfangreiches Testequipment.

Löschbomber

Der bei Evergreen als Löschflugzeug entwickelte Supertanker nutzt eine elektronisch gesteuerte Abwurfanlage, die – ohne die Gefahr der schlagartigen Veränderung der Schwerpunktlage – mit Druckhilfe gezielt Wassermengen, auchschubweise, ausstößt. Die patentierteAnlage wurde nach dem ersten Mutterflugzeug, einer 747-200, mittlerweile in einer jüngeren 747-400SF eingebaut. Die Wassertanks befinden sich im Hauptdeck des früheren Umbaufrachters, die Sprühdüsen unter dem Rumpf auf Höhe der Flügelhinterkante.

Raketenwerfer

Rein friedlich ist der jüngste Jumbo-Job, den der frühere Virgin-Airlinerals „Cosmic Girl“ nun bei Virgin Orbit übernehmen soll. Die Briten wollen ihre 16 Meter lange, zweistufige Rakete LauncherOne auf 15 Kilometer Höhe tragen, abwerfen, zünden und mit ihr Satelliten bis 500 Kilogramm Masse in niedrige Erdumlaufbahnen oder leichtere Nutzlasten in höhere, sonnensynchrone Orbits starten.

Shuttle-Schlepper

Noch größer war die Traglast bei der NASA, die zwischen 1977 und 2012 komplette Space Shuttles auf zwei 747-100 rücklings beförderte und sogar im Flug abwarf, um die Landeeigenschaften ihres Weltraumgleiters vorab zu testen. Die Huckepack-Reichweite sank durch den Widerstand auf 1850 Kilometer.