Das WASO-Flugzeugwerk in Woronesch baut weiter Komponenten für die Iljuschin Il-114-300. Rund 40 Prozent macht der WASO-Anteil bei der Zelle des neuen Regionalflugzeugs für Russland aus. Unter anderem entstehen Flügel, Triebwerksgondeln und das Leitwerk der Il-114-300 in Woronesch. Mitte Januar ging laut Pressemeldung eine neue Charge von Bauteilen zur weiteren Bearbeitung ans Flugzeugwerk Sokol nach Nischni Nowgorod. Finale Station aller Il-114-Komponenten ist RSK-MiG in Luchowizy nahe Moskau. Dort erfolgt die Endmontage der neu aufgelegten Zweimot.
Sechs plus eins
Gemäß gültiger Verträge sind laut Angaben der staatlichen Flugzeugbau-Holding UAC derzeit sechs Il-114-300 im Bau. Dazu kommt der zweite Prototyp, der in Luchowizy bereits im automatisierten Serienverfahren produziert wurde. Er soll inzwischen fertig sein, doch geflogen ist er nach wie vor noch nicht. Auch die erste Testmaschine, in Gestalt einer modifizierten alten Il-114-100 mit Baujahr 1994, hatte seit zweieinhalb Jahren keine Luft mehr unter ihren Flügeln. Denn die Flugtests mit der Il-114-300 sind immer noch ausgesetzt. Grund ist der Absturz des Militärtransporters Il-112W am 17. August 2021 bei Kubinka – wegen eines Triebwerksschadens.

Der Prototyp der Iljuschin Il-112W stürzte 2021 ab. Das hatte auch weitreichende Folgen für die Il-114-300.
Problemfall Triebwerk
Was dieser Absturz mit der Il-114-300 zu tun hat? Ganz einfach, die beiden Iljuschin-Muster teilen sich denselben Typ Turboprop-Triebwerke aus dem Hause Klimow. Das für beide Flugzeuge vorgesehene TW7-117ST(-01) scheint allerdings als Gesamtkonstrukt problematisch. Aus der Il-112W soll es sogar ganz verschwinden und durch Turbofans ersetzt werden. Und für die Il-114-300 arbeitet Klimow in Sankt Petersburg immer noch an einer Lösung, weshalb die Flugerprobung auch im Januar 2024 weiter ruht.
Immerhin meldete Klimow Ende 2023, die Arbeit am TW7-117ST-01 sei abgeschlossen. "Statt mehrerer Dutzend Titanteile haben wir Chrom-Nickel- und Stahlteile eingebaut", zitierte die Zeitung Komsomolskaja Prawda in diesem Zusammenhang den zuständigen Klimow-Chefdesigner. Das Triebwerk sei dadurch vier Kilogramm schwerer geworden, was man aber leicht verschmerzen könne. Auch die Öl- und Flüssigkeitsführung des Motors wurde brandschutztechnisch optimiert, heißt es im Artikel der Komsomolskaja Prawda.
Alte Antonows sollen länger fliegen
Bereits verschobene Zulassungsfristen und Liefertermine für die Il-114-300 rücken derweil immer weiter nach hinten. Inzwischen rechnet man in Russland selbst offiziell erst 2026 mit der Indienststellung erster Serienmaschinen. Selbst das könnte angesichts der langen Stagnation des Projekts allerdings schwierig werden. Betreiber der veralteten Turboprop-Haudegen Antonow An-24 und An-26, die sehnlichst auf Ersatz warten, rufen bereits laut nach einer weiteren Verlängerung der Lebensdauer ihrer Flugzeuge.

Die Endmontage der Il-114-300 erfolgt bei RSK-MiG in Luchowizy. Teile kommen aus Woronesch, Uljanowsk und Nischni-Nowgorod.
"Zertifizierungsarbeiten" bis Ende 2025
Die russische Regierung versucht, ihrem flügellahmen Hoffnungsprojekt mit Finanzspritzen neues Leben einzuhauchen. Für die "Weiterentwicklung des Il-114-Flugzeugs" macht sie im laufenden Geschäftsjahr knapp 500 Millionen Rubel (5,15 Millionen Euro) locker. Dabei geht es laut der Nachrichtenagentur Tass um "Zertifizierungsarbeiten für mindestens drei modernisierte Systeme des Flugzeugs bis spätestens 31. Dezember. 2025." Von welchen "mindestens drei" Systemen dabei die Rede ist, schrieb die Tass nicht.