Am Computer landet sie längst auf Flughäfen rund um den Globus. "Wo in der Welt ist Overture?", fragt Boom Supersonic regelmäßig seine Twitter-Fans und veröffentlicht ein entsprechendes Bild, das den geplanten Überschalljet aus der Vogelperspektive auf der Runway irgendeines Airports zeigt. Wer binnen einer Stunde als erster errät, um welchen Flughafen es sich dabei handelt, dem winkt ein Preis aus dem Boom-Merchandise-Regal.
Boom sammelt Korb um Korb
Außer netten Werbeartikeln und schönen Animationen hat das Flugzeugbau-Startup aus Colorado allerdings noch nicht sehr viel Handfestes zustande gebracht. Der Technologieträger XB-1 ist noch immer nicht geflogen und für das eigentliche Projekt, die "Overture", gibt es nach wie vor keinen Industriepartner, der die passenden Triebwerke liefert. Eine Entwicklungspartnerschaft mit Rolls-Royce wurde von den Briten wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive beendet. Auch andere "Big Player", namentlich CFM, General Electric, Honeywell und Safran, sehen ihr Engagement in anderen Bereichen deutlich besser aufgehoben.
"Triebwerksankündigung" geplant
Während mancher Beobachter das ehrgeizige Unterfangen, einen Concorde-Nachfolger für das 21. Jahrhundert auf die Runway zu stellen, nicht zuletzt wegen der ungelösten Motorenfrage bereits abschreiben, gibt sich Boom weiter betont zuversichtlich. Man sei "auf Kurs für eine Triebwerksankündigung noch vor Ende des Jahres", erklärte nun ein Boom-Sprecher gegenüber dem US-Magazin Forbes. Von Forbes im selben Artikel aufgeworfene Spekulationen, wonach das Überschall-Startup bei Pratt & Whitney fündig werden könnte, wollte der Sprecher jedoch nicht kommentieren. Man sei nach wie vor mit einer Reihe möglicher Partner im Gespräch. Ähnliches hört man von Boom allerdings bereits seit rund vier Jahren.

Keine große Auswahl
Da zur Entwicklung eines passenden Triebwerks für die Overture allerdings mehr notwendig ist als eine aus allen Rohren feuernde PR-Abteilung, ein bereits existierender Antrieb aus diversen Aspekten nicht ohne Weiteres infrage kommt und es deshalb einiger Entwicklungsarbeit bedarf, ist Boom definitiv auf die Unterstützung eines etablierten Partners mit entsprechendem Knowhow angewiesen. Davon sind, nach den ablehnenden Worten der oben genannten Hersteller, nicht mehr gar so viele übrig.

"Interessantes Geschäftsmodell"
Bei Pratt & Whitney jedoch, das unter anderem die Turbofans F119 und F135 für die US-Tarnkappenjets F-22 und F-35 produziert, die damit ohne Nachbrenner schneller als der Schall fliegen können, scheint man zumindest nicht vollends auf Granit zu beißen. Laut Forbes bezeichnete Pratt & Whitney-Zivilchef Rck Deurloo die Boom Overture als "sehr interessantes Geschäftsmodell", das bei Airlines bislang auf gutes Interesse stoße. Zwar unterstrich Deurloo, dass sich sein Unternehmen "zu 100 Prozent auf bestehende Programme" konzentriere. Dennoch ließ er die Tür für Boom einen ordentlichen Spalt offen: "Wir denken, dass es ein interessantes Geschäft ist. Wir führen Gespräche. Mir ist niemand bekannt, der ihnen gesagt hätte, dass wir kein Interesse hätten."
Warten wir also bis Ende des Jahres ab...