Made in Switzerland: Erfolgsmodell Pilatus PC-24

Multitalent Pilatus PC-24
Erfolg made in Switzerland

Veröffentlicht am 30.10.2021

Mit seinem ersten Business Jet PC-24 hat Pilatus viele Dinge anders gemacht als der Wettbewerb. Der Zweistrahler wurde von Anfang an als fliegendes Multitalent konzipiert: Der PC-24 – die Schweizer titulieren ihre Fluggeräte mit "der" – kann auf kurzen und unbefestigten Pisten starten und landen, er darf von einem Piloten allein geflogen werden und er verfügt über eine extragroße Cargo-Tür im Heck, sodass er auch sperrige Güter transportieren kann.

Super Versatile Jet

Angesichts dieser Qualitäten erklärt sich der von Pilatus gewählte Name "Super Versatile Jet" und es fällt schwer, den PC-24 in eine Schublade zu stecken. Bei der Einordnung helfen allenfalls die technischen Daten. Mit 3700 Kilometern Reichweite und Platz für bis zu elf Passagiere drängen sich Parallelen zur Phenom 300 von Embraer auf – ein Vergleich, den Jérome Zbinden, Kommunikationschef im Unternehmen, aber nicht ziehen möchte. Mit Blick auf die Alleinstellungsmerkmale des PC-24 sagt er: "Wer auf diese Eigenschaften nicht angewiesen ist, muss keinen PC-24 kaufen. Wer aber ein Flugzeug sucht, mit dem man die Option hat, zum Beispiel in Venedig auf dem Gras-Flugplatz Lido zu landen, weil man es eben kann, für den wird das Muster interessant."

Pilatus Aircraft Ltd

Zeitersparnis für Geschäftsreisende

Zbinden spielt auf die Landung des Jets auf der nur knapp 1000 Meter kurzen Graspiste des Aeroporto di Venezia-Lido "Giovanni Nicelli" in unmittelbarer Nähe der Lagunenstadt im April an. Schließlich wirbt Pilatus damit, dass PC-24-Eigner auch kleine Plätze nutzen und somit näher an ihrem Ziel landen können, als dies mit anderen Jets möglich ist – ein starkes Argument für Betreiber in der Business Aviation, die vor allem die Zeitersparnis für Geschäftsreisende vermarkten.

Offenbar gibt es viele Kunden, die von ihrem neuen Geschäftsreiseflugzeug genau diese Fähigkeiten erwarten. Denn knapp vier Jahre nach der am 7. Dezember 2017 zeitgleich in Europa und den USA erteilten Zulassung steht heute fest, dass sich der unternehmerische Mut ausgezahlt hat, rund 500 Millionen Schweizer Franken in die Entwicklung eines von Grund auf neuen Business Jets zu investieren. Anfang Januar dieses Jahres meldeten die Schweizer die Auslieferung des 100. PC-24 an den langjährigen Kunden Jetfly, wo das Flugzeug in seiner klassischen Rolle als Business Jet zum Einsatz kommt.

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Weltweit großes Vertrauen

Derzeit hat die globale Flotte mehr als 50 000 Flugstunden absolviert. Weltweit vertrauen viele weitere Unternehmen und Organisationen auf den PC-24: Das Muster fliegt beispielsweise als Regierungsflugzeug für den Schweizer Bundesrat, als Ambulanzflugzeug unter anderem beim Royal Flying Doctor Service in Australien ebenso wie beim jungen Hamburger Unternehmen Platoon Aviation. Für das Corona-Jahr 2020 meldet der Herstellerverband GAMA 41 ausgelieferte PC-24. Wer aktuell einen neuen Super Versatile Jet bestellt, muss darauf mindestens ein Jahr warten, heißt es auf Nachfrage. Die Produktion im Werk in Stans läuft mit insgesamt jährlich 150 Flugzeugen am Anschlag. Aktuell fertigen rund 2200 Mitarbeiter die Single-Turboprop PC-12 NGX, den Militärtrainer PC-21 sowie den PC-24.

Commuter-Version

Um auch künftig auf Erfolgskurs zu bleiben, arbeiten die Schweizer permanent daran, ihren Jet noch besser und vielseitiger zu machen. Zunächst überraschte das Unternehmen Anfang des Jahres mit einer Commuter-Version mit zehn Sitzplätzen, die an einen Kunden in den USA übergeben wurde. Jeder Sitz kann mit wenigen Handgriffen ein- und ausgebaut werden, sodass die Kabine an unterschiedliche Transportprofile angepasst werden kann.

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Mit der neuen Konfiguration möchte Pilatus seinen Kunden eine so wörtlich "effiziente, private, sichere und gleichzeitig kostengünstige Reiselösung" für ihre Mitarbeiter anbieten. "Diese Commuter-Version entstand im Rahmen eines Regierungsauftrages für militärische Zwecke mit dem Hintergrund des Transports von Spezialkräften oder besonderen Materialien zu teils unbefestigten Pisten", verrät Ignaz Gretener, VP General Aviation.

Umfangreiches Upgrade

Ein umfangreiches Upgrade des gesamten Jets folgte im Juli: Mehr Sicherheit durch neue Assistenzsysteme im Cockpit und mehr Komfort für die Passagiere sind die wesentlichen Neuerungen, die auch in bereits gelieferte Flugzeuge nachgerüstet werden können.

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Die Kabine verfügt jetzt über Executive-Sitze, die mehr Komfort und intuitivere Bedienung bieten bei gleichzeitig geringerem Gewicht. Sie lassen sich in eine Liegeposition stellen und sind mit Schnellverschlüssen am Kabinenboden befestigt – so lässt sich auch hier die Konfiguration schnell ändern. Anstelle der serienmäßigen Garderobe im vorderen Kabinenbereich können Betreiber ihren Business Jet jetzt mit einer Küche ordern.

Neue Assistenzsysteme

Im Cockpit hat Pilatus das von Honeywell entwickelte Avioniksystem "Advanced Cockpit Environment" (ACE) modernisiert. Ein Touchscreen zur Eingabe von Flugplandaten, Funkfrequenzen oder der Steuerung des Wetterradars ersetzt das Tastenfeld. Neu ist die Envelope Protection, die über das Einhalten von Grenzwerten wacht. Überschreitet der Jet 51 Grad Querneigung, bringt ihn die Elektronik auf 31 Grad Querneigung zurück. Außerdem verhindert der Computer, dass der PC-24 seine Höchstgeschwindigkeit über- oder seine Mindestgeschwindigkeit unterschreitet – dieser Schutz ist auch in die automatische Schubregelung integriert.

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Neue Gier-Trimm-Funktion

Die elektronische Steuerung der Williams-FJ44-4A-Turbinen gleicht zudem feinste Leistungsschwankungen aus. Bei einem Triebwerksausfall reduziert die neue Gier-Trimm-Funktion den Schiebewinkel automatisch. Die Avionik bietet außerdem eine "Pilot Defined Visual Approach"-Funktionalität, um einen mit Autopilot und Autoschub gekoppelten visuellen Anflug auf eine beliebige Landebahn einzurichten.

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Neuer Verwaltungsratspräsident

Mit einem neuen Kopf an der Spitze des Verwaltungsrats soll das Unternehmen auch künftig auf gutem Kurs bleiben: Auf der Generalversammlung im Juni wurde Hansueli Loosli zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Er tritt die Nachfolge von Pilatus-Ur- gestein Oscar J. Schwenk an, der sich im Alter von 76 Jahren und mehr als 15 Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte. Zudem wurde das Gremium um zwei Mitglieder erweitert.