Russlands Weizenfeld-Airbus bleibt vorerst, wo er ist - zur Miete

Ural Airlines zahlt Pacht
Russlands Weizenfeld-Airbus wohnt jetzt zur Miete

Zuletzt aktualisiert am 10.01.2024

Fliegt er? Fliegt er nicht? Wird er gar vor Ort ausgeschlachtet? Derlei Fragen kreisen seit Monaten um den Airbus A320 von Ural Airlines, der vergangenes Jahr mangels Treibstoff auf einem Kornfeld nahe Nowosibirsk notlanden musste. Das Flugzeug, Kennzeichen RA-73805, steht noch immer genau dort, wo es zum Stillstand kam – auf einem riesigen Weizenfeld nahe des sibirischen Dörfchens Moskowka, das die Ural-Crew um Kapitän Sergej Below am Morgen des 12. September 2023 als Landefläche auserkoren hatte.

Starten? Zerlegen? Oder was?

Das Management der russischen Airline hatte bereits wenige Tage nach dem Zwischenfall verkündet, man wolle die A320 – nach gründlicher Inspektion vor Ort – wenn möglich wieder vom Feld abheben lassen. Später heiß es dann in russischen Medien, das Flugzeug werde doch nicht mehr fliegen, sondern wohl zerlegt und als Teilespender enden. Dem wiederum widersprach im Dezember 2023 Ural Airlnes-Chef Sergej Skuratow. Er bekräftigte die Absicht, den Airbus nicht aus der Flotte zu streichen – und erwog, die Maschine zu demontieren, auf dem Landweg abzutransportieren und am Flughafen von Nowosibirsk wieder zusammenzubauen. Einen Start vom Weizenfeld bewertete auch Skuratow – entgegen früherer Überlegungen – in diesem Zusammenhang als "wirtschaftlich nicht sinnvoll".

RUSSIA-AVIATION-SANCTIONS
VLADIMIR NIKOLAYEV/AFP via Getty Images

Ungeklärtes Schicksal

Geredet wurde also jede Menge über das mögliche Schicksal der A320. Doch in handfeste Taten sind die Überlegungen bis dato nicht gemündet. Vier Monate nach der Notlandung parkt die RA-73805 nach wie vor in der Botanik – bei Temperaturen um minus 40 Grad Celsius inzwischen tiefgekühlt. Das Gelände steht unter der Aufsicht eines privaten Sicherheitsunternehmens, das Flugzeug selbst ist von einem Zaun aus Wellblech umgeben. Und das Rätselraten um sein Schicksal geht weiter.

Die Zeitung Komsomolskaja Prawda berichtet nun in ihrer Regionalausgabe für Nowosibirsk, Ural Airlines habe das Weizenfeld, auf dem der Airbus steht, gepachtet – vorerst bis September 2024. Der dafür fällige Betrag soll demnach gut eine Million Rubel betragen. Das sind etwas mehr als 10.000 Euro.

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Lokale Attraktion

Der Bezirksvorsteher des örtlichen Rajons Ubinski, Oleg Konjuk, bestätigt das gegenüber der Komsomolskaja Prawda: Ural Airlines habe "mit dem Eigentümer des Feldes einen Pachtvertrag für ein Jahr" abgeschlossen. Daraus ergeben sich für Konjuk aber eher noch mehr Fragen als Antworten. "Es gab eine Entscheidung, dass sie abheben würden, wenn der Boden gefriert", gibt der Politiker seiner Verwirrung Ausdruck. "Aber der Boden ist gefroren – sie heben nicht ab. Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird, vielleicht verlängern sie die Pacht um ein weiteres Jahr", so Konjuk. Die Komsomolskaja Prawda kürt den sibirischen "Weizenfeld-Airbus" in ihrem Artikel vom 9. Januar derweil schon zur lokalen Attraktion. Schade sei nur, dass das Flugzeug "wegen des Zauns schwer zu sehen ist."