Haben Sie noch Platz im Vorgarten? Für einen Airbus A340 zum Beispiel? Dann sollten Sie mal Ihr Konto checken, denn seit vorgestern stehen zwölf der 17 A340-600, die die Lufthansa im Frühjahr 2020 nach Teruel ausflog, zum Verkauf. Auf der Website MyAirTrade sind die Vierstrahler, um die es geht, tabellarisch aufgelistet. Die dort genannten Seriennummern verraten: Es handelt sich um die A340-600 mit den Kennzeichen D-AIHB, D-AIHC, D-AIHD, D-AIHE, D-AIHF, D-AIHH, D-AIHK, D-AIHL, D-AIHW, D-AIHX, D-AIHY und D-AIHZ. Die Jets sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt und haben in ihrer Karriere bei Lufthansa zwischen 51.600 und 77.400 Flugtsunden gesammelt.

Teilespender oder zweiter Frühling?
Die Lufthansa geht laut eigenen Angaben davon aus, dass ihre zum Verkauf stehenden A340-600 einen Abnehmer finden werden. Das könnte einerseits bedeuten, dass die Jets von Verwertern aufgekauft werden und als Ersatzteillager herhalten müssen. Ein solches Schicksal erlitten bereits einige Boeing 747-400 des Kranichs. Da die A340 von Haus aus viele Komponenten mit der zweistrahligen A330 teilt, und von letzterer noch jede Menge unterwegs sind, klingt diese Option am wahrscheinlichsten.Denn das Feld der aktiven A340-Betreiber ist im vergangenen Jahr drastisch zusammengeschrumpft.
Auf der anderen Seite halten einige wenige Carrier dem Muster demonstrativ die Treue und könnten sich womöglich der bei LH verschmähten Maschinen annehmen. Da wäre zum Beispiel European Cargo aus Großbritannien, die über Maleth Aero aus Malta sechs zu Behelfsfrachtern umgerüstete A340-600 für Frachtflüge nutzt. Da wäre außerdem Conviasa aus Venezuela, Besitzerin der weltweit letzten A340-200 im Passagierdienst. Die Lateinamerikaner setzen bei ihrer geplanten Expansion ausdrücklich auf die A340 und haben 2020 eine A340-300 eingeflottet. Die größere A340-600, zumal mit First Class, könnte ein nächster, wenn auch eher unwahrscheinlicher Schritt sein.

Vielleicht in den Iran...
Aktuell größter Betreiber der A340-600 ist die iranische Mahan Air mit Sitz in Teheran. Mahan besorgte sich im Jahr 2015 insgesamt sieben Exemplare, die seither die fünf A340-300 ergänzen. Zwar ist es wegen der nach wie vor geltenden Sanktionen für Airlines aus dem Iran stets schwierig, selbst an gebrauchte Flugzeuge heranzukommen. Über Umwege und Mittelsmänner gelingt es den Iranern jedoch immer wieder, sich auf dem Gebrauchtmarkt zu versorgen – und speziell Mahan Air wird nachgesagt, diesbezüglich gut vernetzt und ziemlich umtriebig zu sein. Immerhin flogen auch zwei der A340-300 von Mahan einstmals für Lufthansa.
Schwieriger gestaltet sich im laufenden Betrieb die Versorgung mit Ersatzteilen. Die sind dank Embargo kaum verfügbar – doch ein Pool gebrauchter Komplettflugzeuge in der Hinterhand könnte die Not diesbezüglich zumindest lindern und die nächsten Jahre überbrücken helfen. Möglich deshalb, dass die eine oder andere Lufthansa-A340-600 über kurz oder lang als Ersatzteilspender im Iran endet – oder die derzeit eingesetzten, im Schnitt fast 20 Jahre alten A340-600 von Mahan Air in diese Rolle verdrängt.