Airbus hat Liebherr-Aerospace damit beauftragt, Flight Control Computer (FCC) der nächsten Generation zu entwickeln und herzustellen. Die neuen Rechner sollen künftig im Airbus A320 zum Einsatz kommen, eine Einführung in weiteren Airbus-Mustern ist vorgesehen. Das teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag auf der ILA mit.
Der FCC wandelt die Steuereingaben der Piloten in die nötigen Ruderausschläge (primäre Flugsteuerung) um. In die Berechnungen gehen weitere Parameter ein, beispielsweise Geschwindigkeit, Dichtehöhe, Anstellwinkel oder Klappenstellung. Der FCC ist auch in die Betätigung der Vorflügel und Landeklappen involviert (sekundäre Flugsteuerung).
Der FCC ist ein zentrales Element der Fly-by-Wire-Steuerung. In der Regel handelt es sich nicht um einen, sondern mehrere Computer. Nach Angaben von Jérôme Lavainne, Projektleiter New Avionics bei Airbus, kommen in der A320 heute zehn verschiedene Boxen und fünf verschiedene Computertypen zum Einsatz.
Weniger, dafür leistungsfähigere Rechner
In Zukunft sollen es nur noch vier Boxen und zwei unterschiedliche Computertypen sein. Je zwei Computer an Bord der A320 werden von Liebherr-Aerospace und von Airbus kommen. Diese Unterschiedlichkeit der Hardware wird aus Sicherheitsgründen für eine Zulassung gefordert. Die Softwareanwendungen, die auf den Rechnern laufen, werden von Airbus entwickelt.
Der sogenannte integrierte Flight Control Computer (IFCC) sei ein Hochleistungsrechnersystem, das künftige Upgrades und weiteres Wachstum ermögliche, sagte Dr. Klaus Schneider, Managing Director und Chief Technology Officer bei Liebherr-Aerospace & Transportation SAS, bei einem Pressegespräch auf der ILA.
Zu den neuen Funktionen, die der IFCC ermögliche, gehört beispielsweise die Flugbahnoptimierung hinsichtlich der Umweltauswirkungen und der Kosten. Bei der A320 wird durch die neue Flugkontrollrechner-Architektur auch die Verfügbarkeit des Autopiloten gesteigert, was die Arbeitsbelastung der Piloten reduzieren kann. Das integrierte Flugkontrollsystem kann allerdings nicht nachgerüstet, sondern nur in neue Flugzeuge eingebaut werden.
Liebherrs erster FCC für Airbus
Man habe die vorläufige Entwurfsüberprüfung abgeschlossen und stehe kurz vor der detaillierten Entwurfsprüfung, so Dr. Schneider. Entwickelt und gebaut wird der Liebherr-IFCC an den Standorten Lindenberg im Allgäu und Lindau am Bodensee. Für Liebherr-Aerospace ist es der erste Flight Control Computer für Airbus. Erfahrungen hat das Unternehmen aber dennoch in dem Bereich: Liebherr-Aerospace hat beispielsweise das komplette Flugkontrollsystem für den Suchoi Superjet entwickelt.
Vor zwei Jahren hat Airbus bereits bekannt gegeben, die A320-Familie, die A330 und die A350 mit neuen Flight-Management-Systemen (FMS) von Thales und Honeywell auszustatten. Das FMS ist so etwas wie das "Gehirn" eines Flugzeugs: Es dient dazu, Flüge vorzubereiten und Flugbahnen zu berechnen, versorgt die Cockpit-Crew mit Informationen und ist für die Flugführung auf der Basis von Treibstoffverbrauch und Anweisungen der Flugsicherung verantwortlich. "Beide Projekte hängen zusammen", sagte Lavainne.