Sind russische Zündkerzen für Superjet-Triebwerke Schrott?

Haltbarkeit mies - Airlines sauer
Russische Zündkerzen für Superjet-Triebwerke Schrott?

Zuletzt aktualisiert am 01.02.2024

In Zukunft will Russlands Flugzeugbau-Holding UAC ihren Regionaljet Suchoi Superjet nur noch in russifizierter Ausführung bauen. Aus dem einst betont international ausgelegten Muster mit mehr als 60 Prozent Anteil ausländischer Komponenten soll ein Flugzeug werden, das weitestgehend aus Systemen und Bauteilen einheimischer Hersteller besteht. Dazu zählen auch die Triebwerke: Das russische Awiadwigatel PD-8 soll hier das bisher genutzte SaM146 des Joint-Ventures Powerjet ersetzen, das 2004 von Safran (damals Snecma) aus Frankreich und NPO Saturn aus Russland gegründet worden war.

Früher 1.000 Stunden, jetzt 100

Doch so weit ist man in Russland noch nicht, ein Superjet mit PD-8-Triebwerken ist bisher noch nicht abgehoben. Dafür gilt es, eine Bestandsflotte von etwa 150 originalen Superjets trotz geltender Sanktionen des Westens am Laufen zu halten. Damit das gelingen kann, müssen die Russen für Verschleißteile, auf die sie keinen Zugriff mehr haben, Alternativen etablieren.

Dass diese Aufgabe alles andere als trivial ist, zeigt das Beispiel russischer Zündkerzen für das Sam146-Triebwerk. Die halten im Betrieb nämlich nur 100 Stunden, danach müssen sie ausgewechselt werden. Das schreibt die Tageszeitung Wedemosti und beruft sich auf Insider aus Airline- und Flugzeugbau-Kreisen. Im Vergleich zu den bislang verwendeten Kerzen von Unison Industries aus den USA beträgt die Lebensdauer der vom Unternehmen UAPO Molnija hergestellten russischen Zündkerzen damit nur noch ein Zehntel: Die Unison-Kerzen waren laut Wedemosti für 1.000 Betriebsstunden ausgelegt.

Red Wings

Vorgabe des Herstellers

Superjet-Betreiber wie die Aeroflot-Tochter Rossija, die knapp 80 Superjets im Dienst hat, sind mit diesem Umstand augenscheinlich unzufrieden. Sie fordern vom Hersteller, der zum Staatskonzern Rostec gehört, eine deutliche Erhöhung der Betriebsdauer. Durch die erst Ende 2023 zertifizierten Zündkerzen aus Russland werde jeder Triebwerksstart "erheblich teurer" als früher.

Allerdings wandten die von Wedemosti konsultierten Quellen auch ein, dass es bislang nicht zu Triebwerks- oder Flugausfällen infolge durchgebrannter Kerzen gekommen sei. Vielmehr seien die veranschlagten 100 Stunden Lebensdauer vom Hersteller vorgegeben. "Wir wissen nicht genau, wie viele Zyklen russische Kerzen tatsächlich aushalten, vielleicht können sie auch länger verwendet werden", so einer der Insider gegenüber der Zeitung. "Wir sind verpflichtet, die Ressourcen des Herstellers zu respektieren."

"Keine Zweifel" an der Zuverlässigkeit

Beim Mutterkonzern Rostec sieht man die Angelegenheit betont gelassen. Es sei völlig normal, dass neue Produkte mit enger begrenzten Betriebszyklen in den Markt einsteigen, unterstrich ein Sprecher. Im Einsatz könne man dann die Lebensdauer bestätigen und schrittweise erhöhen. "Das ist gängige Praxis", so der Rostec-Sprecher. Der entscheidende Punkt sei, dass die russischen Zündkerzen, die überdies billiger zu haben seien als die US-Originale, ordnungsgemäß funktionieren. Und an diesem Umstand gebe es "keine Zweifel".