Kaum ein Produkt konnte innerhalb kurzer Zeit so viele Bestellungen verbuchen wie die
A320neo-Familie von Airbus. Der rasante Produktionshochlauf stellt auch die Lieferanten vor Herausforderungen. So errichtet das Safran-Tochterunternehmen Aircelle in Hamburg eigens ein neues Werk zur Endmontage der Gondel des LEAP-1A-Triebwerks. „Die Einrichtung muss nahe am Kunden sein. Wir wollen Airbus mit der A320neo in Hamburg unterstützen“, erklärt François Tarel, Executive Vice President von Aircelle, im Gespräch mit der FLUG REVUE.
In dem rund 15 Kilometer von der Flugzeugmontage in Finkenwerder entfernten Werk werden die von CFM International gelieferten Antriebe mit einer Verkleidung ausgestattet und für die Übergabe an den Flugzeughersteller vorbereitet. Die Gondel besteht aus dem Einlauf, den seitlichen Verkleidungen und der Schubumkehr. Die größtenteils in Frankreich und Marokko produzierten Teile kommen in Hamburg an, werden lackiert und im sogenannten „Podding“ am Triebwerk montiert. Dabei komplettieren die Techniker das Aggregat mit den letzten Leitungen und Verbindungen. Bei dem nur wenige Tage dauernden Prozess ist Sorgfalt gefragt. „Die Komponenten müssen perfekt passen, nicht nur wegen der Aerodynamik, sondern auch wegen der Optik. Die Verkleidung ist sehr gut am Flugzeug sichtbar und trägt meist den Namen des Kunden“, meint Tarel.

Das neue Werk soll 2016 komplett einsatzbereit sein und rund 100 Mitarbeiter beschäftigen. Der Großteil davon wird aus der Umgebung kommen: „Hamburg ist eine sehr bekannte Region für die Industrie und die Luft- und Raumfahrt. Wir wissen, dass wir hier Personen mit den richtigen Fähigkeiten bekommen.“ Bei der Planung der Einrichtung nutzt die früher unter dem Namen Hurel-Hispano bekannte Firma die Chance, bei null anfangen zu können. „Das Werk wird anders als die bisherigen sein. Neueste Technologien bei der Automatisierung sorgen für eine sehr kurze Durchlaufzeit.“ Die Raten hängen derweil, gemäß Tarel, davon ab, wie Airbus die A320neo-Produktion zwischen Hamburg und Toulouse aufteilt. Aircelle geht von bis zu 500 LEAP-1A-Gondeln pro Jahr aus.
Die Gondel selbst verfügt im Vergleich zur CFM56-Verkleidung über einen deutlich höheren Anteil von Verbundwerkstoffen und akustischen Dämpfungselementen.
FLUG REVUE Ausgabe 10/2014




