Ein Stratotanker überflog sogar die entmilitarisierte Zone Vietnams (DMZ) nach Norden, um zwei F-105 zu retten, denen der Treibstoff ausging. Im englischsprachigen Buch "Thud Ridge" wird erzählt, wie Wing Commander Jack Broughton und seinem Rottenflieger Ken Bell auf der Suche nach einem abgestürzten Kameraden in ihren F-105 der Sprit ausging und eine KC-135 sie rettete. Broughton und Bell hatten auf ihrer Suche fast keinen Treibstoff mehr, um es nach Hause zu schaffen. Sie riefen um Hilfe – schließlich antwortete eine KC-135 des Strategic Air Command (SAC). Der abgesetzte Funkspruch lautete: "Haben Sie Benzin für uns?", und die Antwort kam prompt: "Nicht wirklich, aber das bisschen, das wir haben, geben wir euch. Es klingt, als bräuchtet ihr es mehr als wir." Der Tanker brach die Regeln des Strategic Air Command und flog nördlich der DMZ, um die trocken geflogenen F-105 zu treffen.
Verzweiflung
Normalerweise nähern sich die Kampfflugzeuge bei einer Luftbetankung an das Tankflugzeug an. Das Kampfflugzeug und das Tankflugzeug fliegen in entgegengesetzter Richtung aufeinander zu. In einer gewissen Entfernung macht das Jagdflugzeug eine 180-Grad-Kurve und fliegt hinter dem Tankflugzeug her. Broughton hörte von seinem Flügelmann Bell über Funk: "Boss, ich bin am Ende", da er nur noch wenig Treibstoff hatte. Eigentlich sagt ein Wingman so etwas nicht – die offiziellen Funksprüche wären "2, Joker, Bingo, Mayday und ich habe den Hässlichen (an der Bar)", doch Broughton merkte an der Verzweiflung seines Begleiters, dass sie nur noch Minuten hatten.

Waghalsiges Manöver
Das Tankflugzeug spielte mit und wendete entgegen den üblichen Verfahren auf die Jäger zu – um die Strecke zu verkürzen. Als das Tankflugzeug in der Nähe war, ging Bells Jet endgültig der Sprit aus: Flame-out, das Triebwerk war aus. Der Boomer (Bediener des Tankrüssels in der Boeing) wies den Piloten an, in einen Sturzflug überzugehen – wahrscheinlich 10 bis 20 Grad– und überredete ihn dann, vor der leeren F-105 in Position zu gehen. Bell hatte seine Ram-Air-Turbine ausgefahren, um elektrische und hydraulische Energie zu erhalten, ohne dass das Triebwerk lief. Man muss bei diesem Manöver bedenken, dass der Pilot im Tankflugzeug die Jäger nicht sehen kann – sie befinden sich hinter und unter ihm; er muss sich ausschließlich nach den Anweisungen des Boomers richten. Der Boomer stieß den Ausleger in Bells F-105 und ließ den Treibstoff fließen.
In letzter Sekunde
Mit Sprit versorgt startete Bell seine Turbine wieder, um den Platz für Broughton und seine bereits stotternde F-105 freizugeben. Währenddessen tuckerte Col Broughtons Jet – wie bei einem Auto, dem das Benzin ausgeht. Auch er erhielt genug Versorgung, um das Triebwerk wieder nutzen zu können, und im Anschluss kehrten alle drei Flugzeuge zu Oberst Broughtons Stützpunkt in Thailand zurück – die KC-135 musste sie begleiten, denn nun hatte sie selbst kein Kerosin mehr für den Rückflug zu ihrer eigenen Basis. Der Alkoholkonsum in der Fliegerbar wird an diesem Abend um einiges höher ausgefallen sein, denn einen solchen Vorfall hat man nur selten. Jeder Fighter-Pilot, der später von dieser Geschichte hörte, hatte enormen Respekt vor allen, die an diesem Kunststück beteiligt waren. Das war eine wirklich großartige Leistung von allen Beteiligten.