Für manche indische Gazette schien schon alles klar: Argentinien kauft groß in Indien ein und bestellt 15 Exemplare des indischen Kampfjets HAL Tejas. Doch nach dem Besuch des argentinischen Verteidigungsministers Taiana in Neu-Delhi Mitte Juli sprang nicht einmal eine Kaufabsichtserklärung für den Delta-Fighter heraus. Taiana resümierte lediglich, dass derzeit 16 Komponenten britischer Zulieferer im Tejas verbaut seien – und die müsste man erst gegen Teile aus anderen Ländern tauschen, weil der indische Jet andernfalls für Argentinien nicht infrage käme. Schließlich gilt seit dem Falklandkrieg 1982 ein britisches Embargo für Militärgüter gegen Buenos Aires – und das machte den Argentiniern schon so manches mögliche Kampfjet-Geschäft unmöglich.
Favorit JF-17 Thunder?
Der Tejas galt im Übrigen sowieso nicht als Favorit der argentinischen Regierung. Nachdem man die russische MiG-35 von der Liste gestrichen hatte, schienen eigentlich Pakistan und China mit ihrer Gemeinschaftsentwicklung JF-17 Thunder die besten Karten zu haben. Schon länger liebäugelten die Argentinier mit der JF-17, es stand die Bestellung von zwölf Flugzeugen des modernsten Standards Block 3 zum Preis von 664 Millionen US-Dollar im Raum. Ein Problem war auch hier der britische Schleudersitz von Martin-Baker, wenngleich die Chinesen bereits anboten, die argentinischen JF-17 mit einem Sitz aus chinesischer Produktion zu bestücken.
Chinas Ambitionen
Überhaupt schien China seit Herbst 2021 sehr bemüht um die Gunst der Argentinier – gehen die Ambitionen der Regierung in Peking doch über den konkreten Deal mit den notorisch klammen "Gauchos" hinaus. So weit, dass man den Argentiniern gar einen möglichen Lizenzbau in Aussicht stellte: Nach chinesischer Lesart könnten in Argentinien endmontierte JF-17 auch für andere Nationen in Lateinamerika interessant sein, deren Regierungen dem Westen kritisch gegenüberstehen – etwa für Bolivien, Kuba oder Venezuela. Das wäre für Chinas Einfluss in dieser Weltregion nachhaltig von Nutzen.

Die USA halten dagegen
Genau das dürfte der Grund sein, warum nun offenbar auch die USA wieder verstärkt ins Geschehen eingreifen. Jedenfalls titelte die englischsprachige Website Buenos Aires Times am 26. Juli: "Die USA verstärken den Druck auf Argentinien, sich für dänische F-16 statt für chinesische oder indische Kampfflugzeuge zu entscheiden". Konkret soll es dabei um 24 F-16AM/BM der dänischen Luftwaffe gehen, die bei den Dänen auf dem Abstellgleis stehen. Nachdem es zeitweise hieß, Dänemark werde seine F-16 mit dem Segen Washingtons möglicherweise an die Ukraine weiterreichen, steht auf Bestreben der US-Regierung anscheinend wieder eine Lieferung nach Argentinien im Raum. Die dänischen F-16 wurden zwar in Belgien bei SABCA und bei Fokker in den Niederlanden endmontiert, als Lizenzgeber besitzen aber nach wie vor die USA das letzte Wort bei einer möglichen Weitergabe der Jets.

Alt, aber gut
Dänemark erhielt seine Fighting Falcons zwischen 1980 und 1991. Die Flugzeuge, um die es geht, haben also schon einige Einsatzjahre auf dem Buckel. Gleichwohl durchliefen alle dänischen F-16 Ende der 90er-Jahre das sogenannte Mid Life Update (MLU), in dessen Zuge sie mit neuer Avionik und neuen Systemen ausgestattet wurden. Dieses Update hob die Block 10- und Block 15-Maschinen technisch auf ein Niveau, das den von der US Air Force geflogenen F-16C Block 50/52 nahekommt. Eine Beschaffung der im Einsatz bewährten Gebrauchtmaschinen könnte für Argentinien also durchaus attraktiv sein, zumal eine notwendige Zustimmung für einen solchen Deal im US-Kongress als wahrscheinlich gilt.

Ein anderes Problem
Tatsächlich schreibt die Buenos Aires Times, dass die F-16 nach Einschätzung argentinischer Militärs leistungsstärker sei als etwa die chinesisch-pakistanische JF-17 und darüber hinaus mehr Waffenlast vertrage. Der tiefliegende Lufteinlauf der F-16 stelle aber andererseits besondere Anforderungen an die Infrastruktur der Flugplätze, laufe er doch Gefahr, am Boden liegende Fremdkörper anzusaugen. Dieser Umstand zöge entsprechende Zusatz-Investitionen in die Fliegerhorste nach sich, an denen die F-16 stationiert werden sollen. Da das Budget der Argentinier für derlei Unterfangen stark begrenzt ist, könnte hier ein Knackpunkt für die US-Bestrebungen liegen. Es sei denn, Washington kommt Buenos Aires finanziell noch einmal ein Stück entgegen.