Für das fliegende Personal der US Navy ist das Andocken an privat betriebene Tankflugzeuge seit Jahren gängige Praxis. Auch die Marines greifen fürs Air Refueling regelmäßig auf kommerzielle Tankerdienste zurück – nur die US Air Force setzte bislang voll und ganz auf ihre eigenen fliegenden Tankstellen KC-10, KC-135 und KC-46A. Das lag vor allem daran, dass die Luftwaffe der USA zum Nachtanken das Boom-System nutzt, bei dem die Flugzeuge ihren Kerosindurst über einen starren, zentral am Tankerheck montierten Ausleger stillen – den sogenannten Boom. Privatunternehmen mit Boom-Tankern gab es in den USA aber bis vor wenigen Monaten gar nicht.

Die jetzt bei Omega im Dienst stehende KDC-10 flog von 1995 bis 2019 für die niederländische Luftwaffe. Gebaut wurde sie 1978 als Passagierjet für Martinair.
KDC-10 im Einsatz für die Air Force
Unter anderem durch die Übernahme von zwei in den Niederlanden ausgemusterten McDonnell Douglas KDC-10 durch das Unternehmen Omega Aerial Refueling Services aus Virginia ist das jetzt anders. Die beiden aussortierten Dreistrahler stießen 2019 und 2021 zur Omega-Flotte. Während einer, neue Kennung N235UL (vormals T-235), nach wie vor auf dem Flugzeugfriedhof Victorville parkt, steht das Schwesterflugzeug N264DE (einst T-264) seit 1. November offiziell als aktiver Tanker zur Verfügung. Und wurde kurz darauf prompt von der US Air Force für eine Übung in Ostasien angefragt.

Premiere über dem Pazifik: F-16C aus Osan waren die ersten USAF-Kampfjets am Tropf eines privat betriebenen Tankers.
Unterwegs nach Singapur
Am 6. November startete die 45 Jahre alte N264DE vom US-Stützpunkt Osan in Südkorea, gemeinsam mit vier F-16C der US Air Force. Ziel des Verbunds war der Fliegerhorst Paya Lebar in Singapur, Schauplatz des Manövers Commando Sling 23, an dem Kampfflugzeuge aus den USA und Singapur teilnahmen. Die F-16C aus Osan dockten unterwegs als erste USAF-Kampfjets an der Omega-KDC-10 an und füllten ihre Tanks. In der Folge taten es ihnen nach offiziellen Angaben auch mehrere F-15C sowie F-22 Raptor gleich. Außerdem nutzte die Air Force den privaten Trijet bei Commando Sling auch als Lastenesel. Die KDC-10 sei "mit mehr als 40 an der Übung teilnehmenden Passagieren" und vier Paletten Fracht beladen gewesen, schrieb die US-Luftwaffe im Nachgang. Dies unterstreiche "die Doppelfunktion des Flugzeugs für Lufttransport und Betankung".

Nur zwei Privatfirmen betreiben Tanker mit Boom-Ausleger. Omega setzt auf die KDC-10, Metrea Strategic Mobility auf die KC-135 (Foto).
Privattanker im Trend
Die US Air Force will eigenen Angaben zufolge künftig stärker auf private Anbieter für Luftbetankungsdienste zurückgreifen, um ihre hauseigene Tankerflotte zu schonen. Allerdings gibt es aktuell nur zwei kommerzielle Betreiber mit Boom-Tankern in der Flotte. Omega Aerial Refueling Services setzt diesbezüglich voll auf die KDC-10, Mitbewerber Metrea Strategic Mobility mit Hauptsitz in Washington D.C. nutzt dagegen das kleinere, vierstrahlige 707-Derivat KC-135 Stratotanker. Ein Metrea-Stratotanker war es auch, der Ende Juni dieses Jahres den ersten privaten Tankereinsatz für die US Air Force überhaupt bestritt, als er einen RC-135-Aufklärer und eine E-3 Sentry im Flug mit Sprit versorgte. Die KC-135R von Metrea war vor ihrer zivilen Karriere bei der Luftwaffe Singapurs im Einsatz gewesen.