Hat Wladimir Putin die Nase voll vom russischen Winterwetter? Vielleicht, jedenfalls brach der Präsident Russlands heute zu einer kurzfristig anberaumten Dienstreise in den arabischen Raum auf. Auch Außenminister Sergei Lawrow, Roskosmos-Chef Juri Borissow und weitere hochrangige Beamte sind offenbar mit von der Partie. Die Delegation nutzte für ihren Kurztrip eine Iljuschin Il-96-300PU der in Moskau Wnukowo beheimateten VIP-Spezialflotte. Der "fliegende Kreml" ist Russlands Pendant zur Boeing VC-25A der US Air Force – im Volksmund bekannt als "Air Force One".
"Super Flanker" als Eskorte
Allerdings flog die Il-96 nicht allein zum ersten Etappenziel in Abu Dhabi, vielmehr schickte die russische Luftwaffe ein breites Aufgebot an Begleitflugzeugen mit. So wurde Putins Regierungsjet auf dem Weg nach Abu Dhabi laut Kremls-Sprecher Dimitri Peskow von vier Suchoi Su-35S eskortiert, die mit "Standardbewaffnung" bestückt gewesen seien. Diese "Standardbewaffnung" umfasste im konkreten Fall Kurzstrecken-Luft-Luft-Raketen des Typs Wympel R-73 mit 30 Kilometern Reichweite sowie R-77-Mittelstrecken-Lenkwaffen, die bis zu 110 Kilometer weit fliegen können. Die Su-35S wiederum gilt als Russlands bester Kampfjet nach dem Stealth-Fighter Su-57 und ist das Kronjuwel der legendären "Flanker"-Familie.

Die Su-35S-Eskorte landete zusammen mit Putins Il-96 auf dem Flughafen von Abu Dhabi.
Überfluggenehmigungen
Die Su-35S seien "bei schwierigen Wetterbedingungen mit starkem Regen und böigen Winden von einem betriebsbereiten Flugplatz in Russland" aufgebrochen, ließ Peskow die Medien wissen. "Für die Luftunterstützung des Präsidentenflugzeugs wurden Sonderfluggenehmigungen von den Staaten eingeholt, über deren Territorium der Flug führte." Die Fighter landeten anschließend zusammen mit dem Präsidentenjet in Abu Dhabi.

Wladimir Putins "fliegender Kreml", die Iljuschin Il-96-300PU, ist das russische Pendant zur "Air Force One" der US Air Force.
Was kann der "fliegende Kreml"?
Die russische Regierungsflotte, eine Spezialabteilung der Airline Rossiya, nennt insgesamt zehn Il-96 in VIP-Ausführung ihr Eigen – wenngleich nur vier den erweiterten Präsidentenstandard Il-96-300PU ("Punkt Uprawlenija", russisch für "Kommandoposten") besitzen. Von außen erkennbar an den zahlreichen Zusatz-Antennen auf der Rumpfoberseite, sind Russlands Präsidentenjets vollgepackt mit moderner Kommunikationstechnik. Zu den Eigenheiten gehört ferner eine spezielle Rettungsrutsche am Bug. Auch Störsender sollen im Repertoire des VIP-Jets inbegriffen sein. Außerdem besitzt der Großraumjet ein Raketenabwehrsystem. Eine Rettungskapsel soll den wichtigsten Mann an Bord im Krisenfall vor dem Schlimmsten bewahren.
Dezenter Luxus und ein Fitnessraum
Solange dieser Krisenfall nicht eintritt, sitzt Russlands Präsident unterwegs an seinem Hochglanz-Massivholz-Schreibtisch, trifft sich im Konferenzraum mit Regierungsmitgliedern, stählt sich im eigens für ihn eingerichteten Fitnessraum, nimmt anschließend eine Dusche und stärkt sich im Esszimmer mit einer Mahlzeit. Eine opulente Bar, ein Erste-Hilfe-Raum und ein separates Schlafgemach mit Doppelbett zählen ebenfalls zum Interieur. Der Einrichtungsstil des "fliegenden Kreml" versprüht dezenten Luxus. Wie auf Twitter-Bildern und in Youtube-Videos ersichtlich, dominieren cremefarbenes Leder, Holzdekor und dezente Goldverzierungen.