Kauften die USA wirklich Kasachstans schrottreife Russen-Fighter?

Ein Haufen Schrott mit rotem Stern
Gehen Kasachstans kaputte Russen-Fighter in die USA?

Veröffentlicht am 13.05.2024

81 Kampfjets, die nie wieder fliegen werden, sollen in Kasachstan von den USA ersteigert worden sein. Das berichteten jüngst zahlreiche internationale Medien, unter anderem die Kyiv Post. Die kasachische Verwertungsgesellschaft Kaspex hatte die Flugzeuge im Oktober 2023 offiziell ins Schaufenster gestellt, zusammen mit 36 weiteren. Allesamt stammen sie aus Sowjet-Altbeständen – MiG-27, MiG-29 und MiG-31, sowie Su-24 und Su-27, geliefert zwischen 1975 und 1989. Einst kampfstarke Kraftprotze, besitzen sie heute aber nur noch Schrottwert: "Aufgrund von Überalterung" befänden sich die Jets "in einem unbrauchbaren Zustand, eine Modernisierung ist wirtschaftlich nicht sinnvoll", schrieb 2023 die Nachrichtenagentur KazTAG unter Berufung auf den Auktionator.

Mögliche Motive der USA

Was also könnten die USA mit dem Kauf von 81 unbrauchbaren Sowjet-Jets im Schilde führen? Dazu bringen die erwähnten Medien allerhand Spekulationen ins Spiel: So könnten sie als Teilespender womöglich die leeren Lager der Ukraine füllen helfen, orakelt die Kyiv Post. Oder den Ukrainern gar am Boden als "Lockvögel" für russische Bomben und Raketen dienen. Ein eher profaner Grund, der für die USA jedoch nicht untypisch wäre, bleibt dagegen unerwähnt: Dass man mit dem Ankauf der verwelkten Jets ein Angebot vom Markt nimmt, das sich sonst eine andere, potenziell gegnerische Kraft unter den Nagel reißen könnte. So kaufte die US-Regierung 1997 rund 20 moldawische MiG-29 samt Bewaffnung und ließ sie in die Staaten überführen. Ein Teil davon steht heute in Museen, andere könnten ab 2022 an die Ukraine weitergereicht worden sein. Details dazu gibt es nicht.

Dmitriy Pichugin (CC BY-SA 4.0)

Alles nur erfunden?

All die Gedankenspiele über das mögliche Motiv des Deals könnten aber auch komplett ins Leere laufen. Denn inzwischen hat Kaspex offiziell dementiert, dass es einen solchen Deal überhaupt gab: "Die im Internet verbreiteten Informationen entsprechen nicht der Wahrheit", schreibt die staatliche Gesellschaft auf ihrer Webseite und spricht von "falschen Medieninformationen zum Verkauf von Luftfahrtausrüstung." So seien "alle Auktionen zum Verkauf von Flugzeugen", gemäß geltender Gesetze, ausschließlich "unter juristischen Personen der Republik Kasachstan" abgehalten worden, die über entsprechend erteilte Lizenzen verfügten. "Ausländischen Unternehmen war der Handel nicht gestattet."

via Twitter

Geschäft mit Haken

Nun könnten die USA das Geschäft natürlich auch über einen als Strohmann eingesetzten, kasachischen Zwischenhändler eingefädelt haben. Gebracht hätte ihnen das aber nicht wirklich viel, schenkt man den weiteren Ausführungen von Kaspex Glauben: "Gemäß den Bedingungen der abgeschlossenen Vereinbarungen" müssten nämlich "alle Flugzeuge, Komponenten und Baugruppen" direkt an Ort und Stelle mit Methoden zerkleinert werden, "die eine Wiederherstellung in ihren ursprünglichen Zustand ausschließen". Und überhaupt dürften die Flugzeugreste abschließend "nur in Form von Nichteisenmetallschrott" das kasachische Hoheitsgebiet verlassen.

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Zweifel sind angebracht

Tatsächlich meldeten sich zwischenzeitlich einige Stimmen außerhalb Kasachstans zu Wort, die einen möglichen Verkauf alter kasachischer Rüstungsgüter an die USA in Zweifel ziehen. So zitiert das Portal Business Insider in einem Bericht vom 1. Mai mehrere Experten mit entsprechenden Aussagen. Die USA, und indirekt gar die Ukraine, mit Ersatzteilen für Kampfjets zu beliefern, stehe dem betont neutralen Politikansatz entgegen, den Kasachstans Regierung seit 2022 gegenüber dem Westen und Russland verfolge.

Hinzu kommt, dass es für die eingangs erwähnte Behauptung, die USA hätten 81 alte kasachische Flugzeuge gekauft, eigentlich nur mehr oder weniger dubiose Quellen gibt – das russische Nachrichtenmagazin Reporter etwa, oder den ukrainischen Ex-Rennfahrer Igor Sushko, der sich auf X seit geraumer Zeit als Militärblogger geriert. Alle diese Quellen verraten in ihren Verlautbarungen jedoch nicht, auch nicht andeutungsweise, woher die Information ursprünglich stammt – was andere Medien nicht davon abhielt, die Aussagen einfach zu übernehmen. Das Pentagon verweigerte seinerseits bislang jeden Kommentar. Bestätigt ist also vorerst nichts.