Glaubt man manch indischem Onlineportal, ist das Geschäft praktisch schon eingetütet. 15 Exemplare des in Indien entwickelten Kampfjets HAL Tejas sollen demnach bald für Argentiniens Luftwaffe gebaut werden. Allerdings, und das könnte ein Knackpunkt sein, ohne Bauteile aus Großbritannien. Das nämlich ist für Argentinien das Hauptkriterium, gilt doch seitens der Briten noch immer ein Embargo auf militärische Güter für das Land in Südamerika, das man 1982 im Falklandkrieg besiegte. Aus diesem Grund musste kürzlich bereits die argentinische Marine ihre gebraucht aus Frankreich gekauften Super Étendards ungenutzt wieder ausmustern.

Tejas ohne Briten-Teile
Der Tejas von Hindustan Aeronautics Limited (HAL) vereint auf sich dem Vernehmen nach rund 50 britische Komponenten – zum Beispiel den Schleudersitz Mk.16LG aus dem Hause Martin-Baker. Auch die britischen Firmen BAE Systems und Cobham sind für den Tejas als Zulieferer gelistet. Damit Argentinien sich für den indischen Fighter entscheiden kann, müsste erst adäquater Ersatz für die Teile aus Großbritannien gefunden werden. Ein Problem, vor dem auch Indiens Erzrivale Pakistan mit seinem Kampfjet JF-17 Thunder steht: In dessen Cockpit findet sich ebenfalls ein Schleudersitz von Martin-Baker, den Hersteller PAC bei einem Verkauf der JF-17 nach Argentinien entsprechend ersetzen müsste. Aus China war allerdings schon zu vernehmen, dass man die JF-17 auf speziellen Kundenwunsch auch mit einem chinesischen Sitz bestücken könne.
Indien gegen Pakistan
Die JF-17, gemeinsam von Pakistan und China entwickelt, galt in Argentinien eigentlich als Favorit für die Rolle eines neuen Kampfjet-Musters, das die klaffende Leerstelle in der Luftwaffe auf dieser zentralen Position endlich füllen soll. Alternativ im Gespräch waren F-16 Fighting Falcon aus Gebrauchtbeständen der dänischen Luftwaffe. Auch über die russische MiG-35, eine modernisierte Variante der MiG-29, dachte Argentinien in der Vergangenheit laut nach – und bat 2021 gar um ein Angebot über zwölf Flugzeuge. Der Tejas aus Indien dagegen spielte in den Überlegungen der Südamerikaner keine große Rolle – weshalb ein Schwenk hin zum indischen Kampfjet durchaus eine Überraschung wäre.
Geschäft (fast) eingetütet?
Am Montag, dem 17. Juli, traf der argentinische Verteidigungsminister Jorge Taiana zu einem Staatsbesuch in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi ein. Für den heutigen Dienstag stand laut indischen Medienberichten ein Treffen zwischen Taiana und seinem indischen Amtskollegen Rajnath Singh auf dem Plan. Dabei werde "wahrscheinlich" ein Vertrag unterzeichnet, der den Kauf von 15 Tejas Mark 1A sowie indischen Prachand-Kampfhubschraubern durch Argentinien zum Inhalt habe und einen Wert von (umgerechnet) rund 1,02 Milliarden Euro besitze. So zumindest schreibt es die indische Website DD News unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Hindusthan Samachar.
Offiziell ist nichts – bisher
Das Interesse am Tejas sei bei den Argentiniern entflammt, nachdem sie das Flugzeug im Rahmen der Messe Aero India im Februar hätten testen können, schreibt DD News weiter. Allerdings gibt es für einen entsprechenden Deal bislang keine offizielle Bestätigung – weder von indischer noch von argentinischer Seite. Ob die Gespräche tatsächlich so weit gediehen sind, dass in Kürze ein Kaufvertrag als Ergebnis winkt, scheint daher zumindest fraglich. Auf seinem Twitter-Kanal berichtete Minister Taiana lediglich, er habe "ein sehr produktives bilaterales Treffen mit dem indischen Verteidigungsminister" gehabt, bei dem es unter anderem um "Fragen der Zusammenarbeit" in der Industrie sowie auf dem Verteidigungssektor gegangen sei. Konkrete Projekte nannte Taiana nicht – fügte aber an: "Indien und Argentinien haben eine Menge gemeinsam zu tun."