Die Sanktionen des Westens gegen Russland aufgrund des Ukraine-Krieges sind für die serbische Luftwaffe ein Problem. Denn weil sie keine Ersatzteile mehr aus Russland erhalten, lassen ihre insgesamt elf Mikojan-Gurewitsch MiG-29 zunehmend die Flügel hängen. Der Klarstand der MiGs sinkt dramatisch, die Wartung wird immer schwieriger. "Sie können jetzt fast nichts aus Russland importieren – zumindest fast nichts, was einen militärischen Zweck hat", klagte Serbiens Präsident Aleksandar Vučić bereits vor gut einem Jahr. Das Problem bestehe allerdings "nicht wegen der Russen", fügte Vučić hinzu, ohne darauf näher einzugehen.

Serbien hat zunehmend Probleme, seine MiG-29 flugbereit zu halten. Der Ersatzteilstrom aus Russland ist versiegt.
Rafale-Fan Vučić
Schon damals wandte sich der Blick des serbischen Staatschefs bei der Suche nach einer Lösung Richtung Frankreich: Vučić liebäugelte damit, der Luftwaffe zwölf Dassault Rafale als MiG-Ersatz zu besorgen – dasselbe Muster, das auch der ungeliebte Nachbar Kroatien kaufte, um seine veralteten MiG-21 zu ersetzen. Bei seinem jüngsten Besuch in Paris in dieser Woche, wo er Vertreter von Dassault traf und im Élysée-Palast von seinem französischen Amtskollegen Macron empfangen wurde, präzisierte Vučić diesen Plan: Macron und er hätten "konkrete Vereinbarungen über den Kauf der Rafale-Kampfjets getroffen", erklärte er in Paris gegenüber anwesenden Medienvertretern.

Die Rafale ist auf dem Exportmarkt recht beliebt: Sieben Auslandskunden setzen schon auf den Dassault-Fighter.
Neu oder gebraucht?
Einen Kaufvertrag über die ins Auge gefassten zwölf Rafales gibt es demnach zwar noch nicht – dieser werde aber wohl "in den nächsten zwei Monaten und in Anwesenheit des französischen Präsidenten unterzeichnet", so Vučić. Spätestens dann dürfte auch klar sein, ob es sich bei den im Raum stehenden Flugzeugen um neue oder – wie bei den Kroaten – um gebrauchte Exemplare aus Beständen der Armée de l'Air handelt.
Zwar hatte Vučić in der Vargengenheit angedeutet, dass ihm farbrikneue Fighter lieber wären als aufpolierte Second-Hand-Jets. Allerdings wären letztere für die Serben nicht nur wegen des günstigeren Preises attraktiv, sondern auch aus dem profanen Grund, dass sie rascher zur Verfügung stünden. Immerhin weist das Orderbuch bei Dassault für die im Export recht erfolgreiche Rafale einen Backlog von 211 Maschinen aus – bei einer jährlichen Fertigungsrate, die erst in diesem Jahr erstmals die Marke von 20 Jets knacken soll.
Serbien und die EU
Für Serbiens anhaltende Bemühungen, unter die Fittiche der Europäischen Union zu schlüpfen, wäre ein Vertrag mit Dassault so oder so jedoch ein guter Schritt. Die EU-Kommission und westeuropäische Regierungschefs waren in jüngerer Vergangenheit des Öfteren mit Präsident Vučić aneinandergeraten – vor allem wegen des immer noch schwelenden Kosovo-Konflikts und Serbiens traditioneller Nähe zu Russland. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein lukratives Rüstungsgeschäft die vorhandenen Bruchlinien übertüncht – zumindest zeitweise.