Für wen ist dieser "Frontbomber" bestimmt, der da im grobkörnigen Smartphone-Film am blauen Himmel seine Runden dreht? Angesichts des auffälligen Tarnkleids – beige-braunes Tarnmuster oben, hellblauer Bauch – scheint zumindest eines klar: Die russische Luftwaffe ist es nicht. Russlands Su-34 fliegen allesamt mit einem blau-grauen oder einheitlich dunkelgrauen Anstrich. Die Farbe Braun suchte man auf dem russischen Jagdbomber-Muster bislang vergeblich. Folgerichtig kann das nur eins bedeuten: Diese Su-34 ist für den Export bestimmt. Das Video zeigt die erste Su-34E bei einem Testflug, höchstwahrscheinlich im Raum Nowosibirsk, wo das "Flanker"-Derivat mit dem markanten Entenschnabel beim Tschkalow-Flugzeugwerk in Serie gebaut wird.
Offizielle Informationen, wer genau der Auftraggeber dieser Wüstentarn-Suchoi ist, sucht man bislang vergebens. Entsprechend schießen in den sozialen Medien die Spekulationen ins Kraut: Wird der Iran den Jagdbomber erhalten? Eher unwahrscheinlich. Die Iraner interessierten sich in der Vergangenheit zwar für einige Kampfjets aus Russland, namentlich Su-30SM und Su-35S. Die Su-34 stand aber nie wirklich auf Teherans Wunschzettel.
Heißer Kandidat: Algerien
Eher lohnt sich bei der Suche nach dem Abnehmer für die erste Export-Su-34 wohl der Blick in Richtung Afrika – genauer gesagt, nach Nordafrika. Dort findet sich mit Algerien ebenfalls ein langjähriger Käufer sowjetisch-russischen Kriegsgeräts – einer, dem man bereits 2016 nachsagte, er habe in Russland etwa ein Dutzend Su-34E für seine Luftwaffe bestellt. Entsprechende Gerüchte verdichteten sich in den Folgejahren, wobei das vermutete Auftragsvolumen zwischen besagten zwölf und bis zu 20 Maschinen schwankte. Als Liefertermine standen seinerzeit die Jahre 2022 und 2023 im Raum – offensichtlich kam in diesem Zeitraum aber keine Auslieferung zustande. Ob das heißt, dass es gar keinen Auftrag gab, oder ob Russland wegen des Ukraine-Krieges und des gestiegenen Bedarfs für die eigenen Luftstreitkräfte das Zeitfenster schlicht nicht halten konnte, blieb offen.
Ähnlich wie Algeriens Su-24
Betrachtet man die jetzt im Video aufgetauchte S-34E und vergleicht ihren Anstrich mit dem Tarnschema im Dienst stehender algerischer Su-24-Jagdbomber, scheint tatsächlich eher Letzteres der Fall. Denn auch die alten Su-24 der Algerier tragen auf der Oberseite einen braunen Camouflage-Anstrich, während die Unterseite der Jets in Hellblau gehalten ist. Die Ähnlichkeit zur Bemalung der ominösen Su-34 aus dem Smartphone-Video ist also gegeben. Die Ausbildung algerischer Techniker und Piloten auf dem Muster soll in Russland bereits seit etwa 2022 laufen. Über weitere mögliche Exportkunden für den russischen "Frontbomber" gibt es keine konkreten Informationen – weshalb der Smartphone-Film mit hoher Wahrscheinlichkeit die erste Su-34E für die algerische Luftwaffe zeigt.
Fighter-Upgrade made in Russia
Algerien ist seit Jahren bestrebt, seine Luftstreitkräfte umfassend zu modernisieren. Im Frühjahr 2025 wurde bekannt, dass die Nordafrikaner erster Exportkunde für den russischen Stealth-Kampfjet Su-57 werden und die ersten Exemplare des modernsten Fighters aus Russland bereits gegen Ende des Jahres erwarten. Außerdem könnte eine gewisse Anzahl Su-35SE, die aus einem stornierten Auftrag aus Ägypten stammen, nach Algerien umgeleitet werden.
Was den technischen Stand der Exportversionen sowohl von Su-57 und Su-35S als auch der Su-34 angeht, existieren wenige stichfeste Details. Berichten zufolge, zum Beispiel auf dem russischen Telegram-Kanal "Fighterbomber", sollen die für Algerien bestimmten Su-34 zumindest verbesserte Fähigkeiten für den Elektronischen Kampf mitbringen als die bislang für die russische Luftwaffe produzierten Maschinen.