12 Jahre Standzeit: Kroatien-Antonow fliegt jetzt für die Ukraine

Zwölf Jahre im Freien geparkt
Kroatische Antonow fliegt jetzt für die Ukraine

Veröffentlicht am 19.06.2024

Kein Testflug vorab, nur ein paar Bodenchecks und Triebwerks-Probeläufe, eine Schleife um den Airport – und dann auf direktem Weg nach Tschernowitz: Gemeinsam klopften Kroaten und Ukrainer in den vergangenen Wochen den Staub von zwei Antonow An-32, die seit knapp zwölf Jahren auf dem militärischen Teil des Flughafens von Zagreb parkten und, zum Nichtstun verdammt, sich die Fahrwerksbeine in die Triebwerksgondeln standen. Am Samstag, dem 8. Juni nahm die erste der beiden Antonows Abschied von ihrem langjährigen Parkplatz: Unter dem Rufzeichen 10086, mit frisch angebrachten ukrainischen Hoheitszeichen und der blauen Bordnummer 36, verließ die einst als HRZ 727 für Kroatien fliegende Maschine Zagreb.

Ehemals kroatische An-32 mit Hoheitsabzeichen der Ukraine.
Chris Lofting

Aus HRZ 727 wird "36 blau"

Es war ein Abschied ohne Wiederkehr, weshalb die Piloten der Maschine es sich auch nicht nehmen ließen, die alte Heimat doch noch ein letztes Mal mit wackelnden Flügeln zu grüßen. Im Schnelldurchlauf spulte die Crew anschließend die noch im Lastenheft vermerkten Systemchecks ab, bevor sie schließlich Kurs auf den Flughafen von Tschernowitz im Südwesten der Ukraine nahmen. Dort wurde der ukrainische Neuzugang von einer Abordnung des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS) empfangen, dem die "blaue 36" ab sofort angehört. Die Schwestermaschine steht derweil noch in Zagreb – dürfte der nun überführten An-32 aber zeitnah folgen.

Ehemals kroatische An-32 mit Hoheitsabzeichen der Ukraine.
Chris Lofting

Monatelange Vorbereitung

Kroatien hatte der Ukraine in der Vergangenheit bereits 14 Mi-8-Hubschrauber aus den Beständen der Streitkräfte gespendet. Die Übergabe der beiden um das Jahr 2012 in Kroatien außer Dienst gestellten An-32 an die Ukraine hatte sich seit Längerem angedeutet. Bereits im Februar begannen die Kroaten damit, die Hoheitsabzeichen der Langzeitparker zu entfernen.

Am 29. April landete eine An-32 des DSNS aus Tschernowitz kommend in Zagreb. An Bord dieses Flugzeugs befanden sich offenbar ukrainische Techniker, jedenfalls nahmen in den Folgetagen die Arbeiten an der HRZ 727 in Zagreb Fahrt auf. Es folgten diverse Triebwerkstestläufe. Die ukrainische Antonow verließ Zagreb am 12. Mai wieder in Richtung Heimat. Am 3. Juni schwebte dann eine An-26 des DSNS in Zagreb ein, die Arbeiten an der jetzt als "blaue 36" markierten ex-kroatischen An-32 wurden abermals intensiviert – und fanden schließlich mit dem Abflug der Maschine am 8. Juni um 10:14 Uhr, dem kurz danach auch der Start der An-26 folgte, ihren Schlusspunkt.