Airlander 10: Wasserstoffantrieb für den fliegenden Hintern?

Hybridluftschiff Airlander 10
Wasserstoffantrieb für den fliegenden Hintern?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 12.11.2025
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Wasserstoffantrieb für den fliegenden Hintern?
Foto: Hybrid Air Vehicles

Länger war es ruhig um den wegen seiner Optik auch "fliegenden Hintern" genannten Airlander 10, doch nun gibt es Neuigkeiten: Das Hybridluftschiff des britischen Unternehmens Hybrid Air Vehicles (HAV) könnte einen Brennstoffzellenantrieb der ebenfalls britischen Firma ZeroAvia erhalten. Die beiden Unternehmen wollen untersuchen, ob der Airlander 10 mit vier ZA600-Antriebssträngen ausgestattet werden kann.

Das Hybridluftschiff, das teilweise durch aerostatischen Auftrieb durch Helium, teilweise durch aerodynamischen Auftrieb in der Luft unterwegs ist, soll zunächst von vier V8-Dieselmotoren von Thielert mit 242 kW angetrieben werden. Nach Angaben von HAV soll das Luftschiff eine Nutzlast von zehn Tonnen befördern können und eine Reichweite von 7400 Kilometern haben. "Es war schon immer unsere Absicht, unseren Kunden aus Effizienz- und Umweltgründen eine vollständig emissionsfreie Variante des Airlander anzubieten, und diese Partnerschaft mit ZeroAvia wird uns dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen", so Tom Grundy, CEO von HAV. Im Rumpf des Airlander biete sich großzügiger Stauraum für Wasserstoff.

Brennstoffzellen auch für größeres Luftschiff?

ZeroAvia entwickelt Brennstoffzellenantriebe für Regionalflugzeuge, im Januar 2023 gelang der Erstflug einer Do228 mit einem ZeroAvia-Antriebsstrang. Der erste Antrieb, für den ZeroAvia bis Ende 2026 die Zulassung anstrebt, ist das ZA600 mit 600 kW Leistung. Er wird mit gasförmigem Wasserstoff betrieben und soll 10- bis 20-sitzigen Flugzeugen wie C208B, DHC Twin Otter und Do 228 eine Reichweite von rund 550 Kilometern verleihen. Das Unternehmen arbeitet aber auch am stärkeren ZA2000 mit zwei bis 5,4 MW Leistung für Regionalflugzeuge mit 40 bis 80 Sitzen. "Airlander ist ein weiteres spannendes Luftfahrzeug für die Serienausstattung mit unseren Antrieben, da es aufgrund seiner Reichweite, Effizienz und der Möglichkeit, von fast überall aus zu operieren, einen völlig neuen Markt im Flugverkehr erschließen kann", sagt Val Miftakhov, Gründer und Chef von ZeroAvia.

HAV und ZeroAvia wollen im Rahmen ihrer Zusammenarbeit zudem untersuchen, inwieweit Brennstoffzellenantriebe auch für künftige größere Luftschiffe anwendbar sind und wie die Wasserstoff-Tankinfrastruktur aussehen könnte. HAV entwickelt mit dem Airlander 50 ein künftiges Schwerlasttransport-Luftschiff mit 50 Tonnen Nutzlastkapazität.

Ursprünglich militärisches Projekt

Der Airlander 10 geht auf ein Projekt in den 2010er Jahren zurück, das vom amerikanischen Verteidigungsministerium finanziert wurde. Die US Army hatte damals Interesse an einem Aufklärungsluftschiff. Der Erstflug des Prototyps HAV 304 erfolgte im August 2012 in Lakehurst, New Jersey. Das Projekt wurde 2013 eingestellt, daraufhin kaufte HAV den Prototyp zurück und für die zivile Nutzung modifiziert. Seinen ersten Flug absolvierte das dann Airlander 10 genannte Hybridluftschiff im August 2016. Im November 2017 wurde das Fluggerät bei einem Unfall irreparabel beschädigt. Man habe mit dem Prototyp sieben Testflüge abgeschlossen, so HAV, und dabei einen wesentlichen Teil des geplanten Flugbereichs abgedeckt.

Im Januar 2020 hat HAV den Serien-Airlander-10 enthüllt, der eine veränderte, widerstandsärmere Form hat, und unter anderem mit einem verbesserten Fahrwerk und einer längeren Kabine für Passagiere und/oder Fracht ausgestattet werden soll. Damals kündigte HAV auch an, zusammen mit Collins Aerospace und der Universität Nottingham einen elektrischen Antrieb zu entwickeln. Aktuell plant das Unternehmen eine Indienststellung des Airlander 10 im Jahr 2029.

HAV hat nach eigenen Angaben Reservierungen für den Airlander 10 im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar, darunter von der spanischen Airline Air Nostrum, dem Unternehmen OceanSky Cruises und einem nicht genannten militärischen Kunden.