Die Amazonasregion in Kolumbien ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber. Unzählige Tierarten, Urwald ohne Ende, wenig Menschen. Doch diese wenigen Menschen sind vom Rest des Landes oft weitgehend abgeschnitten. Damit sich das ändert, geht mit Amazon Air in der Region Mitte September eine neue Fluggesellschaft an den Start. Ihr Ziel: die einzelnen Orte in dem dünn besiedelten Gebiet mit größeren Städten wie Leticia, Mitú und San José del Guaviare zu verbinden und auf diese Weise "Wohlbefinden, Gesundheit, Wachstum und Freude in diese ganze große Region" zu bringen.

Erstes Flugzeug ist 40 Jahre alt
Das Fluggerät, auf das Amazon Air bei diesem Vorhaben setzt, ist altbewährt, robust – und ziemlich exotisch: Bis Ende des Jahres, so heißt es aus Kolumbien, werde man vier Antonow An-26 einflotten. Die Ostblock-Turboprops, einst in der Sowjetunion als Kampfzonentransporter entwickelt und von 1969 bis 1986 produziert, besitzen Kombi-Kabinen für Fluggäste und Fracht und sollen jeweils 19 Passagieren Platz bieten. Um die Verbundenheit mit der Region symbolisch zu untermauern, sollen alle Antonows von Amazon Air farbenfrohe Lackierungen erhalten, mit dem Porträt eines regionaltypischen Urwaldtiers am Heck. Die erste An-26, Kennzeichen HK-4729, trägt am Leitwerk das Bild eines treuherzig dreinblickenden Totenkopfäffchens. Das 40 Jahre alte, aber strahlend neu lackierte Flugzeug stand im Zentrum der offiziellen Gründungsfeier für Amazon Air am 6. September.
Viel Erfahrung mit Antonows
Dass Amazon Air mit An-26 an den Start geht, und nicht etwa mit gebrauchten ATR-42 oder Dash 8, ist leicht zu erklären: Die Fluggesellschaft ist ein Tochterunternehmen der kolumbianischen Aercaribe-Gruppe, die bislang vor allem im Frachtcharter-Verkehr unterwegs ist und neben drei Boeing 737-400 auch einige An-26 und An-32 besitzt. Die HK-4729, im Januar 1982 an Erstkundin Aeroflot ausgeliefert, flog bislang ebenfalls für Aercaribe Cargo. Ob auch die anderen drei Maschinen, die bis Ende 2022 zu Amazon Air stoßen sollen, von der Muttergesellschaft stammen werden, ist unklar. In jedem Fall aber besitzt die Gruppe reichhaltige Erfahrung mit dem altgedienten Muster, das neben den bereits erwähnten 19 Passagieren parallel bis zu drei Tonnen Fracht im hinteren Kabinenbereich befördern kann.

"Lebensqualität verbessern"
Für Aercaribe-Chef Jorge Luis Almeira ist der Start von Amazon Air eine längst überfällige Angelegenheit: "Unser Ziel ist es, die Menschen in der gesamten Amazonas- und Orinoko-Region des Landes (...) zu verbinden" und ihr alltägliches Leben auf diese Weise nachhaltig leichter zu machen. "Wir wollen die Bewohner dieser Gebiete mobiler machen, ihnen eine bessere Lösung für Probleme in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bildung bieten und schließlich ihre Lebensqualität verbessern", ergänzt Andrés Salcedo, Geschäftsführer von Aercaribe. Außerdem arbeite man eng mit den kolumbianischen Behörden zusammen, um die Region auf behutsame Weise für naturnahen Tourismus zu erschließen. Das sei "eine großartige Gelegenheit", so der Aercaribe-Manager weiter. Schließlich hätten die Gebiete für Besucher eine Menge zu bieten.