Russifizierter Superjet muss mit alten Triebwerken abheben

Russifizierter Superjet
Superjet-NEW muss mit alten Triebwerken abheben

Zuletzt aktualisiert am 26.04.2023

Mit dem Suchoi Superjet-NEW will Russlands Flugzeugbau-Holding UAC ihr Regionalflugzeug unabhängig von westlichen Zulieferern machen. Das Projekt läuft seit 2019 – und trägt allmählich Früchte: Im Mai soll der erste Superjet-NEW zum Jungfernflug abheben. Das zumindest sagte Alexander Voit, Generaldirektor des Unternehmens UKBP JSC (Ulyanovsk Instrument Design Bureau), gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

UKBP zeichnet verantwortlich für die russische Avionik des Superjet-NEW – und Generaldirektor Voit ist augenscheinlich stolz auf seine Firma: "Alles, was die Piloten im Cockpit sehen, wird im UKBP hergestellt; alles, was dem Piloten Informationen liefert, wird bei uns gebaut." Der anstehende Erstflug sei "das bedeutendste Ereignis, auf das wir uns alle in diesem Jahr freuen", so Voit.

Importsubstitution

Neben der komplett in Russland hergestellten Avionik soll der erste Superjet-NEW, Seriennummer 97001, auch mit zahlreichen weiteren einheimischen Komponenten abheben. Dazu gehört zum Beispiel die Hilfsgasturbine (APU) TA18-100S, ebenso wie neue Kabelstränge, Stromversorgung und Bordsysteme. Ein russisches Fahrwerk mit russischen Reifen ersetzt die "alten" Pendants von Safran und Michelin, auch Flugsteuerung, Klimaanlage, Bremsen, Wasserversorgung und Abfallentsorgungssysteme sowie das Sauerstoffsystem, diverse Sensoren, Passagiersitze, Wärme- und Schalldämmung werden ersetzt.

Rostec

Triebwerk noch nicht fertig

Welche dieser Komponenten im Einzelnen bereits in das erste Testflugzeug Einzug halten, ist unklar. Klar ist aber, dass der erste Superjet-NEW den Jungfernflug zumindest ohne seine neuen russischen Triebwerke bestreiten muss. Denn das Awiadwigatel PD-8, das die SaM 146-Turbofans des russisch-französischen Joint Ventures Powerjet ersetzen soll, ist noch nicht einsatzfähig. Zwar wird das PD-8 seit 2022 fleißig getestet und war auch schon in der Luft – allerdings montiert an einer Il-76. Den Erstflug eines mit PD-8 bestückten Superjet-NEW (Seriennummer 97003) erwartet man in Russland nun erst im September 2023, wie der stellvertretende Industrie- und Handelsminister Oleg Bocharow jüngst skizzierte. Geplant war das eigentlich nicht, denn noch Ende 2022 hieß es, der Superjet-NEW werde "im ersten Quartal" 2023 abheben – und zwar direkt mit PD-8-Motoren.

Red Wings

Wie geht es weiter?

Die Verspätung, die sich jetzt – aus welchen Gründen auch immer – ergeben hat, soll dem weiteren Zeitplan allerdings nicht entgegenstehen. Noch vor Jahresende soll der Superjet-NEW (mit russischen Triebwerken) seine Musterzulassung erhalten – und damit zur Auslieferung an Airlines bereitstehen. Ob der Termin tatsächlich zu halten ist, darf allerdings bezweifelt werden. Womöglich wird es eher 2024.