Eigentlich war die 747-200 von Rolls-Royce schon vor sechs Jahren für das Abstellgleis bestimmt. 2019 kündigte der Triebwerksbauer erstmals an, er werde seinen Jumbo-Jet mit dem Taufnamen "Spirit of Excellence" außer Dienst stellen. Eine modernere 747-400 von Qantas aus Australien sollte ihren Posten übernehmen und beispielsweise für Tests des geplanten Ultrafan-Triebwerks herhalten. Doch dann kam die Corona-Krise, Rolls-Royce änderte den Plan und die "Spirit of Excellence" wurde doch weiter gebraucht. Sie testete 2024 beispielsweise das neue Businessjet-Triebwerk Pearl 10X für das künftige Dassault-Flaggschiff Falcon 10X, das als fünfter Motor innen unter die Steuerbord-Tragfläche montiert wurde. Zeitweise war die 747-200 somit als Fünfstrahler unterwegs. Die 2019 bereits in die USA überführte Doch-nicht-Nachfolgerin dagegen wurde im Oktober 2023 am Flughafen Grant County in Moses Lake (Washington) verschrottet.
Ewig aber konnte auch die als N787RR registrierte 747-200 nicht vor ihrem Schicksal davon fliegen. Am 9. Juli absolvierte der Jumbo-Jet seinen wohl letzten, viereinhalbstündigen Flug im Dienste von Rolls-Royce. Dieser startete am Flughafen Tucson, wo die N787RR größtenteils zu Hause war und endete später auch wieder dort. Seither war die Maschine nicht mehr in der Luft.
Letzter Flug in Tucson
Einschlägige Datenbanken haben den Eintrag zur N787RR bereits mit dem Kürzel "wfu" versehen – "withdrawn from use" (außer Betrieb genommen). Eine offizielle Bestätigung von Rolls-Royce steht zwar noch aus, dafür kommentierte der Flughafen Tucson am 10. Juli mit einem Video auf Facebook: "Nach einem langen Aufenthalt hier am Tucson International Airport müssen wir leider bekanntgeben, dass der fliegende Rolls-Royce-Prüfstand offiziell in den Ruhestand geht. Dies war sein letzter Flug." Die 747-200 werde deshalb zeitnah auf den nahegelegenen Flugzeugfriedhof Pinal Airpark überstellt. Man werde das Flugzeug vermissen, freue sich aber schon darauf, bald eine Nachfolgerin willkommen zu heißen, die bei Rolls-Royce das Erbe als fliegender Prüfstand antreten werde. Details, um welches Flugzeug es sich dabei handeln könnte, nannte der Flughafen jedoch nicht.

Die 747-200 "Spirit of Excellence" flog seit 2005 als Triebwerksprüfstand für Rolls-Royce, unter anderem für die Erprobung des Trent 1000.
Ende einer langen Laufbahn
Damit endet die aktive Karriere der "Spirit of Excellence" nach mehr als 45 Jahren. Begonnen hatte sie am 24. April 1980 mit der Auslieferung an Erstbetreiberin Cathay Pacific. Cathay flog die mit der Seriennummer 21966 aus dem Werk gerollte 747-200 unter dem Kennzeichen VH-HIA (später B-HIA für China) bis 1999. Anschließend ging der Jumbo an Air Atlanta Icelandic aus Island. Dort erhielt er die Kennung TF-ATD und blieb bis November 2004 im Einsatz – um schließlich ab Juni 2005 in die fliegende Prüfstandsflotte von Rolly-Royce einzutreten. Rolls-Royce nutzte das Flugzeug vor allem für die Erprobung des neuen Trent 1000-Turbofans für die Boeing 787. Daher rührte auch das Kennzeichen der "Spirit of Excellence".