Pakete statt Passagiere: Wie Airlines ihre Jets in Frachter verwandeln

Pakete statt Passagiere
Wie Airlines ihre Jets in Frachter verwandeln

Zuletzt aktualisiert am 27.03.2020
Wie Airlines ihre Jets in Frachter verwandeln
Foto: Lufthansa

In normalen Zeiten transportieren Airliner einen großen Teil des weltweiten Frachtbedarfs. Als "Belly Cargo" fliegen Paletten und Container im Bauch der Großraumjets mit. Etwa die Hälfte aller per Luftfracht transportieren Güter reist auf diese Weise. Allerdings ist der Passagierverkehr im Zuge der Corona-Krise inzwischen massiv beschränkt, die meisten Flüge gestrichen, Flugzeuge sind stillgelegt – wogegen die Nachfrage nach Luftfracht weiter zunimmt.

Airbus

Airbus-Hilfsflüge mit Werksmaschinen

Aus diesem Grund setzen Airlines einen Teil ihrer Widebody-Flotte vermehrt für reine Frachtflüge ein und stopfen die Bäuche der Airliner mit Gütern voll, die anderswo dringend benötigt werden: Sei es für die industrielle Produktion, zum Sichern der Versorgung oder für medizinische Zwecke. American Airlines etwa nutzt derzeit mehrere Boeing 777-300 für solche Frachtflüge und steuert von Dallas aus unter anderem Frankfurt an. Selbst Flugzeugbauer Airbus ist auf den Plan getreten und verchartert seinen A330-800-Prototypen für den Transport medizinischer Schutzausrüstung von China nach Europa. Die Weiterverteilung übernimmt unter anderem ein von Airbus abkommandierter A400M, der kürzlich die ersten Atemmasken von Toulouse nach Madrid ausflog.

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Pakete auf den Sitzen bei LH und AUA

Lufthansa und Austrian Airlines nutzen ihre Flugzeuge ebenfalls zum Frachttransport und setzen dabei unter anderem Airbus A330 (Lufthansa) und Boeing 777 (Austrian) ein. Allerdings gehen beide Carrier noch einen Schritt weiter als American: Sie befüllen nicht nur die Bäuche der Großraumjets, sondern transportieren auch Frachtgut in den Passagierkabinen. Am vergangenen Mittwoch etwa brachte die Lufthansa-A330 mit der Kennung D-AIKI 30 Tonnen Atemmasken und weitere Schutzausrüstung aus Schanghai nach Frankfurt – teilweise in Paketen gelagert auf den Sitzen sowie in den Handgepäckfächern im Hauptdeck. Die Sitze wurden zu diesem Zweck mit Folie abgedeckt um übermäßigen Verschleiß zu vermeiden. Austrian Airlines hatte Ähnliches bereits ein paar Tage früher vollführt: Im Auftrag der österreichischen Regierung hatte AUA mit zwei Boeing 777-300 130 Tonnen medizinische Ausrüstung von Xiamen nach Wien geflogen und dabei ebenfalls Stauraum in der Kabine mitgenutzt.

Lufthansa

China Eastern baut sich zwei A330 Combi

Besonders kreativ bei der Umfunktionierung von Passagierjets zu Frachtern zeigte sich China Eastern Airlines. Chinas zweitgrößte Fluggesellschaft baute aus mindestens zwei ihrer Airbus A330-200 kurzerhand einen Großteil der Sitze aus – und "erfand" auf diese Weise die A330 Combi. Zurück blieben jeweils 42 Sitzplätze in der Economy sowie alle Sitze in der Business Class, der Rest der Kabine ist leer und bietet zusätzlichen Stauraum für Fracht. Die ersten Missionen haben die "A330 Combi" von China Eastern bereits hinter sich. Eine Maschine beförderte beispielsweise Atemmasken und Schutzkleidung nach Prag.

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