Tests bei unter minus 30 Grad
Wie kommt die Irkut MS-21 mit extremer Kälte zurecht?

Die Irkut MS-21 erhielt zwar Ende 2021 ihre Musterzulassung, aber beendet ist das Testprogramm deshalb noch lange nicht. Ein Prototyp der MS-21 begab sich deshalb jüngst in Russlands Kältekammer nach Jakutsk – für Tests bei Temperaturen unter minus 30 Grad Celsius.

Wie kommt die Irkut MS-21 mit extremer Kälte zurecht?
Foto: Irkut / UAC

Auf dem Prüfstand haben Ingenieure von Irkut die Systeme ihres neuen Airliners schon bis minus 55 Grad Celsius getestet. Mit Erfolg, alles lief nach Plan. Doch grau ist alle Theorie, und das Wetter im echten Leben kann sich eben doch anders auswirken als die sterilen Bedingungen im Labor. Aus diesem Grund schickte Irkut jüngst den vierten Prototypen der MS-21 von seiner derzeitigen Heimatbasis Schukowski ins eisige Jakutsk in der Republik Sacha. In der riesigen Region, fast so groß wie Indien, herrscht flächendeckend Permafrost – und jetzt, im Winter, sind Lufttemperaturen um minus 45 Grad Celisus und kälter keine Seltenheit. Perfekte Bedingungen also, um die MS-21 ausgiebig auf ihre Kältetauglichkeit zu testen.

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Parken unter freiem Himmel

Am 23. Januar begab sich die Testmaschine mit der Werkskennung 73056 per Nonstopflug von Schukowski ins knapp 5.000 Kilometer entfernte Jakutsk. Neben den beiden Piloten Oleg Mutowin und Andrei Woropajew befanden sich laut der Flugzeugbau-Holding UAC, zu der Irkut gehört, mehr als 70 Spezialisten mit an Bord. Sie werden, zusammen mit dem Flugzeug, insgesamt drei Wochen lang in Jakutsk bleiben und die MS-21 auf Herz und Nieren in der Kältekammer prüfen. Dabei geht es um Tests am Boden wie in der Luft. Und natürlich wird das Material nicht geschont: "Jeder Testphase geht das Abkühlen des Flugzeugs voraus, das heißt, es wird abends und nachts zwölf Stunden im Freien auf einem offenen Parkplatz stehen", erklärt der für die Tests mitverantwortliche UAC-Manager Daniil Brenerman. Der Flughafen Jakutsk werde die Tests logistisch unterstützen.

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Irkut / UAC
Warm eingemummelt geht es aus dem Flugzeug. Jakutsk gilt als die kälteste Großstadt der Welt.

Arbeitstreffen in Jakutsk

Brenermans Kollege Andrej Boginski, Generaldirektor der Irkut Corporation, ergänzt, die anstehenden Kältetests seien "eine Fortsetzung der harten Arbeit", die letztes Jahr im Erhalt der russischen Musterzulassung für die MS-21-300 gipfelte. "Wir müssen eine Reihe von Tests durchführen, um das Zertifikat zu erweitern und bis Ende dieses Jahres das erste Serienflugzeug an Rossiya Airlines zu übergeben", so Boginski.

Gleichzeitig rühren UAC und Irkut bei den politischen Entscheidungsträgern in der Republik Sacha die Werbetrommel für ihr neues Flugzeug. Für die kommenden Tage sind in Jakutsk mehrere Arbeitstreffen anberaumt. Wladimir Siwtsew, Verkehrsminister der Republik Sacha, unterstrich im Vorfeld, seine Regierung sei "an einer Zusammenarbeit mit der Irkut Corporation interessiert, um den Betrieb von Flugzeugen aus heimischer Produktion sicherzustellen". Schließlich diene die Luftfahrt in der riesigen Weite Jakutiens als wichtigstes Verkehrsmittel.

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