Auf Flightradar24 konnte man Donald Trumps Flugreise am Montag mitverfolgen. Man musste aber schon recht genau Bescheid wissen, welchen Flug man dafür auswählen musste. Denn die Boeing 757, die den Ex-Präsidenten gestern Mittag (Ortszeit) vom Flughafen Palm Beach in Florida zum LaGuardia Airport in New York brachte, war in der Tracking-App zwar zu sehen – allerdings ohne Kennzeichen, ohne Flugnummer und ohne Start- und Zielort. Dreieinhalb Stunden nach dem Abflug landete die Inkognito-757 mit dem prominenten Fluggast an Bord in LaGuardia – wo Trump am Flughafenzaun von zahlreichen Fans in Empfang genommen wurde.
Trump vor Gericht
Viel Grund zum Jubeln hatte Trump nach seiner Ankunft jedoch nicht, denn sein Besuch in New York hat einen durchaus unangenehmen Hintergrund. Wegen der Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin steht der Republikaner, der im kommenden Präsidentschaftswahlkampf abermals in den Ring steigen will, vor Gericht. Am heutigen Dienstag wird die Anklageschrift verlesen. Trump sieht sich als Opfer einer politisierten Justiz – und versucht seinerseits, aus der Affäre einen Nutzen für seine PR-Kampagne zu ziehen.

"Trump Force One"
In dieser Kampagne – sie soll Trump trotz Anklage am Hacken zurück ins Weiße Haus bringen – spielt die Boeing 757-200 mit dem Kennzeichen N757AF eine wichtige Rolle. Das war schon bei Trumps erstem Anlauf auf die Präsidentschaft so, als der heute 76-Jährige mit der "Trump Force One" genannten Maschine kreuz und quer durch die USA flog und Wahlkampfauftritte hinlegte. Nach seiner Wahl zum Präsidenten erfuhr Trump ein Upgrade auf die Boeing VC-25A der US Air Force – und die "Trump Force One" kam aufs Abstellgleis. 2019 wurde sie auf dem Stewart International Airport nördlich von New York eingemottet. Erst als Trump Ende 2020 die Wiederwahl als Präsident verwehrt blieb, richtete sich die Aufmerksamkeit von "The Donald" wieder auf das inzwischen 30 Jahre alte Flugzeug. Er wolle es wieder flottmachen, ließ er im Frühjahr 2021 verlauten.
757 für den Wahlkampf
Tatsächlich flog die N757AF Anfang November 2021 zum Chennault International Airport nach Lake Charles (Louisiana), wo sie einer umfangreichen Wartung unterzogen wurde. Für die Überführung mussten Trumps Techniker seinerzeit einen Leihmotor auftreiben – und unterwegs wegen einer technischen Störung einen ungeplanten Zwischenstopp in Nashville einlegen. Nach der Ankunft in Louisiana verschwand die 757 im Hangar und ließ sich dort nicht nur technisch auf Vordermann bringen. Auch ein neuer Anstrich schmückt seither das Flugzeug, das Trump einst für 100 Millionen US-Dollar dem Milliardär Paul Allen abgekauft hatte.
Die Kosten für die Wiederinbetriebnahme der Boeing nach so langer Standzeit bezifferten Brancheninsider auf einen hohen sechsstelligen Dollarbetrag – mindestens. Den wird Trump nicht ohne Hintergedanken in die Hand genommen haben. Schließlich ist die Erinnerung noch sehr präsent: Im Wahlkampfjahr 2016 diente die N757AF Trump nicht nur Transportmittel, sondern war auch beeindruckende Kulisse bei zahlreichen Auftritten des damaligen Präsidentschaftskandidaten. Und wie die Wahl damals ausging, ist bekannt...