Wer in der ukrainischen Hauptstadt Kiew unterwegs ist und zum Antonow-Stammwerk im Stadtteil Swjatoschyn möchte, der erreicht die Zentrale des ukrainischen Flugzeugbauers, zu der auch ein Flugplatz gehört, über die Straße "Akademika Tupolewa". Diesen Namen trägt die Straße im Kiewer Westen zumindest seit 1973, zu Ehren des sowjetischen Flugzeugkonstrukteurs Andrei Tupolew, aus dessen Feder berühmte Ost-Flugzeuge wie die Airliner Tu-104, Tu-114 und Tu-134 oder der Turboprop-Bomber Tu-95 stammten.

Die An-225 war bis zu ihrer Zerstörung im Februar 2022 das weltweit schwerste Flugzeug. Endmontiert wurde sie in Kiew-Swjatoschyn.
Die "Mrija-Straße"
Doch mit der Erinnerung an den Russen Tupolew soll es in Swjatoschyn bald vorbei sein. Stattdessen soll die "Akademika Tupolewa" in Zukunft den Namen "Mrija-Straße" tragen – zum Gedenken an den von Antonow entworfenen Riesenfrachter An-225 "Mrija", der Ende Februar 2022 bei Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Soldaten um den weiter außerhalb gelegenen, zweiten Antonow-Flughafen Hostomel zerstört wurde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, bei der die Stadt Kiew ihre Bürger über die Namensänderung mehrerer Straßen abstimmen ließ. Nach Angaben des ukrainischen Portals Informator entschied sich im konkreten Fall eine relative Mehrheit von 26 Prozent für die Umbenennung der Akademika Tupolewa in Mrija-Straße.

Die Zelle der nie vollendeten zweiten An-225 ist in Swjatoschyn eingelagert. Der Weg dorthin führt künftig über die "Mrija-Straße".
In Swjatoschyn steht die zweite "Mrija"
Ab wann die Änderung des Namens greift, ist nicht bekannt. Bei Google Maps heißt die betreffende Straße nach wie vor "Akademika Tupolewa". Unterdessen hört man aus der Ukraine schon seit einiger Zeit nichts mehr über den angekündigten Aufbau einer neuen An-225 mit der in Swjatoschyn eingelagerten, nie fertiggestellten zweiten "Mrija" als Basis. Dieses vom Idealismus getragene, wirtschaftlich aber sinnlose und teure Unterfangen dürfte wohl auch bei einem baldigen Ende des Krieges in der Ukraine wenig Chancen auf Verwirklichung besitzen.
Die kaputte "Mrija" von Hostomel
Was mit dem Wrack der An-225 in Kiew-Hostomel geschieht, ist offiziell ebenfalls unklar. Fotos vom Herbst des vergangenen Jahres zeigen, dass Flügel und Leitwerk vom Rumpf abmontiert wurden. Auch die völlig zerstörte Bugsektion fehlt. Mindestens zwei der sechs Triebwerke der "Mrija" fliegen derweil schon seit geraumer Zeit unter den Tragflächen der kleineren Schwester An-124 "Ruslan" weiter, von der die Antonow-Werksfluglinie Antonov Airlines fünf aktive Exemplare betreibt.