In Toulouse ist man sich schon länger einig: Wasserstoff heißt die Lösung für das CO2-Problem der Passagierluftfahrt. Schon im Herbst vergangenen Jahres präsentierte Airbus gleich drei Entwürfe für künftige Verkehrsflugzeuge. Jeder davon verfolgt unterschiedliche Ansätze, alle drei sehen unterschiedlich aus. Was sie eint, ist die Art des Antriebs: Alle drei Konzepte stützen sich auf Wasserstoff als primäre Energiequelle, keines besitzt einen batterieelektrischen Antrieb. Wasserstoff sei als sauberer Treibstoff "außerordentlich vielversprechend und wahrscheinlich eine Lösung für die Luft- und Raumfahrt und viele andere Industriezweige", betont Airbus in diesem Zusammenhang.

Ein langer Weg
Für Airbus besitzt das Projekt "emissionsfreies Fliegen" eine hohe Bedeutung – möglichst schon 2035 soll der erste mit Wasserstoff betriebene Airbus-Airliner einsatzfähig sein. Bis dahin ist der Weg allerdings noch lang, denn es gibt viele offene Fragen. So kann Wasserstoff zum Beispiel nicht wie Kerosin in Flügeltanks gespeichert werden, sondern braucht spezielle kugelförmige oder zylindrische Tanks, zum Beispiel im hinteren Rumpfbereich. Das liegt am deutlich größeren Volumen, das Wasserstoff gegenüber Kerosin besitzt. Im flüssigen Zustand ist es viermal höher – deshalb muss es stark komprimiert werden, wenn die mitfgeführte Menge akzeptable Flugstrecken erlauben soll. Um den Wasserstoff flüssig zu halten, muss er überdies auf minus 253 Grad Celsius heruntergekühlt werden.

A380 als Versuchsplattform
Airbus schrecken diese Hürden nicht: erklärtes Ziel ist es, bis 2025 ein Flugzeug in die Luft zu bekommen, das zumindest teilweise mit Wasserstroff fliegt – so wie schon vor 33 Jahren die Tupolew Tu-155 in der Sowjetunion. Die Zeitung Les Echos will nun erfahren haben, dass Airbus für dieses Hybrid-Projekt die A380 als Testträger auserkoren hat. Eine diesbezügliche Anfrage der FLUG REVUE an den Flugzeugbauer blieb bislang ohne Antwort. Die Wahl scheint jedoch logisch, schließlich bietet die A380 jede Menge Platz für Tanks und Testausrüstung. So könnte zum Beispiel eines der beiden Passagierdecks komplett als Tanklager herhalten. Eine ähnliche Idee hatte Airbus bereits vor rund 20 Jahren – mit dem Unterschied, dass man damals eine Extra-Etage auf eine A310 "aufpflanzen" hätte müssen.

Geburtshilfe für den Zukunfts-Airliner
Laut Les Echos plant Airbus zunächst, eines der vier Triebwerke des Superjumbos mit Wasserstoff anzutreiben. Die Tanks sollen von den neuen Forschungszentren in Nantes und Bremen entwickelt werden, die Airbus speziell für sein Projekt eines Wasserstoff-Airliners ins Leben ruft. Die A380, jener Superlativ des zivilen Flugzeugbaus der alten Schule, der zwischen Energiewende und Coronakrise wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen wirkt, könnte damit zum Wegbereiter einer neuen Generation von Airlinern werden.