Antonow An-2: Rettete der fliegende Bunker fünf Menschen das Leben?

Antonow An-2 verunglückt
Rettete der fliegende Bunker fünf Menschen das Leben?

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Zuletzt aktualisiert am 10.07.2023

Für Antonow-Pilot Kjell Brattfors ist der Fall klar: Dass er und seine vier Passagiere den Crash in die Bäume am 8. Juli nahe der Stadt Vårgårda ohne größere Blessuren überstanden haben, ist vor allem dem Flugzeug geschuldet, mit dem der Unfall geschah. Die An-2 sei einfach sehr stabil gebaut, erklärte Brattfors im Gespräch mit dem Radiosender Sverigesradio. "Es ist, als würde man in einem Bunker sitzen." Dieser Umstand habe höchstwahrscheinlich Schlimmeres verhindert.

"Keine Ahnung, was passiert ist"

Tatsächlich wirkt das Wrack der verunglückten Maschine auf bislang veröffentlichten Fotoaufnahmen einigermaßen intakt. Lediglich Tragflächen und Fahrwerk sind abgeknickt, Rumpf und Leitwerk blieben in einem Stück. Im Cockpitbereich sind keine größeren Schäden erkennbar, auch ein Feuer brach nicht aus. Glück im Unglück also für alle Beteiligten – wenngleich die Bäume im konkreten Fall wohl einen Großteil der Bewegungsenergie auffingen und derselbe Unfall daher auch mit einem anderen Flugzeugmuster gut überlebbar gewesen wäre.

Wie es allerdings zu dem spektakulären Crash mit dem als SE-KCE in Schweden registrierten Sowjet-Doppeldecker kommen konnte, ist dem 78-jährigen Kjell Brattfors noch ein Rätsel. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist", bekundete er gegenüber Sverigesradio. Dem Fernsehsender svt sagte Brattfors, er fliege die An-2 seit 30 Jahren. "Aber so etwas habe ich noch nie erlebt." Wie immer habe er vor dem Start alle Systeme überprüft, einschließlich der Leistung des ASch-62-Sternmotors. Nichts habe auf ein Problem hingedeutet. Aber dann sei die An-2 nach dem Abheben "einfach nicht gestiegen". Die Baumgruppe, die am Ende des Feldes drohend lauerte, wurde dem Flugzeug schließlich zum Verhängnis.

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An-2 kam nicht auf Höhe

Ein Amateurvideo hielt den missglückten letzten Start der 1981 gebauten SE-KCE für die Nachwelt fest. Darauf ist zu sehen, wie Brattfors beim Startlauf verzweifelt versucht, vom Boden abzuheben und das direkt vor ihm auftauchende Wäldchen leicht rechts versetzt zu überfliegen. Ohne Erfolg: Mit steilem Anstellwinkel und in Rechtsneigung kracht die An-2 kurz darauf mitten in die Baumkronen. Aus welchem Grund der Start an diesem Tag dermaßen fehlschlug, ist nun Gegenstand der Untersuchungen schwedischer Unfallermittler. svt zufolge hat die Polizei parallel Ermittlungen wegen "Fahrlässigkeit im Flugverkehr" aufgenommen. Kjell Brattfors legt indes Wert auf den Umstand, dass er den Bäumen nicht habe ausweichen können, da er den Verkehr auf der neben dem Feld vorbeiführenden Straße 181 nicht habe gefährden wollen.