Ungarns Luftwaffe freut sich auf ihr erstes Transportflugzeug – und die Chancen, dass dieses im laufenden Jahr den Weg in seine neue Heimat findet, stehen hoch. Zumindest ihren ersten Flug hat die frisch vollendete Embraer KC-390, deren Endmontage im Herbst 2022 begann, schon einmal gemeistert. Dabei musste sich der Jet laut Embraer einer umfangreichen Bewertung durch Flight Crew und Ingenieure unterziehen, die den Jungfernflug auf rund vier Stunden Dauer ausdehnte.

Die Erstflug-Crew am 8. Februar nach der Landung in Gavião Peixoto: Die erste Hürde ist genommen.
Erste KC-390 mit MedEvac-Kabine
Der erfolgreichen Premiere wird sich nun eine umfangreiche Testkampagne anschließen – und vermutlich muss auch der Innenausbau der magyarischen KC-390 noch vollzogen werden. Der wird für Embraer insofern zur Besonderheit, als dass Ungarn das erste Nutzerland der KC-390 ist, das seine Flugzeuge als fliegende Intensivstationen für MedEvac-Missionen einsetzen will. Auch als Tanker werden die Ungarn das neue Muster künftig betreiben. Insgesamt hat die Regierung in Budapest bislang zwei KC-390 bestellt.
Ihren Erstflug bestritt die ungarische KC-390 mit dem brasilianischen Testkennzeichen PT-ZHP. Der Schriftzug "Hungarian Air Force" und die taktische Kennung 610, mit der das Flugzeug später für Ungarn Dienst schieben wird, prangen allerdings schon auf Rumpf und Leitwerk.

Ungarn war der dritte Kunde für die KC-390 und wird seine beiden Jets auch für medizinische Flüge nutzen.
Hoffen auf Exporterfolge
Ungarn war 2020 das dritte Land nach Brasilien und Portugal, das sich für den Kauf der KC-390 entschied. Inzwischen sind mit den Niederlanden, Österreich, Tschechien und Südkorea weitere Abnehmer hinzugekommen – weshalb Embraer nach eigenen Angaben die Produktion hochfährt, "um der steigenden Marktnachfrage gerecht zu werden". Allerdings hatte die Luftwaffe Brasiliens, nach wie vor der größte Kunde für die KC-390, in jüngerer Vergangenheit mehrfach ihre Order reduziert. Statt ursprünglich 28 werden die Brasilianer nur noch 19 Exemplare abnehmen. Als Kompensation strebt Embraer verstärkt nach weiteren Exporterfolgen. Derzeit ist die KC-390 unter anderem in Griechenland, Kolumbien, Indien, Schweden und Südafrika im Rennen.