Die Coronaflaute scheint überwunden, die Ticketverkäufe ziehen wieder und an den Flughäfen ist allem Anschein nach der Wahnsinn wieder eingekehrt. Auch die A380 fiel der Pandemie mehr oder minder zum Opfer, denn mit abschwächenden Passagierzahlen wurde vielen Airlines klar: Der Superjumbo schluckt zu viel, ist zu groß und schlicht nicht wirtschaftlich. Die Folgen waren, dass viele Fluggesellschaften die beliebten Großraumflugzeuge in den Dornröschenschlaf schickten oder sich sogar komplett von ihnen trennten. Doch wie steht es eigentlich jetzt, nach der Krise, um den beliebten "Doppeldecker"?
Emirates fliegt die meisten A380
Mit 88 aktiven A380 hat Emirates nicht nur die mit Abstand meisten Superjumbos in Betrieb, sondern verfügt mit 119 Maschinen auch insgesamt über die größte Flotte. Airline-Chef Tim Clark kündigte imm Juni auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin an, soweit es die Ausbildungskapazität zulasse, die übrigen Flugzeuge ebenfalls so schnell wie möglich zu reaktivieren.

Comeback bei Lufthansa
Auch bei Lufthansa galt sie bereits als totgesagt, doch nach langem hin und her und brodelnder Gerüchteküche, bestätigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr nun kürzlich, dass die A380 doch wieder zurückkehren soll. Ab Sommer 2023 werde sie wohl von München aus ihr Comeback im Liniendienst geben.
Sechs der ehemals 14 Kranich-A380 sind bereits verkauft. Vier bis fünf der acht übrigen Jumbos, welche sich momentan in Spanien und Frankreich im "deep storage" befinden, sollen reaktiviert werden. Welche Ziele die Riesenjets zukünftig anfliegen, muss noch geklärt werden. Ein heißer Kandidat sind jedoch Strecken in die USA. Vor der Krise hatte Lufthansa mit der A380 von München aus die Flugziele Los Angeles, San Francisco, Miami, Peking und Shanghai bedient. Angedacht war 2020 außerdem Boston, doch dieses Vorhaben fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.

Die fliegenden Schildkröten von ANA
Auch die drei Schildkröten-A380 der japanischen All Nippon Airways mussten wegen Corona am Boden bleiben. Doch jetzt sollen sie aus der Winterstarre erwachen und – wie ursprünglich geplant – auf der Strecke zwischen Tokio und Honolulu urlaubsreife Japaner in die Sonne fliegen. Die erste A380 werde vermutlich im Juli wieder in Betrieb genommen und zweimal wöchentlich die Insel im Zentralpazifik ansteuern. Eine der "Flying Honus", die orangefarbene mit dem Kennzeichen JA383A wurde erst im Oktober 2021 an ANA übergeben und dürfte sich wohl auch bald endlich im Linienbetrieb beweisen können.

Verfrühte Rückkehr bei Qantas
Eigentlich plante Australiens Flag Carrier Qantas, seine Superjumbos erst 2023 wieder einzusetzen. Doch da sich das Passagieraufkommen schneller als vorausgesagt erholte, begann Qantas bereits Anfang 2022 mit der Wiedereingliederung. Von den ehemals zwölf sind nun vier A380 wieder aktiv im Dienst, zwei weitere stehen zur Wartung in Abu Dhabi. Doch nicht alle haben es zurück in die Luft geschafft: Der Superjumbo mit dem Kennzeichen VH-OQF wird aktuell in Kalifornien zerlegt und soll als Ersatzteillager fungieren. Seit Kurzem fliegen die A380 mit dem Känguruh am Heck auch wieder von Sydney aus über Singapur nach London.

Asiana fliegt wieder nach Frankfurt
Es geschah erst diese Woche, dass Asiana zwei ihrer A380 in den Passagierbetrieb zurückholte. Die südkoreanische Fluggesellschaft setzt ihre Superjumbos seither auf der Strecke zwischen Seoul und Bangkok ein. Am 22. Juli soll Los Angeles folgen und ab Oktober sind die Asiana-A380 plangemäß auch wieder in Frankfurt zu sehen.

Korean Air mit neuem Ziel
Seit kurzem bedient Korean Air mit zwei A380 wieder täglich die Strecke zwischen Seoul und New York. Acht ihrer Großraumjets sind noch eingelagert, aber auch hier gilt es als wahrscheinlich, dass ein Teil von ihnen bald wieder in den Dienst zurückkehren könnte. Laut Angaben des Portals Simple Flying plant die Airline mit dem Doppelstock-Riesen, ab Juli dreimal wöchentlich auch nach Hongkong zu fliegen. Allerdings besitzen die A380-Dienste bei Korean Air – und bei Asiana, deren Mehrheitseigentümerin Korean Air inzwischen ist – aller Voraussicht nach ein Ablaufdatum. Bis 2025 wolle man sich von der Teilflotte trennen, kündigte Airline-Chef Korean-Air-Chef Cho Won-tae vor knapp einem Jahr an.

Volle Kraft bei British Airways
British Airways erklärte Anfang 2022, im Sommer wieder die komplette A380-Flotte einsetzen zu wollen, um der hohen Nachfrage der Passagiere gerecht werden zu können. Und tatsächlich sind alle zwölf Exemplare bereits aus der Mottenkiste geschlüpft und fliegen wieder von London nach Boston, Chicago, Miami, San Francisco, Washington und Vancouver sowie nach Dubai. Als einer der wenigen A380-Nutzer hatten sich die Briten bereits frühzeitig für einen Weiterbetrieb der A380 ausgesprochen. Angesichts der notorisch knappen Slots am Heimatflughafen London-Heathrow gilt das größte Passagierflugzeug der Welt für British Airways als wichtiger Faktor in der Flotte.

Qatars Hassliebe
Ein wichtiger Faktor ist die A380 auch wieder für Qatar Airways. Allerdings eher unfreiwillig, denn eigentlich hätte Qatar-Chef Akbar Al Baker den Superjumbo lieber komplett verbannt. Der einst glühende Fan des Riesenflugzeugs ließ noch im Frühjahr 2021 kein gutes Haar an der A380. Weil ihm aufgrund des Lack-Dilemmas am neuen Flaggschiff A350 wichtige Kapazitäten fehlen, sah sich Al Baker jedoch gezwungen, die verschmähten A380 doch wieder in Dienst zu stellen. Mittlerweile sind sieben der zehn Maschinen zurück im Geschäft. Ab August soll laut Plan eine achte hinzukommen.
Zehn von zwölf bei Singapore
Mit neuer Kabine – und deshalb von der Airline als A380R (Retrofit) bezeichnet – präsentieren sich seit geraumer Zeit die Superjumbos von Singapore Airlines. Mit dem Beginn des Somemrflugplans 2022 sind Singapores A380 auch wieder täglicher Gast auf dem Flughafen Frankfurt. Der asiatische Premium-Carrier war 2007 die erste Airline überhaupt, die den Liniendienst mit der A380 aufnahm. Das damals eingesetzte Flugzeug ist zwar inzwischen verschrottet, dennoch schwor Singapore der A380 bereits inmitten der Corona-Krise langfristig die Treue. Von den zwölf zur Verfügung stehenden Maschinen fliegen derzeit wieder zehn.
Wo die A380-Ära endete
Doch nicht alle einstigen A380-Nutzer hieven das Dickschiff wieder in den Dienst zurück. Schon im Mai 2020 entschied sich etwa Air France, der A380 "Adieu" zu sagen und gab die endgültige Einstellung ihres A380-Betriebs bekannt. Auch für China Southern Airlines scheint das Kapitel A380 geschlossen. Drei von fünf fliegen noch, aber die Airline teilte Anfang 2022 mit, dass sie beabsichtige, bis Ende des Jahres ihre gesamte Flotte auszumustern. Die anderen zwei seien schon Ende Februar auf dem "Friedhof" in der Wüste Kaliforniens angekommen. Auch Malaysia Airlines möchte ihre sechs A380 loswerden und schrieb sie bereits im Juli 2021 zum Verkauf aus. Ähnliches gilt für Thai Airways, deren sechs A380 wohl ebenfalls nicht mehr zurückkommen. Etihad aus Abu Dhabi äußerte sich bis jetzt noch nicht, ob es ein Comeback ihrer zehn eingelagerten Superjumbos geben wird.
Flottenstatus
Zusammenfassend sind laut der Tracking-Plattform Flightradar24 zum jetzigen Zeitpunkt insgesamt 129 A380 aktiv im Dienst: 88 bei Emirates, zwei bei Asiana, zwölf bei British Airways, drei bei China Southern Airlines, zwei bei Korean Air, sieben bei Qatar Airways (ab August acht), zehn bei Singapore Airlines, vier bei Qantas. Damit ist mehr als die Hälfte aller 251 gebauten Superjumbos mehr oder weniger regelmäßig in der Luft – Tendenz steigend. Für den bereits totgesagten Riesenjet ist das eine durchaus erfolgreiche Zwischenbilanz.