Aus für 737-200: Air Inuit macht Schluss mit dem "Donnerschwein"

Oldschool-737 geht in Rente
Air Inuit macht Schluss mit dem „Donnerschwein“

Veröffentlicht am 06.07.2023

Es ist noch keine zwei Jahre her, da holte sich Air Inuit sogar noch Zuwachs in die Teilflotte: Damals sicherte sich der Carrier aus der Provinz Québec die Dienste einer 737-200, die bei Mitbewerber Canadian North auf dem Abstellgleis gelandet war. Die damals 41 Jahre alte C-GOPW, wie die drei bereits für Air Inuit fliegenden "Donnerschweinchen" ein Kombi-Exemplar für Fracht und Passagiere, stieß im Spätsommer 2021 zu ihrem neuen Arbeitgeber und fliegt seither regelmäßig in die entlegenen Winkel der Region. Damals pries Air Inuit die mit Gravel Kits für Kiespisten bestückte Oldschool-Boeing als ideales Flugzeug – "ganz gleich, ob Sie eine Bergbau-Mission in der kanadischen Arktis mit 25 Mitarbeitern planen und 25.000 Pfund schwere Maschinen transportieren müssen, oder mit 111 Ihrer engsten Freunde zu einem exotischen Ziel reisen möchten."

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Wechsel zu neueren 737

Während Canadian North ihre letzte 737-200 im Mai 2023 abstellte, fliegen die Maschinen von Air Inuit auch heute noch weiter munter durch die Lande. Doch die Liebe zur 737-200 scheint auch bei Air Inuit allmählich zu verblassen – und stattdessen der nüchternen wirtschaftlichen Wirklichkeit das Feld zu überlassen. Jedenfalls kündigten die Airline-Verantwortlichen Anfang dieser Woche an, sich zeitnah drei Boeing 737-800 zu beschaffen und die vier 737-200 binnen 24 Monaten in den Ruhestand zu schicken.

Die Wachablösung trägt nach Air Inuit-Angaben dem selbsterklärten Ziel Rechnung, die CO2-Emissionen zu senken. Gegenüber den fliegenden Oldtimern mit ihren dünnen JT8D-Röhren unter den Flügeln seien die 737-800 in Sachen Kerosinverbrauch fast 40 Prozent sparsamer. Wie die alten 737-200 werde man auch die "neuen" Boeing-Jets in Kombi-Ausführung einsetzen und so weiter "gleichzeitig einen sicheren und komfortablen Passagierservice und einen verlässlichen Frachttransport" anbieten.

BriYYZ (CC BY-SA 2.0)

Pisten werden asphaltiert

Wirklich überraschend kommt die Entscheidung der Fluggesellschaft nicht. Die vier derzeit noch im Dienst stehenden 737-200C der Air Inuit sind alle deutlich über 40 Jahre alt – die älteste, Kennzeichen C-GMAI, hat sogar mehr als 45 Jahre auf dem Buckel. Darüber hinaus fällt mit im Raum stehenden Infrastrukturprogrammen wohl bald ein Hauptargument für den Betrieb der 737-200 weg: So sollen in den kommenden Jahren zahlreiche noch unpräparierte Pisten im Inuit-Territorium Nunavik asphaltiert werden. Entsprechende Vorbereitungen laufen nach Angaben von Air Inuit bereits. Damit wäre sichergestellt, dass die entlegenen Gebiete auch von den neueren 737-800 bedient werden können – für die es, im Unterschied zur 737-200, keine Gravel Kits gibt.