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Das langsame Verschwinden der letzten MD-11-Dreistrahler

Dreistrahler vor dem Karriere-Aus
Das langsame Verschwinden der letzten MD-11

Die Boeing MD-11 ist eine Ikone – doch wie lange kann sie sich noch halten? Die schwindende Nachfrage im Cargo-Sektor bringt die letzten Großraum-Dreistrahler in die Bredouille: FedEx und UPS haben mit dem Kahlschlag ihrer Flotten schon begonnen.

Das langsame Verschwinden der letzten MD-11
Foto: Patrick Zwerger

Aus Europa ist die MD-11 längst verschwunden: Als letzter europäischer Betreiber stellte Lufthansa Cargo ihre letzten Dreistrahler Ende Oktober 2021 außer Dienst. Seither fliegt die MD-11, der letzte von McDonnell Douglas entworfene Großraumjet, nur noch bei drei Airlines in den USA: FedEx, UPS und Western Global. Alle drei nutzen das Muster für den Frachttransport. Der weltweit letzte reguläre Passagierflug einer MD-11 liegt bereits achteinhalb Jahre zurück. Er fand am 26. Oktober 2014 bei KLM statt.

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Patrick Zwerger
Die letzten MD-11F strichen bei Lufthansa Cargo im Herbst 2021 die Segel. Seither fliegt der als "Diva" bekannte Trijet nur noch bei US-Airlines.

FedEx legt die Axt an

Die drei verbliebenen US-Betreiber verhalfen dem eleganten Trijet, der kommerziell ein Misserfolg blieb, in der Vergangenheit zu einer beachtlichen Rest-Karriere. Von den nur 200 gebauten MD-11 standen Ende 2022 noch stattliche 105 Exemplare im aktiven Dienst. Größter Nutzer ist bis heute der US-Logistikriese FedEx, der mit 59 Flugzeugen mehr als die Hälfte aller aktiven MD-11F auf sich vereint. Doch gerade FedEx spürt seit geraumer Zeit einen starken Rückgang der Nachfrage auf dem Luftfrachtmarkt – und legt als Konsequenz jetzt offiziell die Axt an die MD-11-Teilflotte. Anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das zurückliegende Quartal, die empfindliche Umsatzeinbußen offenbarten, läutete der US-Konzern aus Memphis die Ausmusterung der letzten im Unternehmen verbliebenen Dreistrahler ein – die älteren MD-10 hatten ihren Dienst bereits Ende 2022 final quittieren müssen.

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Patrick Zwerger
FedEx Express ist größter Nutzer der MD-11F und betreibt mehr als die Hälfte des aktiven MD-11-Bestands. Doch das Muster ist auf dem absteigenden Ast.

Die Zukunft hat zwei Triebwerke

Das schleichende Ende der MD-11 ist bei FedEx voll im Gange: Wie das Portal Freight Waves berichtet, hat der Paketdienstleister im laufenden Quartal schon neun Maschinen stillgelegt, sechs weitere sollen im kommenden Quartal folgen. FedEx-Chef Raj Subramaniam plant nach eigenen Worten, bis Ende des Geschäftsjahres 2025 laufende Kosten in Höhe von vier Milliarden US-Dollar einzusparen. "Dies erfordert viele Schritte, einschließlich Pläne, die derzeit entwickelt werden, um unsere MD-11-Flotte auslaufen zu lassen", so Subramaniam. Stattdessen setzt FedEx in Sachen Großraumjets verstärkt auf die zweistrahligen Muster Boeing 767 und 777.

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UPS Airlines will die MD-11 ihrerseits ebenfalls schrittweise gegen sparsamere Zweistrahler ersetzen - vornehmlich Boeing 767.

UPS mustert ebenfalls aus

Doch nicht nur bei FedEx, auch beim Mitbewerber UPS Airlines hat die MD-11 zunehmend einen schweren Stand. Auch UPS sieht sich auf dem Frachtmarkt mit einer sinkenden Nachfrage konfrontiert – und kündigte bereits im Januar an, die damals offiziell noch 42 aktiven MD-11F schrittweise durch Boeing 767-Frachter zu ersetzen. Zwei MD-11 haben seither die UPS-Flotte verlassen, bis Jahresende sollen es insgesamt sechs sein.

So scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch in den USA der letzte Großraum-Dreistrahler seinen letzten Gang in Richtung Flugzeugfriedhof antritt – auch wenn bis dahin noch einige Tage ins Land ziehen werden.

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Erscheinungsdatum 05.05.2023