Airbus will die A380 umbauen

Großbaustelle A380
Airbus will die A380 umbauen

Veröffentlicht am 13.10.2017

Vier Prozent weniger Kerosinverbrauch und eine Verringerung der Betriebskosten pro Sitz um 13 Prozent verspricht Airbus mit der im Juni vorgestellten „Entwicklungsstudie A380plus“. Vor allem durch mehr Sitze an Bord, nämlich bis zu 80, will Airbus die Kosten pro Sitz  senken und den nur noch schwer verkäuflichen Vierstrahler-Riesen wieder konkurrenzfähiger gegenüber den modernsten Zweistrahlern machen, die von ihren sehr sparsamen Triebwerken profitieren. Das Maßnahmenbündel „A380-plus“ – bisher werden diese Verbesserungen nur unverbindlich vorgestellt –   setzt vor allem auf einen radikalen Umbau der A380-Kabine: Als erstes sollen die zweispurige Bugtreppe und die geschwungene Hecktreppe verschwinden und durch wesentlich kleinere Treppen ersetzt werden. „An den allermeisten Flughäfen steigen die Passagiere direkt in die Etage ein, in der sie auch sitzen. Wir brauchen heute keine großen Treppen mehr für die Passagierabfertigung. Diesen Platz könnten wir besser für neue Umsatzbringer nutzen“, sagte A380-Marketingchef Frank Vermeire bei einer Präsentation an Bord der MSN004 in Paris.

Airbus hatte den Vierstrahler-Prototyp am Luftfahrtmuseum von Le Bourget für die Paris Air Show mit 4,7 Meter langen Winglets äußerlich als „A380plus“ dekoriert. Statt heute no­minell 497 Passagiere könnte die A380plus bei Vierklassenbestuhlung 575 Fluggäste transportieren. Angeblich ohne Komforteinbußen, wenn man der Airbus-Werbung glauben darf. Allein durch  den Ausbau der großen Bugtreppe fänden in beiden Etagen 20 zusätzliche Passagiersitze Platz. Den Bug des Hauptdecks könnte man bis weit nach vorne mit Sitzen der Economy Plus füllen (Anordnung 3-3-3). Anstelle des Ruheraums der Piloten hinter dem Cockpit möchte Airbus lieber Passagiertoiletten einbauen. Die Piloten nutzen künftig einen Ruheraum im Unterdeck direkt neben dem der Flugbegleiter, der kurz vor dem Flügel eingebaut werden soll. Genau hier, bei Tür 2 im Hauptdeck, würde Airbus auch eine kleine „Stiege“ ins Oberdeck einbauen. Sie wäre vor allem für die Flugbegleiter gedacht.

Das neu eingerichtete Oberdeck verspricht der eigentliche Trumpf der A380plus zu werden: Hier verzichtet Airbus künftig auf die Seitenschränkchen und baut die großen Schlafsessel der Business Class (Anordnung 1+2+1) platzsparend diagonal so ein, dass die Fußenden jeweils weit nach außen unter die Dachschräge reichen. Alleine diese Fischgrätanordnung würde den Einbau von zehn zusätzlichen Business-Class-Sitzen ermöglichen, rechnet Airbus vor. Im Bug des Oberdecks wäre Raum für eine First Class, etwa mit Schlafkabinen. Ganz vorne im Oberdeck, anstelle des „Treppenhauses“, könnte man eine neue First-Class-Küche einbauen. Auch im Heck sind umgebaute Küchen ein Schlüssel, um mehr Raum zu gewinnen. Durch die Verlegung der Küchen in den Heckbereich, den zuvor die große Treppe einnahm, ließen sich 14 zusätzliche Passagierplätze einbauen. Weil bei reiner Business-Class-Bestuhlung im hinteren Oberdeck nur relativ wenige Menschen sitzen, könnte man sogar auf das letzte Türpaar als Notausgang verzichten, diese Türen stilllegen und hier auch noch Sitze einbauen. Nach Passagierzahl wäre dies zulässig, nach Entfernung zum nächstgelegenen Notausgang, hinter dem Flügel, nicht. Also bräuchte Airbus hierfür noch eine Sondergenehmigung der Luftfahrtbehörden EASA und FAA.

Problemlos ließe sich dagegen die Verdichtung der Economy Class um einen Sitz pro Reihe auf elf Sitze in der Anordnung 3+5+3 bewerkstelligen. Hierbei entstünde allerdings in der Mitte ein ungeliebter Fünfer-Sitzblock. Die am Fenster sitzenden Passagiere im Hauptdeck hätten bei Elferbestuhlung zudem relativ wenig Fußraum, denn die Rumpfwand biegt sich unten leicht nach innen. Airbus hält entgegen, dass alle Sitze immerhin 18 Zoll (45,72 Zentimeter) Sitzbreite wahren, also mehr, als in vielen Economy-Kabinen anderer Langstreckenmuster geboten wird. Auch ändere sich das Verhältnis von Passagiersitzen zu Toilettenräumen in der A380plus nicht. Einen Sitz mehr pro Reihe plant Airbus auch für die Klasse Economy Plus, die im vorderen Hauptdeck untergebracht werden soll. Hier finden neun Passagiere (3+3+3) in einer Reihe Platz, also insgesamt elf Sitze mehr.

Mehr Startmasse und noch mehr Reichweite

Neben dem Kabinengrundriss und der Einrichtung will sich Airbus auch um die technische Seite kümmern. Die beiden neuen Winglets – ihr oberer Teil ist 3,5 Meter lang, der untere 1,2 Meter – sollen den Luftwiderstand senken. Zusammen mit einem modifizierten „Wing Twist“, also einer anderen Verschränkung des Flügels, will Airbus damit rund vier Prozent beim Kraftstoffverbrauch sparen. Steigen sollen dagegen die Startmasse, und zwar auf 578 Tonnen, und die Reichweite um 560 auf 15 200 Kilometer. 

Viele Bordsysteme sollen durch modernere ersetzt werden. Dadurch sollen die Wartungsintervalle auf sechs Jahre gestreckt werden können. „Die A380-plus ist ein effizienter Weg, um bessere Wirtschaftlichkeit mit höheren Leistungen zu verknüpfen“, sagt Airbus-Chefverkäufer John Leahy. „Sie ist eine neue Entwicklungsstufe unserer Flugzeug-

ikone, um dem wachsenden Weltluftverkehr und den steigenden Ansprüchen unserer A380-Kunden zu entsprechen.“ Die A380plus wäre ab dem Jahr 2020 lieferbar.

FLUG REVUE Ausgabe 09/2017