Auf der Paris Air Show gaben MTU Aero Engines und MT Aerospace am Montag bekannt, gemeinsam ein Treibstoffsystem für Flüssigwasserstoff für die zivile Luftfahrt zu entwickeln. Erste Anwendung soll die fliegende Brennstoffzelle der MTU sein.
Die gemeinsame Entwicklungsarbeit habe bereits vor etwa drei Jahren begonnen, so die MTU in einer Pressemitteilung. Das System besteht aus Tanks, Sensoren, Wärmetauschern, Ventilen, Sicherheitssystemen und Regelung. Die Arbeit laufe hervorragend, so Barnaby Law, Chief-Engineer Flying Fuel Cell (FCC) für die MTU. Noch für dieses Jahr ist der Testbeginn des ersten Systems bei MT Aerospace in Augsburg vorgesehen.
MT Aerospace ist verantwortlich für das kryogene Wasserstoff-Speicher- und -Versorgungssystem, additiv gefertigte Wärmetauscher sowie Sensoren und die Systemintegration. Für das Sicherheitssystem, die Regelung und die Ventiltechnik ist die MTU zuständig, die auch die Systemführerschaft innehat. Die Arbeiten erfolgen nach Angaben der MTU in enger Abstimmung mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), um die zulassungs- und sicherheitsrelevanten Anforderungen zu erfüllen.
600 kW starker Elektromotor
Ebenfalls für die MTU-Brennstoffzelle wird derzeit ein hocheffizienter Elektromotor entwickelt – vom Starnberger E-Motorenentwickler und –kleinserienhersteller eMoSys, der seit April zur MTU gehört. Es wird die erste eMoSys-Luftfahrtanwendung sein und soll gleich neue Standards setzen: Der Elektromotor soll einen Durchmesser von nur 30 Zentimetern haben und lediglich 40 Kilogramm wiegen. Er ist für eine Dauerleistung von 600 Kilowatt ausgelegt und hat eine Leistungsdichte von 15 Kilowatt pro Kilogramm. Er wird mit einer Flüssigkeitskühlung ausgestattet und kann bei bis zu 85 Grad Celsius arbeiten.
Der von MTU entwickelte Brennstoffzellenantriebsstrang soll zunächst gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt an einer Dornier 228 erprobt werden. Für Mitte des Jahrzehnts ist der Erstflug geplant.
Die MTU-Brennstoffzelle könnte ab 2035 in Zubringer- und Regionalflugzeugen eingesetzt werden. Für die Zukunft sieht die MTU auch auf der Kurz- und Mittelstrecke Anwendungsmöglichkeiten. "Das LH2-Treibstoffsystem, das jetzt für die FFC entwickelt wird, könnte von der Systemtechnik her mit leichten Änderungen auch für die Wasserstoff-Direktverbrennung in Fluggasturbinen verwendet werden", so Law.