Noch vor dem offiziellen Beginn der Paris Air Show haben Embraer und der japanische Elektromotorhersteller Nidec die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Nidec Aerospace angekündigt. Das Joint Venture, das zu 51 Prozent Nidec und zu 49 Prozent Embraer gehört, soll plattformunabhängige Elektromotoren für die Luftfahrt entwickeln, zulassen und in Serie produzieren. Hauptsitz des Unternehmens wird in St. Louis, Missouri, sein.
Der Erstkunde wird Eve Air Mobility sein, ein von Embraer gegründeter eVTOL-Hersteller (electric vertical take-off and landing). Embraer hat aber für die Zukunft auch größere Anwendungen im Blick. Francisco Gomes Neto, President und CEO von Embraer sagte bei einer Pressekonferenz am Sonntag: "Die Energia-Familie ist ein weiterer Kandidat."
Der erste Elektromotor für eVTOLs hat eine projektierte Leistung von 70 kW. Für einen hybrid- oder wasserstoff-elektrischen 70-Sitzer wären Leistungen von rund einem Megawatt nötig. "Wir schauen uns alles an, was sich dreht und rotiert", sagte Michael Briggs, President Nidec Motion and Energy. Man entwickle derzeit aber noch keinen so starken Elektromotor, so die Vertreter beider Firmen.
Leichtere Materialien für die Luftfahrt
Man habe bereits Prototypen für den eVTOL-Antrieb entwickelt, so Dimas Tomelin, Vice President of Innovation and Corporate Strategy bei Embraer. "Er wird sehr bald an Eve fliegen", sagte Tomelin. Der Beginn der Flugtestkampagne ist laut Eve für 2024 geplant. Nach Angaben von Embraer und Nidec muss aber noch daran gearbeitet werden, den Antrieb auch für die Serienproduktion reif zu machen.
Nidec ist nach eigenen Angaben der größte Elektromotorhersteller weltweit, ist aber bisher nicht in der Luftfahrt tätig. Für Anwendungen in der Luftfahrt bedürfe es neuer, leichter Materialien, beispielsweise sollen die Lagerschilde aus Titan hergestellt werden. Auch für die Laminierung brauche es andere Technologien. Zudem müsse man neben dem Gewicht auch die Kosten reduzieren. Denn Nidec Aerospace will neben hoher Qualität auch "sehr wettbewerbsfähige Preise" bieten, so Tomelin.